Das bezieht sich nicht auf Meinungen und Interpretationen, manches Mal aber auf Rechtschreibfehler. Vor allem aber geht es um nicht haltbare Tatsachenfeststellungen. Der Kultur einer Richtigstellung widme ich mich, weil ich kürzlich die Gefühle von Lesern nachvollziehen durfte, die sich von einer Übertreibung, hier im Sportteil, betroffen fühlen. Dazu muss man wissen, dass ich früher Wasserball gespielt habe.
Der Anlass: Zu Recht gefreut hat sich in einem Bericht (16. Mai) über den Viertelfinal-Sieg der Würzburger Baskets im Basketball-Play-off gegen ALBA Berlin vor mehr als 3000 begeisterten Zuschauern ein Baskets-Manager, und zwar über „den größten Erfolg, den Würzburger Basketballer jemals errungen haben“. Übertrieben hat der Berichterstatter, der ihn überbot: „Dieses Halbfinale, es ist schon jetzt nicht nur der größte Erfolg Würzburger Basketballer, sondern Würzburger Ballsportler überhaupt.“ Das ist ein Schönheitsfehler in einem lebendigen Bericht. Ich habe ihn kritisiert, weil beispielsweise Würzburgs Wasserballer in den 70er Jahren dreimal das Finalturnier des Europapokals der Landesmeister erreichten.
Ein unverzüglicher redaktioneller „Einwurf“ in der folgenden Ausgabe (18. Mai) würdigte ausführlich solche und weitere Erfolge. Man las aber auch, „vielleicht fehlte dieser Aussage (vom größten Erfolg aller Würzburger Ballsportarten überhaupt) ein Wörtchen wie 'gefühlt‘ oder 'emotional‘.“ Was heißt vielleicht? Es fehlte! So wurde es mehr eine Rechtfertigung als ein Fehler-Bekenntnis.
Dass „mit flinker Feder live aus der Halle heraus“ berichtet wurde, wie in dem Einwurf zu lesen ist, verdient Anerkennung und stimmt nachsichtig. Sport-Reportagen dürfen gerne etwas emotional ausfallen.
Von internationalen Wasserballerfolgen war ich in den 70ern auch emotional berührt. Heute bin ich Freund des hochklassigen Basketballsportes. Die Gefahr jener Übertreibung besteht aber darin, dass sich andere Ballsportarten abgewertet fühlen können, wenn sie nicht als Fehler eingestanden wird. Auch wenn es nicht so gemeint war: Nach dem „Einwurf“ sehe ich mich als Kritiker „gefühlt“ in die Rolle eines Lesers gedrängt, der eine Aussage nicht begriffen hat.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Pessimismus und Realismus sind oftmals beim Leser abstossend. Die heile Welt muss suggeriert werden. Der Leser will es so.
Nicht nur beim Sport, sondern auch bei Lokalpolitik, da wird doch mehr instrumentalisiert, dass sich sogar in der Redaktion die Balken biegen.