Tatsächlich ist übertriebene Darstellung von Leid und Gewalt grundsätzlich nicht mit den ethischen Grundsätzen journalistischer Arbeit zu vereinbaren. Wie es dennoch möglich ist, hat der Deutsche Presserat mit einer Entscheidung vor zwei Jahren erkennen lassen.
Es ging um Fotos in einer Regionalzeitung, die unter der Überschrift „Flucht vor der Armut – in die Hölle“ über afrikanische Flüchtlinge am Beispiel eines Mannes aus Mali berichtete. Hintergrund war die französische Abschiebepolitik seit dem Amtsantritt von Nicolas Sarkozy.
Ein Foto zeigt den Flüchtling aus Mali in einem Männerheim. Auf einem anderen aber sind mehrere offensichtlich tote Männer in einem Boot zu sehen. Im Bildtext steht, dass sie aus Guinea geflohen und auf der Insel Gomera gestrandet sind. Vier Flüchtlinge seien gestorben, elf weitere befänden sich nach mehreren Tagen ohne Wasser in einem lebensbedrohlichen Zustand.
Ein Leser beschwert sich. Er sei erschüttert und angeekelt von diesem unangemessen sensationellen Bild. Er sieht einen Verstoß gegen den Pressekodex, da die Gesichter der Opfer nicht unkenntlich gemacht worden seien. Damit liege eine Verletzung der Menschenwürde und der Ehre vor. Die abgebildeten Menschen würden zum Objekt herabgewürdigt.
Der Presserat geht vor allem auf den Gesichtspunkt der Sensationsberichterstattung ein. Auf einer kompletten Seite hatte sich die Redaktion dem Thema Flucht und Elend unter verschiedenen Aspekten gewidmet. Auch in diesem Zusammenhang sah der Presserat in dem kritisierten Foto ein Dokument der Zeitgeschichte. Es zeige drastisch die Verzweiflung geflohener Menschen, die sich in kleinen Booten auf das Meer wagen.
Selbst wenn es manche Leser nur schwer ertragen könnten, sei es gerechtfertigt, diese grausame Realität im Bild zu zeigen. Menschen würden nicht zum Objekt herabgewürdigt, weil das Foto in einen ganzseitigen Beitrag eingebettet ist. Man trage dem Respekt vor dem Leid der Opfer Rechnung.
Auch Kinder und Jugendliche, die die Zeitung lesen, könne man nicht vor solchen Themen verschonen. Auf derartige Tragödien nicht hinzuweisen, nur um junge Leute vor der grausamen Realität der Welt zu schützen, wäre mit der Aufgabe der Presse nicht zu vereinbaren.
Der Presserat wies diese Beschwerde als unbegründet ab.
Siehe auch www.presserat.de
Auch die "Schönrederei" vieler Themen möchte ich hier einschließen.
Sorry, dass ich hier im Forum nichts konkretisiere, aber schwierig dies tastaturmäßig und öffentlich zu tätigen.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Not, Misstände, Katastrophen, Krankheiten - igitt!
Die Realität bestätigt uns aber, dass die Welt nicht rund ist, sondern auch Ecken und Kanten hat. Man muss eben auch damit leben, dass einigen Menschen bei manchen Artikeln die Chips im Halse stecken bleiben. Oder soll der Redakteur vor jeder Artikelveröffentlichung bei den Lesern herumreisen, und sie nach deren Meinung fragen? Dann würde aber die Ausgabe der Mainpost aber sehr, sehr teuer.
Denke in eine Zeitung gehört alles rein, sowohl deprimierende Themen als auch die "heile-Welt-Thematik"
Nur noch eines, wenn die Redaktion gewisse Themen aufgreift, Tabus angreift, dann sollte sich dies aber auf ALLES beziehen und nicht nur auf gewisse Sachen. Das ist ein riesiges Manko einer jeden Redaktion!