Dass die „sprungbereite Feindseligkeit“ mit der diese Redaktion auf die römisch-katholische Kirche einschlage so unerträglich und schmerzhaft sei, dass er diese Zeitung nicht mehr in die Hände nehmen könne. Er kündigt sein Abonnement.
Diese harte Zuschrift zitiere ich stellvertretend für eine Reihe von Kritiken, die dieser Zeitung eine Kampagne gegen die Kirche vorwerfen. Gab es die? Haben wir uns nur mitreißen lassen von den Medien in Deutschland und Europa, wenn es um sexuelle Gewalt und Übergriffe auf Schutzbefohlene ging?
Ich komme beim besten Willen nicht zu diesem Ergebnis. Man konnte in dieser Zeitung viele Informationen über Opfer lesen, um die es zu allererst gehen musste, aber auch ausführliche und sensible Texte über Täter oder das Verhalten kirchlicher Würdenträger. Kaum ein Argument im Sinne der Kirche war ausgelassen. So kam Würzburgs Bischof in einem ganzseitigen Interview zu Wort. Für Verfehlungen in anderen Institutionen finden sich ebenfalls Veröffentlichungen.
Bei meiner Ursachenforschung riskiere ich den Versuch, mich in enttäuschte Gläubige wie unseren Abbesteller hineinzuversetzen. Deren Lebensweg bestimmt stark ihr Glaube. Der ist nicht zu trennen von Kirche und Geistlichkeit, die für sie über jeden Zweifel erhaben sind. Genau der konnte sich beim Zeitunglesen nun einschleichen.
Es ist aber nicht Absicht der Redaktion, Menschen ihrer Orientierung zu berauben. Im Gegenteil: Nahezu vor jeder der Veröffentlichungen wurde auch darüber diskutiert. Was danach gedruckt wurde, erfüllt – selbst wenn ich nicht jede Formulierung auf den Prüfstand stellen kann – strenge ethische Vorgaben. Von Journalisten wurde nichts erfunden oder hinzugefügt. Verschweigen oder Verharmlosen verbietet sich für sie. Die ausführliche Berichterstattung über Gewalt und sexuelle Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen war wegen deren Bedeutung und der hohen moralischen Ansprüche von öffentlichem Interesse. Und Kirchenportale dürfen für die Pressefreiheit nicht verschlossen bleiben.
Ich glaube, den klassischen Fall zu erkennen, dass die Überbringer schlechter Nachrichten bestraft werden, nicht die Verursacher. Doch egal was Journalisten glauben, sie müssen auch diese Kritik ertragen, selbst wenn sie – wie Mike Hoyt es gesagt hat – schwer fassbar ist.
* Achtung vor der Wahrheit und Wahrung der Menschenwürde
* Gründliche und faire Recherche
* Klare Trennung von redaktionellem Text und Anzeigen
* Achtung von Privatleben und Intimsphäre
* Vermeidung unangemessen sensationeller Darstellung von Gewalt
u. Brutalität
Dieser Codex wird ständig überarbeitet und den sich verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst.
Im Rahmen der Feier seines 50-jährigen Jubiläums hat der Presserat im November 2006 in Berlin den novellierten Pressekodex an Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler übergeben und gleichzeitig der Öffentlichkeit vorgestellt.
Hier hat also ein System eine ethische Ebene über der juristischen Ebene eingezogen. Damit ist freilich nicht gesichert, dass sich alle Mitglieder des Systems daran halten, auch das ist letztlich systemimmanent.
Deswegen wende ich mich gegen eine allgemeine Medienschelte, man muss einem Medium (z.B. MainPost) dann schon konkret Verstöße gegen den Pressecodex nachweisen.
R. Sebastian, Würzburg
R. Sebastian, Würzburg
R. Sebastian, Würzburg
Ganz vereinfacht ausgedrückt, eine Behauptung, die weder falsifizierbar noch verifizierbar ist, ist schlichtweg eine unbrauchbare Aussage, wenn man darauf ein Gedankengebäude errichten will. Dieses ist dann genauso spekulativ wie seine Grundannahme.
R. Sebastian, Würzburg
geben müsse.
R. Sebastian, Würzburg
ALLE Religionen und Glaubensgemeinschaften dieser Welt, berufen sich mehr oder minder auf eine Art "Alleinanspruch" auf eine gottgegebene Ethik, Moral und Richtschnur, die über allen säkularen Dingen der Welt vermeintlich stehen würde. Besonders eklatant tuen das die montheistischen großen Religionen / Weltansschuungen, also Islam, Christentum und jüdische Welt.
ABER, wir dürfen dabei nicht vergessen, dass all diese Religionslehren nichts anderes sind als "Hilfsmodelle", die versuchen die Welt zu einer besseren, ethischeren, moralischeren zu machen. Die über Jahrtausende von MENSCHEN aufgeschrieben und überliefert wurden, durch alle Zeiten hindurch dem Wandel und der historischen Entwicklung unterworfen. Ergo, KANN es allein auf Grund der nüchternen Logik keinen ABSOLUTHEITS-ANSPRUCH auf "die Wahrheit" geben, es sei denn er wird -- wieder von Menschen! -- als solcher POSTULIERT.
Menschenrechte, die UN-Charta, alles was sich die säkulare Welt im Laufe der Zeit sich SELBST gegeben hat, haben genauso viel Gültigkeit, Anspruch auf Wertigkeit, wie jede Religion dieser Welt. Selbst atheistische, agnostische, u.a. ... Weltansschauungen müssen keineswegs WENIGER ETHISCH sein, als jedes religionsbasierte Gedankenkonstrukt.
Denn eines sind letztlich alle Weltanschauungen und Religionen dieser Welt:
Sie sind HILFSMODELLE der Welterklärung und versuchen dem Menschen Richtschnüre zu geben, um eine Leben in der Gemeinschaft dieser auf einem hohen ethisch-moralischen Niveau zu fördern.
Dass dieser Wunsch auch schon oft genug zum krassen Gegenteil geführt hat, ganze Völker in fürchterliche Kriege, Blut, Hass und Elend geführt hat, ist leider AUCH eine historische Tatsache, die bis zum heutigen Tag in den radikal-fundamentalistischen Interpretationen der Glaubenslehren ihren traurigen Niederschlag findet.
Jede Lehre wird demnach zur Gefahr sich selbst zu pervertieren, wenn sie denn einen Unfehlbarkeitsanspruch postuliert. Insofern rechtfertigt allein dieser Umstand immer wieder die kritische Auseinandersetzung mit ihren Inhalten.
MfG LE
Ihre ganze Argumentatiion steht und fällt mit der schieren Behauptung, es existiere ein Gott, der ethische Normen vorgibt. Nur gibt es für diese Behauptung keine Belege. Deshalb sind atheistische, agnostische, pantheistische, deistische Weltsichten genauso wahrscheinlich wie die Ihre .Aus deren Sicht heraus fällt aber ihr gesamtes Gedankengebäude in sich zusammen, da die Grundannahme fehlt. Man kann sich nicht über einen Gott stellen, der möglicherweise nicht existiert. Trotzdem ermöglicht und schützt unserer derartiges Gesellschafts- und Rechtssystem auch ihre Ansicht!
Das glaube ich wollte @antonsah zum SAusdruck bringen.
R. Sebastian, Würzburg
Ich empfehle, die Ursachen und Verursacher zu betrachten und sich damit zu beschäftigen. Schlecht scheint es mir, Schuldige (für Missbräuche und Kirchenkrise, die ich durchaus in einem Zusammenhang sehe) in Dritten zu suchen. Damit helfen Sie der Kirche nicht weiter.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Ein Beispiel für viele Artikel über sexuellen Missbrauch in der Familie finden und seine Folgen finden Sie hier: http://www.mainpost.de/4549221
Wolfgang Jung
Wenn man bedenkt, dass JETZT erst durch den Druck der Öffentlichkeit und auch Dank der Medien, es zu einem "Zugeständnis" der Führungsriegen der RKK langsam kommt, man wolle in Zukunft auf gleicher Höhe mit dem weltlichen Rechtssystem eng mit den Staatsanwaltschaften in allen Fällen von Vergehen und Verfehlungen, die strafrechtlich relevant sein könnten, zusammenarbeiten und das Kirchenrecht ggf. "anpassen", dann spricht das deutlich aus, WO der Hund begraben liegt. Und das schon sehr lange!
All diese Unfassbarkeiten haben nun gar nichts mit irgendwelchen "privaten oder medialen Rachefeldzügen" zu tun, können auch nicht mit noch so intellektualisierten Phrasen vom Tisch gebürstet werden, sie sind ein Skandal allein durch ihre Existenz. Die RKK hat sich im Laufe ihrer Geschichte eben als Staat im Staate etabliert, abseits der schnöden weltlichen, säkularen Einrichtungen einen Sonderraum erhalten, der eben leider auch solche Täter schützte und beschütze.
Wer diese unerträglichen Verhältnisse wegzudiskutieren versucht oder gar die "Ankläger" verunglimpft, der macht sich an den zahllosen Opfern erneut schuldig, nicht die Kritiker, die den Finger auf eben diese Wunde legen, die es zu schließen gilt. Und zwar von ganz innen und von ganz oben. Der Weg dorthin mag offen stehen jetzt, ob er auch beschritten wird, wird uns die Zukunft weisen.
MfG LE
R. Sebastian, Würzburg