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Mancher fürchtet die weltweit grenzenlose Meinungsfreiheit
Ein Leserbriefschreiber aus Arnstein zeigt mir seinen speziellen Kummer mit dem Internet an: „Meine Leserbriefe waren alleine für die Zeitung bestimmt. Keinesfalls war es von mir beabsichtigt, dass sie von der Redaktion ins Internet gestellt werden, wo sie jetzt bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag nachzulesen ...
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2021 10:42 Uhr

Ein Leserbriefschreiber aus Arnstein zeigt mir seinen speziellen Kummer mit dem Internet an: „Meine Leserbriefe waren alleine für die Zeitung bestimmt. Keinesfalls war es von mir beabsichtigt, dass sie von der Redaktion ins Internet gestellt werden, wo sie jetzt bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag nachzulesen sind.“ Der Mann fügt hinzu, dass er es als „eklatanten Vertrauensbruch empfunden“ habe, dass seine Briefe im Internet auf www.mainpost.de aufgetaucht seien. „Ich bin sicher, dass sich viele Leser zehnmal überlegen würden, ob sie unter solchen Voraussetzungen überhaupt noch einen Leserbrief an die Zeitung schicken sollten“, fügt er hinzu.

Ich kann ihn beruhigen. Für die meisten Schreiber ist die Verbreitung ihrer Ansichten im Internet sogar wünschenswert. Sie empfinden es als reizvoll, dass weltweit darauf zugegriffen werden kann.

So muss auch der Arnsteiner mit seiner Meinung in Leserbriefen nicht hinter dem Berg halten. Dennoch: Seine Warnung ist nicht unbegründet. Es besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass Inhalte, die im Internet auf www.mainpost.de stehen, sich weiter ausbreiten, also auch Leserbriefe. Bei den Zuschriften, die sich meist mit lokalen Nachrichten und Kommentaren beschäftigen, darf man aber vermuten, dass sie auch online nicht über die Region hinauskommen, für die sie schon in der Zeitung bestimmt waren. Aber dort können sie weiter existieren, selbst wenn sie an ihrem Ausgangspunkt, auf www.mainpost.de, gelöscht wurden. Über Suchmaschinen bleiben sie dann auffindbar, theoretisch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Wer das unbedingt vermeiden möchte, wer also will, dass seine Zuschrift ausschließlich in der Zeitung erscheint, soll das seinem eingeschickten Text ausdrücklich hinzufügen. Darauf weist die Redaktion immer wieder hin. Dieser Wunsch auf Ausschluss der Internetverbreitung wird berücksichtigt.

Ich denke aber, die Furcht vor dem Internet ist bei Leserbriefmeinungen oft übertrieben. Die können selbst Jahre später kaum gegen einen Autor verwendet werden, weil der sich meist schon genau überlegt hat, was er erst Lesern und dann dauerhaft dem Zeitungsarchiv überlässt. Selten ist das etwas Persönliches. Und im Netz lässt die massenhafte Kommentierfreudigkeit einzelne Meinungen verblassen.

Wissen sollte man, dass es kaum noch eine Zeitung gibt, deren Inhaltsvielfalt nicht online aufzufinden ist. Eine Meinungsfreiheit ist entstanden, die schwer einzuschränken ist, weil sie nicht nur Medien weltweit grenzenlos nutzen.

 
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  • Liebe User der MP-Foren & Leserbrief-Schreiber!

    Das angesprochene "Problem" mit den Grenzen der Mitteilsamkeit, ist weitaus komplexer, als es bisher dargestellt werden konnte.

    In der "gute alten Zeit", falls sie denn je existierte, vor der Digitalisierung der Welt, war es vielleicht noch möglich, per ausdrücklichem Vermerk oder Hinweis an den zuständigen Redakteur, einen NUR FÜR DIESES BLATT geschriebenen Kommentar auch NUR in diesem Blatt auf gedrucktem Papier wieder zu finden. Vor den Scheren anderer Menschen oder den Kopierern von Ausschnitten waren Sie dennoch nie sicher zwinkern

    Spätestens seit Verlage ihre Produktionen ins WWW gestellt haben und den Lesern die großartige Möglichkeit der unmittelbaren Interaktion per Mausklick und Tastatur ermöglichen, also urdemokratische Prinzipien für ALLE wahr wurden, ist die Sache ganz anderes geworden.

    Und nun das, was viele gar nicht mal AHNEN: Selbst WENN ein User/Leser einen Kommentar NUR in "seinem Blatt" in ein Forum schreibt, ja sogar wenn er diesen nach zwei Wochen wieder löschen lässt, dann kann die "MainPost" (oder jedes andere Medium im WWW) selbst beim BESTEN WILLEN nicht verhindern, dass irgendwo auf den Abertausenden "Spiegelservern" dieser Welt, eben dieser Beitrag längst gespeichert wurde und dort (fast) auf ewig auch verfügbar sein wird!

    Um nämlich den Usern des WWW das Leben so leicht wie möglich zu machen, um SUCHMASCHINEN wie Google, Yahoo!, BING, u.a. erst anbieten zu können, MÜSSEN spezielle Programme (sog. Crawler) das WWW und seine Aber-Millionen Pages ständig "durchforsten" und praktisch schnell wachsende "Spiegelarchive", also digitale Bibliotheken anlegen, die als ZUGRIFFS-Datenbanken die schnelle und zielgerechte Suche erst ermöglichen.

    Das ist auch das Dilemma des "un_vergeßlichen Web's"! Was einmal dort erschienen ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit dort NICHT mehr zurückzurufen. Es sei denn mit gigantischem Aufwand an Zeit und Kosten. Das kann niemand wollen!

    Also mein Rat an alle, die Angst haben, MORGEN zu bereuen, was sie heute der Welt mitteilen wollten: Schreiben sie nichts, das auch im WWW landen wird, oder leben Sie mit dem Nachteil der Spiegelserver-Archive, die auch der größte Vorteil für Sie sind, wenn Sie im WWW etwas bestimmtes suchen. Und sei es noch so belanglos ... zwinkern

    MfG LE
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  • Mit dem Hinweis, dass man beim Verfassen von Leserbriefen auch der Veröffentlichung im web widersprechen kann hat sich der Zeitungsanwalt mal wieder auch ein Stück weit als "Leseranwalt" gezeigt.
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