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Presserat: Die katholische Kirche und ihr Oberhaupt müssen deutliche, öffentliche Kritik aushalten
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:24 Uhr

Das war ziemlich heftig: Fast 50 Beschwerden von Lesern an den Deutschen Presserat richteten sich gegen einen scharfen Kommentar der „TAZ“ (die Tageszeitung/Berlin) zur Papstwahl. Diese Information war jüngst einer Mitteilung des Presserates, der Organisation zur freiwilligen Selbstkontrolle gedruckter Medien, zu entnehmen.

Jener Papstwahl-Kommentar war in der Online-Ausgabe der „TAZ“ im Internet unter der Überschrift „Alter Sack der Xte“ erschienen. Der Presserat beanstandet diese Überschrift aber nicht, auch nicht den Kommentar dazu, so wie beides online verbreitet worden ist. Es handelt sich laut Presserat zwar schon um eine scharfe Bewertung. Die sei, wie auch die Formulierungen im Kommentar „Alter Sack I. folgte Alter Sack II.“ oder „esoterischer Klimbim“ als Bezeichnung für katholische Dogmatik provokativ und polemisch, aber noch vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Religiöse Gefühle sieht der Presserat mit diesen Äußerungen jedenfalls nicht geschmäht. Eine Institution wie die katholische Kirche und ihr Oberhaupt müssten deutliche öffentliche Kritik aushalten.

Was die Kirche und Papst nicht aushalten müssen und womit religiöse Gefühle geschmäht werden, das hat der Presserat auf der Grundlage seines Kodex ebenfalls entschieden: Die Überschrift über den Kommentar in der gedruckten Ausgabe der „TAZ“, „Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab“ widerspricht journalistischen Grundsätzen. Für diese Schlagzeile hat der Presserat der Zeitung mit einer Rüge seine schwerste Sanktion ausgesprochen. Er sieht darin eine nicht bewiesene Tatsachenbehauptung (Ziffer 2 Pressekodex). Die Erkenntnisse über die Nähe des Papstes zur argentinischen Militärdiktatur reichen nicht aus, um sie in der Überschrift mit der Bezeichnung „Junta-Kumpel“ zuzuspitzen und sie als erwiesen darzustellen. Den Papst ohne ausreichende Belege in die Nähe eines Regimes zu rücken, das Zehntausende von Menschen ermordet hat, verletze ihn zudem in seiner Ehre (Ziffer 9 Pressekodex).

In der Ziffer 2 des Pressekodex zur Sorgfalt heißt es unter anderem: „Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“ Und: „Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.“

Die Ziffer 9, Schutz der Ehre, lautet: „Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.“

Siehe: www.presserat.de

 
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Kommentare
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  • - alle anderen: bitte weggucken zwinkern zwinkern -
    Ruhestandsbedingt werden sich bei mir in ein paar Wochen ein paar Änderungen ergeben. Ein Nebeneffekt davon wird sein (allerdings - keine Angst - zumindest vorerst ohne Kündigung meines Abonnements der MainPost; man will ja schließlich wissen, was regional so passiert), dass ich mich dann aus diesem forum zurückziehen werde. Für den "Leseranwalt" tue ich das vorgezogen hiermit und danke für interessante Diskussionen. Alles Gute!
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  • dieser Beitrag sollte von mir kommen; er ist aber ansonsten so gedacht. Good luck!
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  • antonsah
    ... danke für den netten Hinweis. Den Leseranwalt können Sie bekanntlich auch in der Zeitung lesen. Zuschriften und Kommentierungen bekomme ich ohnehin viele auf anderen Wegen.
    Alles Gute wünscht,
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • antonsah
    Hier aktuelle Zahlen, die einen Eindruck vermitteln, wie oft Seiten für einen Leseranwalt-Beitrag online aufgerufen wurden: Der aktuelle Beitrag ("Presserat: Die katholische Kirche und ihr Oberhaupt müssen.... ") wurde bislang 296 mal aufgerufen. Insgesamt wurden die Leseranwalt-Beiträge, die im Juli erschienen sind, rund 2500 mal aufgerufen. 467 mal aufgerufen wurde z.B. der Beitrag (Presserat: Hier sollte ldiglich tatsachengetreu aus einem Gerichtsverfahren ...."). Nimmt man nur die aktuellen Zahlen, sieht es so aus, als würden Entscheidungen des Deutschen Presserates besonders gut genutzt. Andererseits kann man davon ausgehen, dass im Urlaubsmonat August hier die Nutzerzahlen zurückgehen.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • antonsah
    ... die Zahl der Diskussionsbeiträge ist kein Maßstab für die Nutzung von Beiträgen. Das wird anders gemessen. Nehmen Sie diesen Fakt einfach zur Kenntnis, bevor Sie ein weiteres Mal eine solche Beurteilung hier hinterlassen.
    Natürlich haben die meisten Leser dieser Zeitung diese Entscheidung des Presserates wohl erst durch meinen Beitrag zur Kenntnis genommen. Dieser Zweck zählt zu den Aufgaben von Medien. Außerdem ist es für viele Leser interessant zu erfahren, wie und nach welchen Kriterien der Deutsche Presserat entscheidet. Das hilft bei eigenen Bewertungen von Inhalten.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Also Verehrtester,
    ° entweder entspricht mein Beitrag den Regeln, die Sie resp. die MainPost
    aufgestellt hat und dann wird er veröffentlicht und zur Diskussion gestellt
    ° oder er tut das nicht, dann fällt durch den Raster.
    Damit ist es doch ganz einfach: Er verstößt - auch wenn er nicht zu gefallen scheint - nicht gegen Ihre "Spiel"regeln; Im übrigen - und da setzte ich noch einen drauf - bin ich nach meinen heutigen Gesprächen (Sie wissen: "auf der Straße") eh' zu der Überzeugung gekommen, hier sollte mal wieder die Kirche, um die es in letzter Zeit stiller geworden ist, ins Blickfeld gestellt werden.
    Gestatten Sie mir noch ein Wort zum Presserat: Als (ja wie eigentlich legitimiertes?) Selbstkontrollorgan erfüllt er zweifellos eine ganz wichtige Rolle für die Presse; als höhere oder gar moralische Instanz für den mündigen Bürger im Sinne von "die heißen das gut" dürfte er aber überfordert sein.
    P.S: Wieso eigentlich "Lieber [i]Herr[/i]? Wer hat Ihnen denn das verraten?;-) zwinkern
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  • antonsah
    ... zum Thema: Was gefällt Ihnen an der Entscheidung des Presserates nicht? Die Veröffentlichung der TAZ, die muss wahrhaftig nicht gefallen. Einen vergleichbaren Beitrag werden Sie bei der Main-Post nicht finden. Aber äußern Sie sich doch mal zum Thema, zu den Entscheidungsbegründungen, bevor sie grundsätzlich an legitimierten Institutionen zweifeln.
    Natürlich war ihr Meinungsbeitrag korrekt - zumindest im Sinne der vorgegebenen Regeln. Ich erlaube mir aber dennoch darauf aufmerksam zu machen, wenn ihre Meinung in die Irre führt. Die Zahl der Kommentare unter einem Beitrag ist eben nicht der Maßstab für seine Nutzung, sondern viel mehr die technisch gemessenen Zugriffe auf diesen Beitrag. Ganz abgesehen davon, dass die Zahl der Kommentierungen ebenfalls täuschen kann. Dann nämlich, wenn es beispielsweise nur zwei User sind, die ihre Meinung wechselweise austauschen. Aber auch das ist sinnvoll und gewollt.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Wo habe ich denn den Presserat oder gar seine Entscheidung kritisiert oder gesagt, dass mir seine Entscheidung nicht gefiele? Das ist ja nicht einmal zwischen den Zeilen rauszulesen.
    Ich habe mich lediglich - o.k. villeicht etwas süffisant - darüber gewundert, dass bzw. wie eine zurückliegende Angelegenheit im fernen Berlin im beschaulichen Würzburg in einer doch eher provinziellen Zeitung ein Fall für den Leseranwalt wurde. That's all - for ever!
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  • antonsah
    ... hier geht es um einen Beitrag über die weltweit verbreitete katholische Kirche und ihr Oberhaupt. In diesem Zusammenhang haben Sie, @glaubt-nicht-alles, sich auch schon für Veröffentlichungen eingesetzt. Das ferne Berlin spielt doch keine Rolle, zumal es sich auch um ein deutschlandweit verbreitetes Blatt handelt. Die Entscheidung des Presserates ist zudem von hohem öffentlichem Interesse. Welches Argument also spricht aus ihrer Sicht gegen eine Veröffentlichung? Ich verwehre mich gegen den Begriff "Selbstbeschäftigung". Ich habe für die Leserschaft geschrieben, also auch für eine/n "glaubt-nicht-alles".
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Ja dann sagen Sie es ihm/ihr halt, wie das gemessen wird - und dann gibt's vielleicht "a Ruah". grinsen
    Oder anders geschlossen: Dann läuft ja dieses forum nebenher und ist nachrangig, also "just for fun" - das mag ich aber eigentlich gar nicht glauben, wäre traurig traurig
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  • antonsah
    klar ... ich werde mir die Zugriffszahlen auf die Leseranwalt-Kolumnen aus den letzten Monaten raussuchen und hier veröffentlichen....
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Lassen sie sich nicht ärgern Herr Sahlender, Ihre Leserkolumne ist bei vielen beliebt und wird gerne und oft gelesen ( vor allem in der Printausgabe ). Offensichtlich auch von den beiden Mitkommentatoren, da diese sich sonst nicht so häufig hier äußern würden;-)
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  • Mal wieder ein Thema, das (zumindest an den bisherigen Reaktionen im Netz gemessen) mal wieder voll den Nerv des Lesers zu treffen scheint zwinkern zwinkern - oder doch wieder nur die Beschäftigung des Leseranwaltes mit sich selbst, wie ich gestern auf der Straße hörte?
    Aber Im Ernst: Nur durch diesen Beitrag ihres Anwaltes haben doch die allermeisten Leser diese Entgleisung der TAZ erst zur Kenntnis genommen! War es das, was bezweckt war?
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