Zum Fan der Würzburger Kickers will ich Herrn R. aus Bad Neustadt nicht machen. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich kann nur versuchen, das zu erklären, was der Rhöner für übertrieben hält. Grundsätzlich lässt er die Redaktion wissen, was er meint, „was Leser darüber so denken, auch die, die nicht in Würzburg wohnen und leben, aber Stadt und Einwohner trotzdem gut kennen.“
Das hält er für übertrieben
Herr R. versteht,
dass „der (Fußball-) Sport für einige Leute eine große Rolle spielt, <...> nachdem die Kickers in der 2.Liga spielen (dürfen). Aber müssen die Berichte und Fotos(!) so übergroß <..> sein? Müssen wir wirklich jeden Montag über die persönlichen Befindlichkeiten von allen Spielern und dem Trainer berichtet bekommen?“ Er hält das für übertrieben.
Herr R. hat Recht, wenn er noch feststellt, dass es aus Würzburg und Umgebung mehr zu berichten gibt als nur Fußball. Ich habe ihm empfohlen, wenn er Wichtiges vermisse, solle er sich melden. Erklären will ich nun das, was er für übertrieben hält.
Der Hype hält an
Manches von dem, was im Sport berichtet wird, wollen nur wenige Leser wissen. Das liegt an ihrer Ferne zur Sportart oder zum Schauplatz. Vor fünf bis sechs Jahren war auch mit den Kickers kaum Staat zu machen. Erst ihr ungewöhnlicher Weg nach oben wurde zum Medien-Ereignis. Die Beachtung war bundesweit. Da kommt dann eine Regionalzeitung am wenigsten daran vorbei. Und der Hype, der über Würzburg hinaus entstanden ist, hält an, damit viel Begeisterung bei Lesern und Nutzern der Main-Post Angebot für Berichte und Bilder, die manche, so wie Herr R. in der Rhön, in der Zeitung auch für übertrieben halten.Nachholbedarf wird gedeckt
Fußball und Bundesliga sind Magnete für Massen. Das ist nichts Neues. Auch nicht, dass ihnen Medien entsprechende Aufmerksamkeit schenken und damit zu ihrer anhaltenden Popularität beitragen. Das gilt hier nun umso mehr, weil Unterfranken jahrzehntelang im Fußball keine Rolle gespielt hat. Nachholbedarf wird gedeckt. Leute werden Fans, die sonst vielleicht mal bei der WM im TV Fußball geguckt haben.Spieler genießen Promistatus
In der Region Unterfranken gibt es kaum andere regionale Sport-Ereignisse, die ähnlich viele Besucher anziehen. Zum ersten Zweitliga-Heimspiel kamen mehr als 12.000 Zuschauer ins Kickers-Stadion und zum Pokalmatch mehr als 6000. Und - man mag es bedauern - in der Bundesliga genießen Spieler Promistatus. Das heißt: Individuelle Beurteilungen stoßen auf ein Interesse, das bis in den Lebenslauf hineinreichen kann. Die Nutzung der Beiträge lässt das erkennen. Alles zusammen führt zu umfangreichen Darstellungen und Illustrationen.Selbst Werbekunden nutzen die erhöhte Aufmerksamkeit für die Umgebung der Berichterstattung über die Kickers gerne. Das zeigt der Sonderteil "mainKicker" in der Samstagausgabe der Zeitung vom 20. August 2016, der journalistisch eine umfangreiche Vorschau auf die Pokalbegegnung mit Braunschweig enthält. Dieses vierseitige Teil gab es allerdings nur im südlichen Unterfranken zu lesen. Die Fotos hier zeigen die redaktionelle Berichterstattung dazu.
Der Realist
Herr R. aus der Rhön ist Realist. Vorausschauend hat er nämlich geschrieben, dass er keine Veränderung erwartet. Zumindest da muss ihn nicht enttäuschen. Wiederholt sei aber in seinem Sinne, was ich schon am 13. Juni 2016 in der Zeitung und hier auf mainpost.de veröffentlicht habe:
„Sportliche Erfolgswelle erfasst Würzburg – Doch vor Fan-Journalismus wird gewarnt“.
Anton Sahlender, Leseranwalt