zurück
Tipps für schnellen Sex in den Ferien waren nicht ernst gemeint
Satire ist ein Dauerthema. Sie bläst auf und spitzt zu. Zwangsläufig eckt sie oft an. Man sollte Satire aber ertragen können, möglichst sogar noch dann, wenn sie offenbar guten Geschmack verletzt.
Leseranwalt
Redaktion
 |  aktualisiert: 27.10.2009 14:18 Uhr

Dafür spricht eine Entscheidung des Deutschen Presserates, die ich zum Ende der Ferien für Sie herausgesucht habe. Sie lässt erkennen, dass Geschmacksfragen keine Rolle spielen – also auch nicht bei Satiren.

Der Fall spielt im Jahr 2007: Eine Jugendzeitschrift veröffentlicht unter der Rubrik „Hot-List“ (Heiße Liste) zwei Aufstellungen. Eine davon ist überschrieben mit „10 Tipps für schnellen Ferien-Sex!“ Erster Tipp: „Sag den Typen, dass Du 15 bist – und nicht 13!“ Ein weiterer Ratschlag: „Sag: Dumm fickt gut – hier ist mein Zeugnis!“

Gegenüber dem Presserat, der Organisation zur freiwilligen Selbstkontrolle der Presse in Deutschland, bezeichnet ein Leser die Tipps als primitiv und widerwärtig. Tipp 1 sei eine gefährliche Aufforderung zur Lüge und zum Betrug. Der Beschwerdeführer, wirft der Zeitschrift vor, im Hinblick auf den in der Türkei inhaftierten Jungen, die nötige Verantwortung außer Acht zu lassen.

Dagegen lässt die Rechtsabteilung des Verlags den Presserat wissen, dass sie die Tipps als eine satirische Aufarbeitung zeitgeschichtlicher Ereignisse sieht. Feriensex sei angesichts des in der Türkei inhaftierten Jungen ein Thema, das bundesweit kontrovers diskutiert werde. Die Zeitschrift habe darüber journalistisch ausgewogen berichtet. Der Verlag geht davon aus, dass der Presserat nicht verlangt, Satire auch noch als Satire zu kennzeichnen. Der „verständige“ Leser der Zeitschrift sehe in der „Hot-List“ weder eine Verletzung des sittlichen Empfindens noch des Jugendschutzes. Die Tipps würden von den Jugendlichen durchaus als Scherz aufgefasst.

Handelt es sich bei der „Hot-List“ tatsächlich um Satire? Auf diese Frage gibt darauf hin der Presserat seine Antwort. Ihm scheint der humoristische Umgang mit aktuellen Themen Teil des Konzepts der Rubrik zu sein. So sah er die Liste mit der überspitzten Darstellung von „10 Tipps für schnellen Ferien-Sex!“ als eindeutig nicht ernst gemeint an. Er wies die Leserbeschwerde als unbegründet ab.

Zu beachten ist: Geschmackliche Einordnungen nimmt der Presserat grundsätzlich nicht vor. Er hat es für die Ratschläge der Jugendzeitschrift auch nicht getan. Die Auffassungen von gutem und schlechtem Geschmack seien eben unterschiedlich.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Leseranwalt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • grayjohn
    hatte früher auch mal was mit Niveau zu tun - ich erinnere hier nur an den Altmeister Ephraim Kishon. Wenn ich heutzutage "Satire" lese, ist mir schon fast klar, dass hier mal wieder jemand meint, je weiter unter der Gürtellinie, desto Satire. Ich mein', die deutsche Sprache ist eine lebendige Sprache - vielleicht kommt es hier gerade zu einer Bedeutungsverschiebung - aber meinen Geschmack treffen muss die "Prollschreibe" deswegen noch lange nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • antonsah
    @barockschloss: Danke für den Hinweis. War eine Nachlässigkeit. Ab sofort kann auch der Leseranwalt bewertet werden.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ... habe ich durch den Beitrag von @frima jetzt auch gemerkt. Gibt es einen Grund dafür, dass man Artikel von freien Mitarbeitern bewerten kann, nicht aber die, des Zeitungsanwalts?

    Zum originären (und hiermit wiederholten) Bild-Zeitungscontent muss ich mich gar nicht äußern, denke ich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Vorab: Bewerten kann ich nicht, weil die Sterne fehlen. Soweit -so gut.

    Satire hin oder her. Ich bin ganz bestimmt nicht prüde, aber diese Tipps sind für mich Schwachsinn (Pisa lässt grüssen). Da kann Satire aufblasen und zuspitzen wie sie will.
    Diese Tipps sind eindeutig niveaulos. Bei mir löst das nur Kopfschütteln aus.
    Mit bedenklichen Grüssen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten