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Glückwünsche stehen neben Trauer, weil sich auch im Leben einer Familie Freud und Leid begegnen
Redaktion
 |  aktualisiert: 28.09.2014 20:16 Uhr

Muss es sein, dass neben Todesanzeigen auch Werbung platziert wird, etwa von Klempnern oder Metzgern? So ärgert sich eine Leserin wieder einmal über diese Nachbarschaften. Das gilt ebenso, schreibt sie, wenn Hochzeits- und Jubiläumsanzeigen neben Todesanzeigen stehen. Sie bezweifelt, dass man sich angesichts einer unendlich traurigen Meldung über eine Vermählung freuen kann. Deshalb fragt sie: „Hat man denn überhaupt kein Gefühl mehr in der Setzerei? Arbeiten dort keine Menschen mehr?“

Die Erwähnung der Setzerei lässt mich vermuten, dass es sich um eine sehr langjährige Leserin handelt, deren Wissen über Zeitungsherstellung nicht mehr aktuell ist. Gibt es doch längst keine Setzerei und keine Bleilettern mehr. Die Anzeigen entstehen in der sogenannten Druckvorstufe digital am Computer. Die Producer, die daran arbeiten, sind unverändert Menschen mit Gefühlen.

Das gilt ebenso für Mitarbeiter, die Anzeigen auf Zeitungsseiten planen. Deren Gefühle erkenne ich in ihren Worten: „Das Thema Platzierung von Traueranzeigen ist so alt ist wie die Welt.“ Das bestätige ich, wenn auch nicht in dieser zeitlichen Dimension. Auch bei mir kommen Leserklagen darüber immer wieder an.

Eben wegen der Kritiken stellen die Verantwortlichen der Anzeigenabteilung die Familienanzeigen in Diskussionen oft auf den Prüfstand. Das Ergebnis: Traueranzeigen gehören ebenso wie Glückwunschanzeigen zur Rubrik Familienanzeigen. Denn im Leben einer Familie begegnen sich ebenfalls Freud und Leid. Das lässt sich nachvollziehen. Diese Erkenntnis gilt ohnehin in Gänze für Tageszeitungen. Die Wirklichkeit diktiert auch häufig für ihre redaktionelle Seiten, dass sich Glück und Unglück sehr nahe kommen.

Grundsätzlich gibt es das Bemühen, Traueranzeigen möglichst für sich alleine zu platzieren. Wenn das nicht geht, sind zumindest krasse Werbeaussagen in ihrer Nachbarschaft zu vermeiden. Dem steht freilich entgegen, dass mit der Planung schon zwei Tage vor Erscheinen begonnen werden muss. Aufgrund von Erfahrungen hält man für Traueranzeigen anderthalb Seiten frei. Wegen des späten Anzeigenschlusses zeigt sich der tatsächlich notwendige Platzbedarf aber erst am Spätnachmittag vor dem Erscheinungstag. In der Kürze der Produktionszeit bleibt dann zuweilen nichts anderes übrig, als passende Fremdanzeigen (etwa von Handwerkern) zu Familienanzeigen zu stellen. Die meisten der Firmenkunden sehen diese Nachbarschaft aber gerne. So kann ich mit einer wohlbekannten Weisheit schließen: Des einen Freud, des anderen Leid.

 
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