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Journalisten dürfen Einfluss auf Rathauspolitik nehmen, ohne gewählt zu sein
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.12.2011 20:12 Uhr

"Redakteure der Main-Post vertreten politisch eine bestimmte Richtung und lassen diese auch in die Zeitungsberichte mit einfließen.“ Diesen Eindruck gewinne er häufig, teilt mir ein Leser aus einer unterfränkischen Kleinstadt mit. Er schreibt: „Wenn die Verfasser der Artikel Einfluss auf die Politik der Stadt nehmen möchten, sollten sie sich in ein politisches Gremium wählen lassen und nicht durch ihre Arbeit versuchen, die Politik im Rathaus zu bestimmen. Ich erwarte mir von den Redakteuren eine objektive Berichterstattung und bilde mir meine Meinung selbst.“

Diese erstaunliche Ansicht begegnet mir nicht zum ersten Mal. Sie wirft die Grundsatzfrage auf, ob Journalisten nur berichten sollen, aber keine Meinung vertreten dürfen und es bleiben lassen müssen, Einfluss auf die Politik zu nehmen.

Eine Antwort ist unseren Leitlinien zu entnehmen: „Die Redaktion strebt in Sprache und Nachrichtenauswahl nach Objektivität und Neutralität. In der Sache kann Partei ergriffen werden, wenn es mit guten nachvollziehbaren Argumenten und Meinungen geschieht, die sich nicht gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung richten.“

Der Leser aus der kleinen Stadt bezieht sich auf zwei ausführliche Kommentare im Lokalteil. Ich habe sie gelesen. Redakteure kritisieren darin den Stadtrat. Es geht um die Gestaltung von Stadtpolitik, die zu bestimmen den gewählten Volksvertretern auferlegt ist. Die Journalisten-Kritiken daran sind sachlich begründet und nachvollziehbar. Sie fußen auf Recherchen und auf steter Beobachtung des Geschehens.

Journalisten können keine meinungsfreien Wesen sein. Das würde nicht in ihr Berufsbild passen. Denn es gehört neben Berichterstattung – die im vorliegenden Fall umfangreich war – zu ihren verbrieften Rechten, Meinung zu vertreten. Unser Grundgesetz untermauert eine Wächterrolle der Medien. Um die wahrnehmen zu können, bedarf es gerade auch der Meinungsbeiträge. Meinungsfreiheit gehört freilich allen Menschen, somit auch dem Kritiker aus der Kleinstadt. Überhaupt sollen Sie, als Leser, sich eine eigene Meinung bilden können – mit Hilfe oder (wenn Sie mögen) trotz journalistischer Diskussionsbeiträge.

Ich halte fest: es muss sich nicht erst wählen lassen, wer Politik beeinflussen will. Bürger dürfen das – auch über demokratisch legitimierte Initiativen. Gerne zitiere ich aus Artikel 20, Grundgesetz: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Vorwiegend in diesem Sinne bedarf es über das Wahlrecht hinaus oft noch der Freiheiten von Journalisten, indem diese mit ihrer Meinung Einfluss nehmen.

 
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  • antonsah
    ... bemühe mich sehr, aber vergeblich, Sie zu verstehen, bzw. ernst zu nehmen. Will mir nicht gelingen nach dieser konfusen Attacke? Da rettet kein LOL etwas. Haben wir Ihnen etwas angetan? Erwarte kritische, sachlich begründete Diskussionsbeiträge. Beispiel hier evakurt
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • eine "konfuse" Attacke...dann bemühen sie sich mal weiter und lesen ein oder zwei Lehrbücher über PR und Parteiendemkratie...
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  • „Die Redaktion strebt in Sprache und Nachrichtenauswahl nach Objektivität und Neutralität. In der Sache kann Partei ergriffen werden, wenn es mit guten nachvollziehbaren Argumenten und Meinungen geschieht, die sich nicht gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung richten.“ Es geht um die MP, nehme ich an. Leider trifft in ihrem Fall nur der erste Halbsatz des zweiten Satzes zu. Auch mit dem "Streben" im ersten Satz genannt ists nicht sehr weit her. Das ist offensichtlich.
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  • antonsah
    ... Sie dürfen für offensichtlich halten was Sie wollen. Diese Freiheit kann und will Ihnen wirklich niemand nehmen. Und Sie dürfen und sollen sich das auch von der Seele schreiben. Ich lese es und nehme es nachdenklich zur Kenntnis. Trotzdem werden Sie solche argumentationsleeren Kommentare, wie Sie ihn über unsere Redaktion hier hinterlassen haben, bei der Main-Post auch in Zukunft nicht lesen müssen. Auch das meinen unsere Leitlinien.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • blutleere, mainfränkische Möchtegern-"Konservative": "Getroffene Hunde..." Es ist in der süddeutschen, vulgo "bayerischen", Presselandschaft kein Geheimnis, dass die MP eine der voreingenommensten und handwerklich fragwürdigsten Zeitungen ist, ihr "Klientelismus" und ihre Voreingenommenheit ist legendär. Und glauben sie mir: es ist nicht in ihrem Interesse, wenn dies jemand konkret aufarbeitet ("argumentiert" , LOL). Evidenz ist das eine (nein, sie haben recht Evidenz ist nicht immer offensichtlich zwinkern ), aber man kann auch sehr konkret aufzeigen, dass die MP Instrument bestimmter politischer "Strömungen" und gesellschaftlicher Gruppen ist. Nun, das sind viele Medien, die Besseren kennzeichnen ihre eigene Meinung (was im Falle der MP 1. selten geschieht und 2. liegt das Problem eher in der selektiven (hier: nicht objektiven) Nachrichten- und Wortwahl). Das Problem ist nur [/b[b]]: die MP hat ein Monopol.
    Das heißt wie manche Parteien Stimmviehzucht betreiben, kann diese, sagen wir Zeitung, eben dies mit iher Leserschaft betreiben. Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit ist also hier eine "mainpöstliche" - na danke - erklärt ein wenig über Würzburg.

    Also wenn sie wirklich wollen, dann werde ich sammeln und sowas von argumentieren, LOL, und analysieren, aber wos dann wieder rauskommt, tja, das kann dann das Pöstchen vll nicht einfach aus der Welt schaffen (yohehehe). MfG Ein total treuer Fan (ex pluribus unum)

    PS: komischerweise wird ihr Salär nicht direkt von ihren "Klienten" bezahlt...hm...muss wohl an der mainpöstlichen konstruktion der Wirklichkeit liegen...alles im Rahmen, LOL

    Smile, grinsen , Screenshot und hinterlegt.
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  • hbraeuer
    Eine Lokalredaktion wird ihrem Auftrag voll gerecht auch mal kritisch zu hinterfragen.
    Sie darf auch manchmal, muss sogar provozieren um Bewegung in Prozesse zu bringen.
    Ja wo kommen wir denn dahin, wenn jeder unserer Presse Maulkörbe verpassen kann.
    Wer sich darüber beklagt, für den trifft wohl das Sprichwort zu "vom betroffenen Hund...."
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  • antonsah
    ... ich empfehle Ihnen meinen Beitrag noch einmal genau zu lesen und danach Ihren Kommentar nochmal zu überdenken. Einige Ihrer Fragen sind beantwortet. Überdies kommentieren Journalisten nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie auch darin einen Auftrag sehen, der zur Meinungsbildung der Menschen beitragen kann. Oder sie unterstützen berechtigte Interessen der Menschen gegenüber Politikern.
    Und was soll das für eine Untersuchung sein, die Sie unbenannt und quellenlos in den Raum stellen? Wie will jemand solche Erkenntnisse über politische Einstellungen von Journalisten gewinnen? Vor allem: Was wollen Sie damit eigentlich sagen? Ich halte fest: Ja, Journalisten haben Meinungen, Journalisten gehen wählen. Und ein Zeitungsanwalt ist immer auch Leseranwalt, weil Zeitungen für ihre Leser da sind.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • Muss mich leider für einige Tage ausklinken; Quelle bekommen Sie gel. per Post, können dann ja mit ihr (der Quelle) Kontakt aufnehmen. Ansonsten: Bitte keine "Empfehlungen", sondern "Bitten".
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  • antonsah
    ... danke für den Hinweis. Mache ich da was falsch? Überlege nun lange, warum Sie mich bitten, zu "bitten, statt zu "empfehlen"?
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • welche überregionale Zeitung diese Untersuchung gemacht hat UND was das Motiv zu dieser Untersuchung war. Wenn es FAZ oder Focus war, dann wahrscheinlich, um die "linke" Unterminierung des deutschen Pressewesens zu "beweisen". Wenn es TAZ oder Spiegel waren, dann wahrhscheinlich, um die unverstaubte Fortschrittlichkeit des deutschen Pressewesens zu zeigen. - Und wenn es gebraucht wird, wird man auch "beweisen" können, dass das deutsche Pressewesen braun unterwandert ist.

    Will heißen: Man kann alles "beweisen", was man will.
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  • dass eine Zeitung die Studie "gemacht" hat, sondern nur, dass sie dort "veröffentlicht" wurde. "Gemacht" hat sie ein "Institut" - und da kann "man" natürlich auch wieder ein Fragezeichen setzen, wenn einem das Ergebnis nicht gefällt - und lesen hätte sie jeder können, der sich dafür interessiert hat und widersprochen hat seinerzeit m.W. auch niemand, zumindest nicht sehr laut. Es ist halt wie beim Fußball: Der eine sieht ein böses Foul und der andere nur normale Härte - je nach Vereinszugehörigkeit. Im übrigen war meine "Botschaft" nicht ein "Farbenspiel", sondern ich wollte auf die Gefahr hinweisen, wie mann leicht man ein Gefangener seiner Präfernez werden kann, enn man nicht aufpasst. Ansonsten ist das ganze ein völlig unwichtiger Vorgang. Ich habe fertig!
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  • sondern sollte die Brisanz unterstreichen. In der Schlussfolgerung sind wir uns durchaus einig.
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  • Ohne auf den aktuellen Fall einzugehen wil ich folgendes zu bedenken geben: Es gibt Untersuchungen aus dem Januar 2011, die in einer großen überregionalen Zeitung veröffentlicht wurden, nach denen rund 33 % der deutschen Journalisten den Grünen zuneigen (na ja, aktuell vielleicht davon schon wieder ein paar der Piraten), 28 % der SPD und 9 % der CD(S)U und gehe mal davon aus, dass es bei der Main Post nicht gravierend anders sein wird. Wenn man nun so ehrlich und auch selbstkritisch ist, dass man im Zweifelsfall wohl eher seiner Präferenz folgt - zugegebenrmaßen sicher oft auch unbewusst und ungewollt, kann man den "Leser aus der Kleinstadt" schon auch verstehen. Im übrigen: Hier menschelt es halt immer auch ein wenig und man sollte den Fall nicht so hoch hängen - es sei denn, solche Klagen sind kein Einzelfall. Ansonsten betrachte ich den Fall, weil er die Kollegen verteidigt, eher als einen für den "Zeitungsanwalt" denn für den "Leseranwalt" und hake ihn ansonsten in der Rubrik Spaltenfüller ab.
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  • jeweils als solches gekennzeichnet sind, ist das absolut korrekt - und so ist ja auch die Regel. - Regelmäßig Probleme gibt es allerdings damit, dass aus den Konnotationen einer Berichterstattung (Überschrift, rhetorische Fragen, Textaufbau, Schlusswort, etc.) Parteilichkeit des Journalisten (soweit vorhanden) deutlich wird. Objektiv schwer fassbar, aber dessen ungeachtet eindeutig - zumal man ja zudem naturgemäß nicht liest, was NICHT berichtet wird.

    Trojanische Pferde in der Berichterstattung gibt es regelmäßig. Offenbleibt, ob das unreflektiert passiert oder absichtlich.
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