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Von zielführenden Kritiken der Leser zu stilvollen Entschuldigungen der Redaktion
Fehler bleiben Zeitungslesern nie verborgen. Hilfreich ist, wenn sie gleich gemeldet werden. Redaktionen müssen sie berichtigen und Ursachen finden, besonders, wenn falsche Tatsachen berichtet wurden. Das dient auch der Vorbeugung. Die muss „höchste Priorität“ haben.
Redaktion
 |  aktualisiert: 30.12.2012 17:19 Uhr

Nein, nicht „höchste“ – einfach „Priorität“ reicht. Überflüssige Prioritäten-Steigerungen verspricht täglich mindestens ein Politiker. Das hat mich mein Lieblingssammler von Sprachschwächen und Rechtschreibfehlern wissen lassen, nachdem er diese „Erhöhung des Vorrangs“ auch als journalistische Formulierung lesen musste. Überhaupt: Dieser Mann aus Ochsenfurt liefert in gefälliger Handschrift regelmäßig schlüssige Erläuterungen zu Fehlern. Weiter so.

Ansonsten kommen Leser-Mitteilungen unterschiedlich daher. Ich erwähne das weniger wegen ihrer äußeren Form, eher wegen ihres Inhaltes. Schwierig zu entschlüsseln sind vernichtende Rügen „gegen unterbelichtete Schreiberlinge, die es nie lernen“. In niederschmetternde Beurteilungen und Vorurteile verpackte Beschwerdegründe danach ernst zu nehmen, fällt derartig geschmähten Journalisten nicht so ganz leicht.

Mitunter wollen Leser, wenn sie glauben, einen Schuldigen ausgemacht zu haben, Bestrafung durch Gehaltskürzung. Ein Kritiker forderte die Absetzung eines Verantwortlichen – wegen einiger Fehler und weil der nicht zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden könne. Nach dieser sehr individuellen Bewertung des Lesers darf der Redakteur aber weiter in seinem Bereich entscheiden. Der Kritiker hat sein Abonnement leider gekündigt. Mein Tipp an Kritiker: Freundlich vorgebrachte Kritik wirkt auch bei Redakteuren mehr als nur Vorwürfe.

Schwächen der Redaktion erkennt ein Kollege, der Medien-Ombudsmann Peter Stahlberger vom St. Gallener Tagblatt. Der unterscheidet etwas schwyzerisch zwischen „Stil oder Unstil“ redaktioneller Entschuldigungen bei Fehlerberichtigungen. Ich zitiere: „Halb gedanken-, halb respektlos pflegt man quer durch die Zeitung das Ritual des Sich-selber-Entschuldigens, wo es doch eigentlich um die an unmittelbar Betroffene und überhaupt an die Leserschaft gerichtete Bitte um Entschuldigung gehen müsste. Oder dann versucht man, Fehler mit irgendwelchen Watteworten schönzureden. Beliebt sind etwa der Begriff ,Fehlleistung‘ (was ja laut Freud eine unbewusste Wahrleistung ist) oder die Wendung vom ,Fehler, der sich eingeschlichen hat‘ (womit der Täter flugs zum Opfer des Einschleichdiebs wird).“

Auch im Namen unserer Leser: Danke, Kollege Stahlberger, ihre Worte mögen auch hier zum guten Vorsatz für 2013 werden.

 
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  • ..könnte auch sein - wobei das "auch" als eine von mehreren Ursachen zu sehen ist - , dass der Leser nicht zuletzt davon lernt, welche Begriffe ihm die Medien vorgeben, wenn sie Politiker, Wirtschaft und z.Zt. sicher nicht ganz unbegründet ( zwinkern ) auch die Finanzwelt kritisiert? Als Nachahmer bedient er sich dann deren Wortwahl und betrachtet seine Ausdrucksweise durchaus als legitim.
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