zurück
Wie berühmte Fußballer und Vereine zu Verführern von Redaktionen werden können
Redaktion
 |  aktualisiert: 06.03.2011 14:51 Uhr

Da betreibt Ihre Zeitung mit einem redaktionellen Beitrag kostenlos Werbung für ein privates Unternehmen“, klagt bei mir ein Geschäftsmann. Der Grund: Das Angebot der Fußballschule eines ehemals sehr bekannten Profis und Nationalspielers war in einem Lokalteil redaktionell angepriesen worden.

Tatsächlich war zu lesen, dass der Verein in einer kleinen Gemeinde mit einem besonderen Leckerbissen für Nachwuchskicker aufwarte. Die Fußballschule des Ex-Profis, Partner des FC Bayern München Juniorteams, gastiere im Juni fünf Tage auf dem Sportgelände. Ausführlich ist das Trainings- und Wettbewerbsprogramm beschrieben. Und man erfährt, wo sich interessierte Jungs und Mädels melden können.

Der Geschäftsmann, der sich darüber beschwert, sieht sich in Konkurrenz zum Geschäft des Ex-Fußballers. Er bezeichnet den Zeitungsbeitrag als Schleichwerbung und erkennt darin einen Verstoß gegen den Kodex des Deutschen Presserates, der eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken verlangt.

Ich habe dem Geschäftsmann in seiner Kritik zugestimmt. Die Nachricht hätte in dieser Form nicht erscheinen dürfen. Die Fußballschule des Ex-Profis ist ein Unternehmen im Wettbewerb und das Angebot an Nachwuchskicker hat seinen Preis. Davon, dass für Teilnahme Geld verlangt wird, war in der redaktionellen Ankündigung freilich nicht die Rede. Dadurch konnte sogar der Eindruck entstehen, alles wäre gratis.

Dieser Eindruck verstärkt sich dadurch, dass der örtliche Sportverein das Angebot macht. Der meldet es auch der Redaktion. Durch den unverdächtigen Absender und Erinnerungen an einen namhaften Kicker hat sich die zuständige Lokalredaktion zu dieser Veröffentlichung verführen lassen. Angebote gemeinnütziger Vereine unterliegen eben nicht den Einschränkungen, wie sie für die Leistungen von Firmen, die im Wettbewerb stehen, gelten müssen.

Folglich kooperieren bekannte Ex-Kicker gerne mit Vereinen, deren Sportgelände sie nutzen müssen. Die Vereine profitieren ihrerseits und schmücken sich dazu gerne mit noch gut klingenden Namen. Deshalb werden Vereine bei Redaktionen zu willigen Türöffnern für Werbetexte von Profi-Unternehmern.

Auch wenn es gerade für kleine Dörfer eine attraktive Abwechslung ist: Die Angebote kommerzieller Fußballschulen rechtfertigen bestenfalls kurze nüchterne Terminansagen. Mehr bietet ihnen der Anzeigenteil. Das gilt auch für einst erfolgreiche Profis, die beim Nachwuchs Hoffnungen auf den FC Bayern wecken.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Leseranwalt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top