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Zur Neutralität des Leseranwaltes zwischen zwei Stühlen, von denen einer dem Brötchengeber gehört
Freiheit der Medien gilt als Sicherung für die Freiheit der Menschen eines Landes. Dahinter steht nicht nur bei uns ein Grundrecht, das ich vergangene Woche als oberstes Prinzip für die Wahrnehmung meiner Aufgabe als Leseranwalt genannt habe. An der hatten sich zum Jahreswechsel einige skeptische Stimmen gerieben.
Redaktion
 |  aktualisiert: 06.03.2011 14:52 Uhr

Ein Kritiker weist darauf hin, dass ich zwischen zwei Stühlen sitze und einer davon meinem „Brötchengeber“ gehört. Das stimmt. Folglich hat er als Leser im Sinne des anderen Stuhles gefragt, inwieweit „Neutralität und Unsubjektivität“ bei mir gewahrt sein können. Objektivität ist mir, um der Klarheit willen, lieber.

Ja, ich bin als Leseranwalt „ein redaktionelles Angebot der Mediengruppe Main-Post“ an Leser und zunehmend für Online-Nutzer. Es ist menschlich, dass ich nicht vor Irrtümern gefeit und wohl auch subjektiv bin, so sehr ich nach Objektivität strebe und mich bemühe, neutral zu sein. Ob Sie als Leser mir vertrauen, trotz Brötchengeber, liegt an Ihnen. Orientieren können Sie sich daran, ob meine Erklärungen und Kritiken verständlich sind. Zugrunde lege ich bekannte Kriterien, zu denen zuallererst auch mein „Brötchengeber“ steht. Er hat, in Ihrem Sinne als Leser, dafür unterzeichnet. Somit haben Sie gültige Maßstäbe in der Hand, die Sie an meine Beiträge und Leistungen der Redaktion anlegen können. Dazu zählen selbstverständlich gesetzliche Grenzen für Medien, häufiger aber ethische Werte, die im Kodex des Deutschen Presserates und in Leitlinien unserer Redaktionen festgeschrieben sind. Nachzulesen: mainpost.de (beim Impressum) und presserat.de. Es sind Regeln zur Verantwortung von Medien gegenüber Menschen in einer demokratischen Gesellschaft. Folglich wiegen die in meinen Texten oft schwerer als Einzelprobleme von Lesern. Wenn die mich, nach solcher Abwägung, nicht mehr als ihren Anwalt akzeptieren mögen, muss ich es zugunsten höherer Werte akzeptieren. Erfahrungen, aus denen ich lerne.

Zugegeben: Beim Ärger über so manchen Fehler, fragen Sie sich oft, welchen Grundsätzen (für Technik, Sprache, Darstellungsformen und Illustrationen) Redaktionen im Alltag gefolgt sind und welche Umstände eine Rolle spielen. Das möchte ich an Einzelfällen durchschaubar machen, oft mittels eigener Kritik an Inhalten. Dieser kommt die Redaktion zuweilen in ihrer täglichen Blattkritik zuvor. Nach Kenntnis begründeter Leserkritik fiele eben manche journalistische Entscheidung anders aus. Weitere Ziele des Leseranwalts folgen nächste Woche.

 
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Kommentare
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  • carolus
    nach einem etwas happigen Tag mit gesprächsunwilligen Gegenübern finde ich es durchaus als akzeptabel, diesen Gedankenaustausch zu verfolgen;-)
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  • Zitat von Sahlender
    Wenn die mich, nach solcher Abwägung, nicht mehr als ihren Anwalt akzeptieren mögen, muss ich es zugunsten höherer Werte akzeptieren.

    Das ist Nonsens, immerhin sind Sie die einzige reelle Verbindung zum übergeordneten Organ des Lesers, den Chefredakteuren. Wenn Sie nicht der dünne Weg zwischen den beiden Seiten wären, dann würden die Redakteure noch weiter von ober herab auf die Konsumenten derer Artikel schauen. Das Ziel sollte ja sein, Redaktion und Leser näher zu bringen. Demzufolge haben Sie leider den schwarzen Peter des Zwischen-Stuhl-Sitzers bekommen. Und dass Sie es allen recht machen könne, das ist praktisch unmöglich. Im Prinzip tätigen Sie auch nur einen slalomartigen Eierlauf.
    Die Kritik mit den Stühle-dazwischen-sitzen und der Frage über ihre Unsubjektivität(sorry des war ich) ist aber auch berechtigt. Immerhin sollte jeder Leser das Recht haben, Kritiken auszusprechen und bei Ungereimtheiten nachzufragen.
    Klar, besser wäre, wenn Sie ein unabhängiger Ombudsmann wären, der keiner Partei verpflichtet ist, aber aus wirtschaftlichen Gründen unvertretbar. Aber wie wäre es, wenn man einen kleinen Ombudsrat aus sowohl Lesern als auch Redakteuren bilden würde? so ne Art runden Tisch? wäre doch ne feine Idee?
    Auch muss man Ihnen zu Gute halten, dass Sie nicht nur Redakteur sind, sondern sich freiwillig den Leseranwalt aufgehalst haben.
    Die Flinte ins Korn schmeißen, das wäre in diesem Moment auch net gut, aber meinen Vorschlag mit dem runden Tisch, vielleicht wäre dies in der Oberen Chefetage diskutabel.
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  • antonsah
    Wir hatten schon mal Anfang der neunziger Jahre sog. Leserwerkstätten. Die waren ein langatmiger Umweg und sie mussten für jede Lokalausgabe eigens aufgestellt sein. Das ist ein riesiger Aufwand. Dann wird es außerdem bürokratisch umständlich. Ich denke aber hier über Unterstützung nach. - Was das Zitat betrifft, das Sie aus meinem Text herausgeholt haben, so steht es alleine wirklich unglücklich im Raum. Es braucht den Zusammenhang zur zuvor erwähnten Abwägung. Denn ich muss wahrhaftig oft Diskussionen verloren geben, weil ich mich zugunsten von Interessen einzelner Leser nicht über ethische Grundsätze, manchmal sogar Gesetze hinwegsetzen kann. Das sind - bei allem Respekt vor einzelnen Lesern - eben höhere Werte. Mitunter muss ich aber auch erklären, dass manche Wünsche von einer Zeitung nicht mehr erfüllbar sind, vor allem weil es technische Grenzen gibt und wirtschaftliche Grenzen geben muss.
    Und die Unabhängigkeit einer Redaktion gilt es so manches Mal auch gegenüber Leserinteressen zu wahren.
    Folgt ja nächste Woche noch ein weiteres Erklärungsteil. Dann muss es aber erstmal ausreichen. Dann widme ich mich in meiner Kolumne wieder Leseranliegen.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • dass eine sogenannte Leserwerkstatt dann jedesmal dazu diente, jedesmal ne Ausgabe abzusegnen, das finde ich enorm übertrieben und zu aufwendig. das was ich meinte , das wäre wirklich mal ein runder Tisch(vielleicht 3-4 mal à Jahr) gerade von diskussionsfreudigen Lesern, einerseits damit diese auch mal einen Einblick in die Redaktionsarbeit(hinter den Kulissen) bekommen, andererseits auch deshalb, damit auch die Redaktion sieht, wer sich hinter einer Fassade bewegt. Gerade als Leser verfällt man leichter in Kritik, vielleicht auch aus Überheblichkeit. In vieler Augen ist das Artikelschreiben vielleicht ein Klacks, liegt wohl auch oft daran, dass die meisten Arbeiten wesentlich einfacher aussehen als sie in Wirklichkeit sind. Als Redakteur muss man immerhin geistig so fit sein, immer neue Ideen zu haben, auch Improvisierungsverhalten, damit nicht jeder Artikel dem Anderen gleicht. Da ist auch sehr oft Phantasie und Rhetorik gefragt, net nur Grammatik und Rechtschreibung.
    Das mit dem Respekt untereinander, denke das ist hier auch eines der Hauptprobleme. Stellenweise Fanatismus als auch geistiger Primitivismus sind die Ursachen. Denke dagegen ist man aber machtlos, weil dies an sich keiner selbst bemerkt; da kann man noch so argumentativ entgegnen oder auch appellieren. Jeder von uns versucht sich doch als der Schlaueste zu outen, eine all zu menschliche Eigenschaft.
    Ich jedenfalls wäre bestimmt interessiert an so nem runden Tisch, gerade der einblick in die Arbeit eines Zeitungsredakteurs wäre bestimmt sehr interessant.
    Auch bin ich sehr gespannt, auf ihre nächsten "Leseranwaltsartikel", da Sie doch nen kleinen Einblick in die Mainpost durch ihre Umschreibung versprachen.
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