
Sie schreibt, dass sie die Ausgabe vom vergangenen Dienstag (Ich merke an, Faschingsdienstag!) verärgert hat. Die Dame geht davon aus, dass es gewiss noch „vielen anderen weiblichen Wesen“ genauso ergangen ist. Anstoß nimmt sie an einem Bild der nackten Kanzlerin Angela Merkel oben auf der Titelseite der Ausgabe jenes Tages. „Ich bin bestimmt nicht prüde oder altmodisch oder verkorkst“, so fährt sie fort, „aber muss denn unbedingt Frau Merkel als Kanzlerin als Titelfigur in der Zeitung nackt abgelichtet werden?“ Dieses, so lautet ihre Antwort, gehe ihr einfach zu weit.
Ja, verehrte Leserinnen und Leser, vielleicht ist sie Ihnen entgangen, die nackte Kanzlerin. Sie wurde tatsächlich sichtbar auf einem Foto vom Düsseldorfer Rosenmontagszug, überlebensgroß auf einen der Wagen draufmodelliert, wohl komplett aus dem Material, aus dem Fastnachtsfiguren sind. Auf diese Weise karikierten die Karnevalisten vom Rhein den Kauf der Steuersünder CD gleichsam als Südenfall.
Einen journalistischen Sündenfall vermag ich in der Veröffentlichung dieses Bildes freilich nicht zu erkennen und ich glaube auch nicht, dass mit dem stilisierten Abbild einer unbekleideten Politikerin noch andere weibliche Wesen beleidigt werden.
Nun erweckt die Kritikerin aber verstärkt mein Interesse, weil sie ihrem Beispiel generell hinzufügt, dass Sie das Gefühl hat, manche Themen würden in dieser Zeitung sehr reißerisch dargestellt. Das soll nicht sein und das war nie Ziel unserer Redaktion. Sie betreibt keinen reißerischen Journalismus und will sich nicht – wie die Kritikerin mutmaßt – an einem Sensationsblatt messen.
Die Meinungen darüber, was reißerisch ist, können weit auseinandergehen. Das beweist schon die nackte Kanzlerin vom Düsseldorfer Rosenmontag. Auseinandersetzen würde ich mich aber schon damit, wenn mir tatsächlich Fälle (mit Begründungen) genannt werden können, bei denen Inhalte reißerisch, also auf billige, primitive Art in unserer Zeitung aufgebauscht worden sind, um so Wirkung zu erzielen.