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Sorge für die Zukunft im Internet – nicht Sensationsgier
Sorge für die Zukunft im Internet – nicht Sensationsgier
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2021 10:38 Uhr

Unfall mit einer Schwerverletzten und einer Toten. Darüber wurde berichtet. Ein Leser fragt danach, ob es zur Informationspflicht eines Mediums gehört, die Öffentlichkeit mit möglichst vielen Details zu füttern. Ein großformatiges Farbbild von der Unfallstelle hätte seiner Meinung nach genügt. Er beklagt, dass sich die Fälle mehren, in denen wie bei dem genannten Unfall, neben der üblichen Berichterstattung weitere Bilder und Videos im Internet angeboten werden. Er vermutet, dass dahinter die Befriedigung einer beklagenswerten Sensationsgier steckt.

Die Redaktion glaubt nicht, dass es alleine Sensationsgier ist, die dafür sorgt, dass Unfallfotos im Internetangebot aller Tageszeitungen stark genutzt werden. Es wird damit eher eine der Stärken des Mediums Internet unterstrichen: Nachrichten können dort wesentlich ausführlicher dargestellt werden als in der gedruckten Zeitung, deren Platz begrenzt ist. Auf Papier finden sie eine von Journalisten sorgfältig aufbereitete Auswahl. Deshalb wird von Redaktionen die Stärke des Internets, das kaum Mengengrenzen kennt, gerne mit ausgenutzt – das nicht nur auf www.mainpost.de und nicht nur bei Unglücksfällen.

Ich erinnere daran, dass jedes Medium spezielle Eigenschaften und Stärken besitzt. Fernsehen bietet viele Bilder von Unglücksfällen, vor allem bewegte. Niemand verübelt das den Programmmachern. Und das Internet eröffnet eine weitaus größere Palette an Präsentationsmöglichkeiten. Die gilt es professionell zu nutzen, auch für die Berichterstattung. Das Netz ist schneller als alle herkömmlichen Medien. Nachrichten können dort sofort verbreitet werden, in allen denkbaren Formen: in Text, Bild, Video in Ton (Audio) oder in allen Varianten gemeinsam. Und Sie, als Nutzer, können allen anderen sofort Ihre Meinung dazu mitteilen. Sie müssen nur über die technischen Möglichkeiten verfügen, um an diese Vielfalt und Interaktivität heranzukommen. Augenblicklich gehen in Deutschland 64 Prozent online.

Tageszeitungen stellen sich längst auf diese gewaltige Veränderung in der Welt der Medien ein. Sie müssen es, um zukunftsfähig zu bleiben. Ohne Internet geht das nicht, da sind sich die Experten absolut sicher. Eine ganze Reihe von Zeitungsredaktionen hat begonnen, zuerst dass Internet mit neuen Nachrichten in allen Präsentationsformen zu versorgen. Dann erst folgt die Arbeit am gedruckten Produkt für den nächsten Morgen.

Sie sollten mit dem Einsatz zusätzlicher Informationen etwas wählerischer sein, appelliert der Kritiker an die Redaktion. Die versucht das, ohne die Stärken des Nets zu vernachlässigen. Im Ergebnis mag das für Leser, die mit der Tageszeitung sozialisiert worden sind, manchmal schwer zu verstehen sein. Ich will sie beruhigen: Es gelten auch im Netz alle ethischen und rechtlichen Regeln. Entscheidend sind nicht Schnelligkeit und Menge, sondern das Wie. Auf das achtet seit 2009 auch der Deutsche Presserat, die Organisation zur freiwilligen Selbstkontrolle gedruckter Medien.

 
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