Quellenklarheit ist ein gewichtiger journalistischer Grundsatz. Ich gehe darauf ein, weil auch Nachrichten verbreitet werden, die redaktionell gesehen aus zweiter Hand stammen. Aus anderer Perspektive betrachtet, sind sie dagegen aus erster Hand – dann, wenn etwa der Vorsitzende selbst aus seinem Verein berichtet. Alles da gewesen und grundsätzlich noch nicht verwerflich.
Im Klartext: Es gibt Veröffentlichungen, die nicht von Redakteuren oder freien Mitarbeitern der Redaktion recherchiert und erarbeitet wurden. In manchen Fällen stammen sie aus der Feder von Personen, die am berichteten Ereignis selbst beteiligt sind oder waren. Das können Pressesprecher oder Schriftführer von Vereinen sein. Diese Situation ergibt sich bevorzugt auf Lokalseiten. Eine zu große Zahl von Ereignissen erlaubt es einfach nicht – speziell an veranstaltungsreichen Wochenenden –, dass überall Journalisten vor Ort erscheinen. Trotzdem soll aber von dort berichtet werden. In solchen Fällen behelfen sich lokale Redaktionen seit jeher damit, eine der vor Ort engagierten Personen um einen Bericht zu bitten. Gelegentlich funktioniert das sogar von ganz alleine. Oder Veranstalter und Organisatoren liefern unaufgefordert Texte und Bilder in die Redaktion, wenn ihnen deren Verbreitung wichtig ist. Das verpflichtet bekanntlich nicht, dass das auch so geschehen muss.
Wie auch immer: Als Leser sollen Sie erkennen können, wenn Berichterstatter in das berichtete Ereignis oder Thema selbst eingebunden, folglich nicht so ganz unabhängig sind. Nur Initialen oder der Name des Autors reichen dazu selten aus, selbst wenn die Redaktion für den Beitrag immer verantwortlich bleibt.
Die Herstellung von Quellenklarheit gehört zur Aufgabe von Redakteuren, auch bei lokalen Nachrichten von geringer Bedeutung und ohne große Tragweite. Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit beginnen im Kleinen. Sie helfen Lesern bei der Bewertung und Einordnung von Nachrichten.
Das erkläre ich, weil ich auf einen durchaus informativen Beitrag in einem Lokalteil gestoßen bin, bei dem die erforderliche Klarheit nicht gegeben war. Dabei wäre es kein Problem gewesen, sie herzustellen.
Als Leser können Sie einem Medium doch am ehesten Vertrauen schenken, wenn es Ihnen möglichst durchschaubar begegnet. Dazu muss es keine schützenswerten Informationen oder Namen preisgeben. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, wenn nicht überall ein Journalist erscheinen und berichten kann. Vielleicht empfinden Sie es sogar als sympathisch, mal einen engagierten Beteiligten in dieser Rolle zu erkennen.
man macht die Türe auf und sieht`s, wo das Steuer sitzt.
Respektive schlägt man die Zeitung auf und liest`s, wo der Hase langläuft und kann damit doch irgendwie umgehen.
Die versteckten oder sogar verschwiegenen Mängel in der Mechanik sind dann doch eher die, die Schwierigkeiten im alltäglichen "Fahrbetrieb" bereiten...
Aber im ernst: Eigentlich selbstverständlich, auf was H. Sahlender da bez. der Quellenklarheit hinweist. Bedenklich nur, dass er das tun muss: Offensichtlich ist bzw. war das nicht immer so eindeutig, sonst müsste er diesem Problem nicht so aufwendig darstellen. abhilfe kann aber nur er selbst bzw. seine MP als Arbeitgeber schaffen.
Das ist legitim, solange ein Redakteur die Inhalte überprüft und abhakt bzw. korrigiert und abhakt. - Und meistens handelt es sich ja nicht um Brisantes, sondern schlicht um Information.
In Fällen wie dem hier angesprochenen wäre anzuregen, dass ein zweiter Redakteur zur Überprüfung herangezogen wird, so dass erst gar nicht der Anfangs-Verdacht einer Mauschelei aufkommen kann.
"Üblich" ist/war dann wohl auch, dass da vor einiger Zeit mal einer beim ZDF anrief, hahaha;-)
Ein Schuh wird eher umgekehrt draus: Dass nämlich in politisch gefärbten Verlage nur Redakteure zum Zug kommen, die von sich aus so schreiben wie Delegierte einer Partei.
Und Ihr Gedanke (der über den umgekehrten Schuh) - nicht ohne!!
Anton Sahlender, Leseranwalt
Beweisen kann ich das nicht - wie sollte man das können? - Aber die Schwarm-Intelligenz des Volks merkt schon, welches Medium wie geschnitten ist in Bezug auf sein weltanschauliches Geschäftsmodell.
Der MAINPOST würde ich das übrigens NICHT vorwerfen - solange sie von den einen als "zu rechts" und von den anderen als "zu links" kritisiert wird, ist das ein indirekter Hinweis darauf, dass die MP wirklich unabhängig ist.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Ich sag nur "Werbekampagne für Würzburg ist bunt!" Total übertriebene und einseitige, bzw. politisch bedenkliche, unneutrale Berichterstattung war das damals.