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WÜRZBURG
Sie können auch selbst heraussuchen, was in dieser Zeitung wirklich unwichtig ist
Woher wollen Sie wissen, was für ihre Leser wichtig ist.“ Das ist die Grundfrage der Fragen, vor allem für Journalisten. Nun hat sie mir ein Leser gestellt, dem ich zuvor allzu pauschal geschrieben hatte, „was für Leser wichtig ist, kommt in der Redaktion an.“
Leseranwalt       -  Leseranwalt Anton Sahlender.
| Leseranwalt Anton Sahlender.
Redaktion
 |  aktualisiert: 13.05.2013 13:39 Uhr

Weil sich der Fragesteller politisch parteiergreifend zu Wort gemeldet hat, habe ich ihm mitgeteilt, was grundsätzlich gilt: Es kann sein, dass das Wichtige in der Zeitung nicht immer das ist, was Ihnen wichtig ist. Die Redaktion versucht, eine überparteiliche und unabhängige Zeitung zu machen.

Nun ist aber sogar vermeintlich Unwichtiges wichtig. Und auch davon trifft genug in der Redaktion ein. In der Zeitung soll eingestreutes Unwichtiges, sei es was Seltenes, Kurioses oder nur was Unterhaltendes, das bedeutungsschwere Nachrichtenangebot für Leser verdaulicher machen. Aber versuchen Sie doch selbst mal in einer großen Gruppe einvernehmlich herauszufinden, was in dieser Zeitung wirklich unwichtig ist.

Redakteure zerbrechen sich täglich ihre Köpfe auch darüber. Viel Zeit bleibt ihnen selten. Bitte kein Mitleid. Das gehört zu ihren Routinen. Dafür werden sie ausgebildet. Sie sollen das Wichtige, vor allem das, was die Menschen in dieser Region betrifft oder betreffen könnte, richtig darstellen. Repräsentative Untersuchungen und Erfahrungswerte helfen ihnen, deren wesentliche Interessenslagen zu erkennen. Aber Schwache und Minderheiten sollen darüber nicht zu kurz kommen.

Die demokratische Grundordnung ist Leitplanke, um Kontrollinstanz in Politik und Gesellschaft sein zu können. Es gilt, zur Meinungsbildung beizutragen und den Menschen in einem selbstbestimmten Dasein Hilfestellung zu geben. Hinzu kommt der Zwang, im rasanten Medienwandel den Anschluss nicht zu verlieren, dabei die Leser mitzunehmen und ihnen Inhalte so zu präsentieren, dass Themen erkannt und angenommen werden. Berufsethische Standards müssen beachtet werden.

Das waren in aller Kürze höchste Ansprüche. Beim Streben danach bleiben Entscheidungen nicht aus, die auch in der Redaktion umstritten sind. Denn riesig ist das Nachrichtenangebot, das täglich neu zur Auswahl steht. Perfektion wird selten in den Augen aller erreicht, aber Zustimmung vieler durchaus oft.

Hinweise und begründete Vorschläge der Leser und Internet-Nutzer sind natürlich willkommen, selbst wenn sie vielstimmig und widersprüchlich ausfallen. Macht nichts: Abnehmen können Sie ohnehin keiner Redaktion, immer neu auf die Frage der Fragen zu antworten. Das ist ihr journalistischer Auftrag.

 
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  • Was mir an diesem „Leseranwalt“ gefällt ist, dass Sie mit der Wortwahl „versucht“ - in unserem Gedankenaustausch (falls ich der Leser bin, den Sie meinen?) nannten Sie es „.. bemüht sich „ - erfreulicherweise von Ihrem bisher von vielen so empfundenen Absolutheitsanspruch der MainPost Abstand nehmen.
    Was mir nicht so gefällt ist, dass Sie es „parteiergreifend“ nennen, wenn der Leser ein ihm wichtiges Thema vermisst und ihnen das auch sagt. Genau so gut könnte man es parteiergreifend nennen, wenn die Mainpost über dieses Thema nichts berichtet (im Gegensatz übrigens nicht nur zu der genannten weltanschaulich geprägten Zeitung, sondern z.B. auch der FAZ.
    P.S. Ich muss leider vorab bereits darauf hinweisen, dass ich Ihre zu erwartende Antwort aus Gründen, die nicht in meiner Macht stehen, in dieser Woche leider nicht werde re-beantworten können
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  • antonsah
    ... es tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte, Meinungen mit absolutem Anspruch zu verkünden zu wollen. Ich bemühe mich stets um Begriffe wie "versuchen" oder "anstreben" für Ziele journalistischer Arbeit. Lediglich gesetzliche und ethische Vorgaben vermittle ich hoffenltich mit der notwendigen Klarheit.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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