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LESERANWALT
Mehr Unterhaltung als Herausforderung
Leichte Rätsel       -  Wenn Fragen in Ratespielen leicht sind ... Eine Leserin wünscht es sich anspruchsvoller
| Wenn Fragen in Ratespielen leicht sind ... Eine Leserin wünscht es sich anspruchsvoller
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:37 Uhr
Gewinnspiele sind nicht jedermanns und nicht jeder Frau Sache. Dass die „Gewinnfragen eigentlich eine Beleidigung für die Intelligenz der Leser“ sind, schrieb mir Frau G.K. aus dem Landkreis Kitzingen. Spannend sei, so fährt sie fort, ob man die Antwort nach einer oder zwei Sekunden wisse. Das gelte für zusammengesetzte Worte ebenso wie für Bilderrätsel mit drei Lösungsvorschlägen, die in der Zeitung zu angeboten waren.
Am Ende dieses Beitrages sind einige Rätsel beispielhaft abgebildet.
 

Teilnehmer sind nicht blöd

Gewiss empfinden manche Leser wie Frau G.K.. Zuweilen auch ich. Aber Frau G.K. wird noch deutlicher: Finanziert würden die Rätsel von den Lesern, „die so blöd sind, die kostenpflichtigen Nummern anzurufen oder eine SMS abzuschicken.“ Dazu halte ich vorsorglich fest: Niemand, der teilnimmt, ist blöd. Die Fragen, die sollen ohnehin mehr unterhalten als herausfordern. Der Reiz des Gewinnenkönnens ist stark. Und das dient der Kundenbindung, um die es vorwiegend geht.
 

Die Kundenbindung

Kundenbindung gelingt, nimmt man die Zahlen als Maßstab dafür. In der Regel ist höchstens zweimal pro Jahr ein größeres Gewinnspiel angeboten, mit einer Laufzeit von jeweils zwei bis drei Wochen. 2015 nahmen mehr als 123.000 Personen teil, 2016 über 130.000. Durchschnittlich sind das zwischen 3.000 und 5.000 täglich. Daraus muss man kein Geheimnis machen, denn es gilt eben auch jene Leute anzusprechen, die sich nicht alleine von journalistischen Angeboten binden lassen.
Die Gewinnspiele von denen die Rede ist, werden meist als Anzeige verbreitet, gehören als nicht zum redaktionellen Teil einer Zeitung.
 

Zeitungen sind Wirtschaftsunternehmen

Wie man auch immer zu den Gewinnspielen steht: Wichtig erscheint mir dabei der Hinweis an Abonnenten der Zeitung, dass ausgelobte Gewinne nicht über ihre Abo-Gebühr, sondern über die Teilnahme finanziert werden. Fünfstellige Beträge können dafür pro Jahr eingenommen werden. An dieser Stelle ist es unerlässlich, daran zu erinnern, dass Zeitungen zwar für seriösen Journalismus stehen, zu dessen Finanzierung aber als Wirtschaftsunternehmen fungieren müssen. Als solche sind sie angesichts riesiger struktureller Veränderungen in der Medienlandschaft und immer neuer Kommunikationswege seit langem herausgefordert.
 

Ein Wunsch von Frau G.K.

Der Wandel gehört für alle Medien zur Tagesordnung, also auch für Tageszeitungen. Darin steckt eine Antwort auf den Wunsch von Frau G.K.: „Wenn Sie die Leser ernst nehmen, dann machen Sie mal was, wo man echt gefordert ist und nicht noch dafür bezahlen muss.“ Gewiss muss darüber nachgedacht werden. Und dem Wunsch der Frau kommen von Zeit zu Zeit sogar kleinere redaktionelle Rätselserien in Lokalausgaben nahe. Deren Teilnehmerzahlen, liegen aber in der Spitze mal bei mehreren Hundert. Vergleichsweise erreicht man damit nur wenige Leute. Auch die Gewinne fallen bescheidener aus.
 

Auch Pressefreiheit hat ihren Preis

Mit diesem Text will ich keinen Leser zu etwas verleiten. Er ist eine Erklärung. Jeder entscheidet selbst, ob er mitspielt oder sich heraushält. Wissen muss man aber schon, dass einfache Gewinnspiele auch zu den vielen Mosaiksteinchen gehören, die in Zeitungen in einem gewandelten Markt stärker hervortreten. Indirekt dienen sie ebenfalls der Sicherung redaktioneller Leistungen, die bekanntlich nicht über Gebühren finanziert sind. Fazit: Pressefreiheit und Leser ernst nehmen hat seinen Preis.


Beispiele aus den letzten Ratespielen in der Zeitung:

Bildersalat, Beispiel 1
| Bildersalat, Beispiel 1
Bildersalat, Beispiel 2
| Bildersalat, Beispiel 2
Bildersalat, Beispiel 3
| Bildersalat, Beispiel 3
Bildersalat, Beispiel 4
| Bildersalat, Beispiel 4

 
Kombinieren, Beispiel 1
| Kombinieren, Beispiel 1
Kombinieren, Beispiel 2
| Kombinieren, Beispiel 2
Kombinieren, Beispiel 3
| Kombinieren, Beispiel 3




























Anton Sahlender, Leseranwalt
 
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