Jeder kann Zeitungen anbieten. Das sichert Artikel 2 der Landespressegesetze zu: „(1) Die Errichtung eines Verlagsunternehmens oder eines sonstigen Betriebs des Pressegewerbes bedarf keiner gewerberechtlichen Zulassung.“
Kritikern geht es aber weniger um die Rechtslage. Sie glauben vielmehr, dass diese Zeitung eine Gebietshoheit mit Meinungen innehat, die ihnen nicht gefallen.
Eine solche unerwünschte Alleinstellung könnte für eine Tageszeitung zumindest wirtschaftlich besonders stabilisierend sein. Sie ist aber nicht mehr möglich. Das digitale Zeitalter hat den Nachrichten- und Meinungsmarkt, aber auch den Werbemarkt revolutioniert. Alleine das Internet bietet dem, der das will, vielfältigste Informationen in Text und Ton, Foto und Video aus aller Welt und manches aus nächster Nähe. Jeder Nutzer (das sind rund 70 Prozent der Deutschen) kann dort selbst Beiträge veröffentlichen neben den klassischen Medien, die hier ebenfalls präsent sein müssen. Mögliche Plattformen dafür sind mainpost.de oder main.de, zudem Facebook oder Twitter. Und dort werden Nutzer sogleich zu allem ihre Meinungen los – millionenfach.
Diese grenzenlose Freiheit verändert seither das journalistische Angebot der Tageszeitungen, aber auch ihre Existenzgrundlagen. Fast nur in Kooperation mit großen Blättern existieren kleine im Lokalen. Zwei Tageszeitungen an einem Ort gibt es kaum noch. Main-Post, Schweinfurter Tagblatt, Bote vom Haßgau und Volksblatt sind in Unterfranken zwar deutlich am meisten verbreitet, aber es gibt gedruckte Alternativen – außer in den Räumen Würzburg und Schweinfurt (Main-Echo, Saalezeitung, Die Kitzinger, Rhön- und Saalepost, Rhön- und Streubote, Haßfurter Tagblatt). Einige kooperieren in Teilen mit unserer Redaktion – aus wirtschaftlichen Gründen. Rundfunk, TV und Gratis-Blätter erhöhen ebenfalls die Informationsvielfalt.
Trotz medialer Revolution und der Schwächen, die ich mitunter hier eingestehe: Es liegt mir fern, die Bedeutung lokaler Tageszeitungen zu schmälern. Sie informieren in ihren Regionen am umfassendsten und zuverlässigsten, gedruckt oder digital. Sie bieten eine Vielfalt der Meinungen. Dafür verfügen nur sie über professionelle Netzwerke. Und es gibt sie noch, die Leute, die alleine auf gedruckte Zeitungen setzen. Diese Freiheit mag ich ihnen nicht nehmen.
und ist mehr ihr Verteidiger als Anwalt der Leser. Sprachlich zeigt sich schon länger
eine Boulvardisierung der Zeitung ab und inhaltlich mehren sich Anzeichen eines
Tendenzjournalismus, was man vor allem beobachten kann, wenn es um Themen
geht, die die kath. Kirche betreffen.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Anton Sahlender, Leseranwalt
Anton Sahlender, Leseranwalt
Anton Sahlender, Leseranwalt