Nun ist er über einen Stein des Anstoßes gestolpert: Die Werbung eines Windkraftbetreibers, die bei uns auf www.mainpost.de im Internet erschienen ist – und dort auch beim Leseranwalt. Für ihn ist das nicht in Ordnung.
Der Windkraftgegner fragt mich, wie glaubwürdig ein Medium sei, „das sich in einer so brisanten, so essenziellen und so umstrittenen Thematik der finanziellen Verlockung durch einen Windkraftbetreiber hingibt?“ Für den Mann scheint jetzt klar, auf welcher Seite die „unabhängige Main-Post“ steht.
Welch ein Missverständnis. Werbung wird vom Kunden bezahlt. Der verantwortet auch ihre Botschaft. Auf die nimmt das Medienunternehmen keinen Einfluss. So bedeutet die Verbreitung dieser Werbung weder, dass wir als Medium Windkraftanlagen befürworten, noch dass wir sie ablehnen.
Ich erinnere an das gesetzliche Trennungsgebot. Die meisten Zeitungsleser kennen es. Sie wissen, dass Redaktion und Anzeigenabteilung inhaltlich unabhängig voneinander arbeiten müssen.
Es ist also nicht die finanzielle Verlockung, sondern gerade die Unabhängigkeit, die für unvoreingenommene Offenheit am Markt sorgt. Beworben werden darf, was keinen Gesetzen, ethischen Grundsätzen oder unserer demokratischen Ordnung widerspricht. Daran müssten auch Anzeigen von Windkraftgegnern nicht scheitern. Offenheit schafft Unabhängigkeit, auch als Basis für Wirtschaftlichkeit.
Ein Medium müsste um seine Existenz fürchten, würde bekannt, dass es aus politischen oder ideologischen Gründen Werbung ablehnt. Genau das würde Einseitigkeit erkennen lassen.
Ein Medium kann kein ideologisch motiviertes Anzeigengeschäft betreiben. Man müsste ständig darüber entscheiden, vor welcher Werbung Mensch und Natur zu schützen sind: etwa vor der für Kernkraft, für Autos, für Flugzeuge oder gar für Schweinefleisch? So geht das nicht. Ich glaube an mündige Mediennutzer, die redaktionelle Beiträge von Werbung unterscheiden können.
Das habe ich auch dem Windkraftgegner geschrieben. Er ist hart geblieben: Er sieht in mir einen Befürworter der Windkraft in Mainfranken. Er hat es als Ironie empfunden, dass ich ihm Erfolg bei allem gewünscht habe, was für die Menschen gut ist. Das tut mir leid. Seiner Logik, wer nicht gegen Windkraftanlagen ist, der befürwortet sie, mag ich mich aber nicht weiter widmen.