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Lesern ist in Briefen mehr erlaubt, als Journalisten in ihren Artikeln
Redaktion
 |  aktualisiert: 05.02.2012 18:30 Uhr

Vergangene Woche habe ich erklärt, dass Autorinnen oder Autoren von Leserbriefen auch für den Inhalt haften. Es kann sie teuer zu stehen kommen, wenn sie nicht nachweisbare schwere Rechtsverletzungen Dritter als Tatsache feststellen. Zu erkennen, ob das der Fall ist, fällt oft schwer. Selbst Juristen streiten mitunter, ob Texte durch die Meinungsfreiheit gedeckte Wertung oder eine Feststellung falscher Tatsachen enthalten. Kein Wunder, wenn auch Leser mal Meinung mit Nachricht verwechseln. Ich komme darauf zurück.

Leserbriefe gelten grundsätzlich als Meinungsbeiträge. Als solchen ist ihnen mehr erlaubt, als in Artikeln von Journalisten möglich ist.

Wenn darin etwa geschrieben steht, dass ein Politiker, über den berichtet wurde, ein Lügner sei, dann ist das ziemlich hart. Das kann als Meinungsäußerung durchgehen, wenn sich dieser Vorwurf erkennbar auf ein Verhalten dieses Politikers bezieht. Auch für eine solche juristische Bewertung gibt es Entscheidungen höchster Gerichte.

Wird in Leserbriefen eine Person oder eine Institution einer ungesetzlichen, also einer strafbaren Handlung bezichtigt, dann sollten Nachweise dafür für die Redaktion zugänglich und nachvollziehbar sein. Andernfalls verbieten Sorgfaltspflicht und Verbreiterhaftung die Veröffentlichung. Im Übrigen sollte jeder Mensch, der durch solche Vorwürfe belastet wird, die Chance gehabt haben, selbst zu Wort zu kommen.

Leserbriefe mit Lügner- und Betrügervorwürfen oder mit Beschimpfungen bleiben nicht nur aus rechtlichen Gründen oft unveröffentlicht. Meist lassen sie ein Mindestmaß an Respekt vor anderen Menschen und Meinungen vermissen.

Die Unterscheidung zwischen Meinung und Nachricht oder zwischen richtig und falsch, fällt vielen Lesern schwer. Das zeigt eine aktuelle Zuschrift, in der einem Leser die „offensichtlich gesteuerte Kampagne gegen die Beamten auf die Nerven geht.“ Er schreibt: „In den letzten 14 bis 21 Tagen haben sie schon zweimal falsche Leserbriefe gegen Beamte im Hinblick auf die Pensionen veröffentlicht. Sie schüren bewusst gegen die Beamten.“ Und: „Falls noch so ein bewusst falscher Leserbrief erscheint, werde ich kündigen.“

Ich habe nur einen Brief am 24.1. gefunden. Eine Leserin schlägt darin vor, Beamtenpensionen wie Renten, zu berechnen, über den Durchschnitt des Verdienstes der gesamten Arbeitsjahre.“ – Nun hoffe ich, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass eine andere Meinung keine falsche Tatsache ist. Sonst müssten wir auf einen Abonnenten verzichten.

 
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  • antonsah
    @vulture... sie müssen schon deutlich werden. Mit eben mal so hingeworfenen Bemerkungen kann ich fast nichts anfangen. - Eine Partei, sollten Sie das meinen, hat keinerlei Einfluss auf die Gründung eines Presseunternehmens. Eine solche Gründung ist jedem freigestellt. Das ist gesetzlich geregelt. Wirtschaftlich ist sie kaum darstellbar. Es können sich auch andere, bereits bestehende Medien, in diesem Verbreitungsgebiet niederlassen. Und in den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge gibt es weitere Zeitungen, die zum Teil aber alleine nicht mehr existieren könnten. Lediglich das in Aschaffenburg erscheinende Main-Echo ist (auflagen-) stark genug, auch in Überlappungsgebieten von Zeitungen existieren zu können. Das gilt gleichermaßen für die Main-Post, dort wo es noch eine andere Zeitung gibt. So kann auch die Saalezeitung in Kissingen oder die Kitzinger in Kitzingen nur als Teil des Fränkischen Tages aus Bamberg existieren. @glaubt-nicht-alles ... ich habe mich über Einzelfälle recht bedeutungsloser kleinster Zeitungen, die es da und dort noch geben mag, nicht weiter informiert. Ihre Beispiele liegen in einem Gebiet, das weitgehend vom Münchner Merkur beherrscht wird und in dem er eine Reihe Kopfblätter mit anderen Titeln führt. Andere Produkte sind häufig frei und gratis verteilte Anzeigenblätter, die nicht einmal täglich erscheinen.
    Auf dem deutschen Tageszeitungsmarkt gibt es jedenfalls kaum noch eigenständige kleine Blätter, weil die wirtschaftlich nicht existieren könnten. Wenn es sie gibt, dann oft in Kooperation mit großen Zeitungen.
    Es gibt - das sei noch festgehalten - keine Zeitung, die ein Monopol hat. Der Markt ist offen. Und was die Meinungsvielfalt betrifft, gibt es mittlerweile mehr Medien als nur gedruckte auch in dieser Region ....
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • dass Sie sich von viel Mühe machen, ein faktisches "Monopol" widerlegen zu wollen. Aber wie wollen wir es denn jetzt nennen, wenn's ein "Ding" nur ein mal gibt - ist aber jetzt eher ein hypothetische Frage, die h i e r keine Antwort fordert. Ich schließe das Thema damit ab.
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  • antonsah
    ... ich wiederhole, es gibt kein Monopol, auch kein faktisches. Es existieren in unserem Verbreitungsgebiet mehrere Zeitungen und eine Reihe anderer Medien. Es gibt ein Ding nicht nur einmal und der Markt ist und bleibt offen.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Abgehakt. Diskurs bringt kaum Neues. Wir kommen (da) eh' nicht mehr zusammen?!
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  • antonsah
    .... ob wir zusammenkommen oder nicht - Fakten bleiben darüber bestehen
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Die PARTEI. Also die die regelmäßig oben anruft zwinkern.
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  • antonsah
    ... es gibt keine Partei, die noch nicht angerufen hätte ...
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • fair enough
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  • antonsah
    ... natürlich können wir das mit Pro und Contra verstärken. Ist ein guter Vorschlag. Geschieht hin und wieder auch. Ob wir damit aber immer die strittigen Themen erwischen, auf die Sie warten, weiß ich nicht. Und so manches Mal kann sich eine Zeitung auf thematisch positionieren, kann die Position schon aus eigener Wiedergabe des Für und Wider entwickeln. -
    @glaubt-nicht-alles : Sie mögen es bedauern, wir tun es selbst auch: Aber die Zeiten, zu denen es möglich gewesen ist, dass zwei gedruckte Tageszeitungen an einem Ort wirtschaftlich existieren konnten, sind vorbei. Sie werden erleben, dass es viel mehr Kooperationen oder Zusammenschlüsse von gedruckten Medien gibt. Weil alle wirtschaftlich auf der sicheren Seite bleiben, d.h. überleben wollen .... bis sich mit Journalismus auch im Net oder auf mobilen Geräten genug Geld verdienen lässt, dass ein Unternehmen existieren kann.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • gibts das noch: 5 o. gar 6 Regionale Blätter im Raum Ebersberg-Rosenheim-Traunstein-Trostberg-Reichenhall - und scheint's verdienen die auch noch Geld, weil sie's noch gibt.
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  • was da die Partei wohl sagen würde...eine zweite Zeitung im mit zuverlässiger medialer Unterstützung versehnen Wahlgebieten. Mal realitisch bleiben, Herr Anwalt.
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  • antonsah
    ... wir können gewiss nicht leicht argumentieren. Es gibt genug Herausforderungen auf diesem GEbiet. Aber sollen wir ab sofort etwa von Abbestellungsdrohungen unsere Berichterstattung leiten lassen? Was wollen Sie?
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • ich vermisse halt eine (mindestens!) weitere REGIONALZEIT'UNG, dann könnte man wählen, was man lesen will und entsprechend agieren zwinkern
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  • der MP.
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  • nee, aber wer ein Monopol hat, dem fehlt ein Regulativ und er muss keine Abwanderung fürchten; nur darauf wollte ich hinweisen.
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  • Sie können und sollen sich nicht nach Abonnenten-Drohungen orientieren. - Wünschenswert wäre jedoch etwas mehr erkennbare Nachdenklichkeit und etwas mehr ausgleichendes Moment, wenn ein Thema wieder einmal bundesweit oder regional ziemlich uniform über der Bevölkerung zusammenbricht. Man kann diese Eigenschaften, die in der ZEIT deutlich erkennbar sind, auch auf eine Regional-Zeitung übertragen, ohne dabei zu intellektuell zu werden. Das muss man wollen und dann geht es. - Spontaner Vorschlag: Übernehmen Sie doch Muster "Pro" und "Contra" bei voraussehbar strittigen Themen - ein Redakteur steht für "Pro", der andere für "Contra". Das ist überhaupt nichts neues, aber ist trotzdem gut. Erstens weil es der Ausgewogenheit einer Zeitung guttut. Zweitens weil es einer ausgewogenen Meinungsbildung guttut. - Im Fall Guttenberg, Wulff und jetzt mit den Diözesan-Zahlen wäre das hilfreich gewesen - und aktuell in der Dobrindt-Geschichte auch.
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  • man beachte den letzten Satz: "Sonst müssten wir auf einen Abonnenten verzichten". So kann halt jemand leicht argumentieren, der weiß, daß es REGIONAL KEINE ALTERNATIVE GIBT - leider ?!
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  • antonsah
    ... natürlich gibt es in diesem Lande noch viele Themen, die Lokalzeitungen andernorts nicht aufgreifen. Das würde sie überfordern. Es gibt da keine wirtschaftlichen Verflechtungen, die das verhindern. Ich weiß auch nicht, auf was Sie im Falle Wulff mit ihrer Kritik hinauswollen. Ich gewinne darüber eher den Eindruck, dass Sie die Zeitung nicht lesen, sonst könnten Sie so viele Themen garnicht vermissen.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • weniger Spielräume als Leserbriefschreiber - d'accord. - Allerdings kann man auch in Artikeln sehr viel eigene Meinung unterbringe. Nehmen wir mal ein auf BILD-Niveau transponiertes Thema (hier Wulff):

    Wäre Wullf BILDs Darling gewesen, hätte eine Überschrift zum Thema "Übernachtungen bei Freunden" lauten können: "Darf ein Bundespräsident Freunde haben?" - Daraus würde sich eine mehrheitliche Meinungsbildung pro Wulff einstellen. - Wollte BILD Wulff angreifen, könnte die Überschrift lauten: "Unwürdig. - Wulff schnorrt bei Freunden" - Ergebnis bei der Bevölkerung logischerweise umgekehrt.

    In der MP gibt es das auf gediegenerer Ebene auch (wobei nicht klar ist, ob das Absicht ist oder unbewusst oder an technischen Dingen liegt). Zwei Beispiele: In einem Fall, in dem eine junge Frau ausfällig gegenüber Polizisten wird, wird in der Überschrift der Beruf erwähnt. Die Folge ist, dass plötzlich über den Kinderpflegerberuf gestritten wird. Natürlich war das seitens der MP keine Meinungsäußerung, aber die öffentliche Meinung wird nolens volens vom eigentlichen Gegenstand des Berichts konnotativ auf ein anderes Thema gelenkt. - Anderes kürzliche Beispiel: Die begründete Verschiebung einer Zahlenveröffentlichung (Kirche) wird in der Artikel-Überschrift so dargestellt, als würde etwas "verschwiegen" werden. Streng genommen ist das richtig, denn solange man etwas nicht veröffentlicht, wird es nicht gesagt, also "verschwiegen". Aber selbstverständlich hat dieses Wort eine hammerharte Konnotation im Sinne von "vorenthalten", "intransparent sein" etc. - genau das Gegenteil dessen, was die Herausgeber der Zahlen gesagt haben, nämlich: 'Ihr kriegt die Zahlen Anfang Sommer'. - Natürlich kann man sich dann immer rausreden, weil Konnotationen schwer beweisbar sind. Aber zur Ehre aller Journalisten sollte nicht betont werden müssen, dass Journalisten wissen, was Konnotationen sind. Und wenn Konnotationen deutlich eingesetzt werden, ist das eine verdeckte Meinungsäußerung (ob nolens oder volens).

    Hier wäre mir etwas mehr Transparenz recht, nämlich: Ist es im Rahmen des journalistischen Selbstverständnisses, Konnotationen in Artikeln einzusetzen? - Zur Verdeutlichung: Das passiert ja regelmäßig - darum geht es nicht. - Die Frage zielt aufs diesbezügliche journalistische Selbstverständnis.
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  • antonsah
    Natürlich gibt es Zweideutigkeiten, gibt es Sätze, die eine andere emotionale Deutung zulassen. Das gehört aber im Allgemeinen nicht zum Handwerkszeug von Journalisten. Das kann bestenfalls bei bestimmten Stilformen, etwa Satiren, eingesetzt werden. Dabei nehme ich von solchen Überlegungen Bild ausdrücklich aus. Dort werden häufig Emotionen gezielt angesprochen. Bei Tageszeitungen ist es allzu oft Zeitmangel, der zu unsauberen Formulierungen führt. Das war leider bei der schlichtweg falschen Überschrift über fehlende Zahlen zu den Kirchenaustritten der Fall.
    Allerdings entsteht manches Verständnis nur in der Haltung, bzw. Im Bewusstsein, mancher Empfänger.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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