Das Bild, mit dessen erneutem Abdruck ich nicht provozieren mag, zeigt auf dem Sofa vor dem Fernseher drei gut gestimmte Fans, angetan mit Mitras, päpstlicher Fahne oder Kardinalskleidung, dabei „Kon-klaa-ve! O-ho-ho-ho-ho!“ singend. Einer fragt die Hausfrau auf deren Weg zur Küche: „Hammwa noch Chips?“
Eine Leserin zu dieser Szene: „Sie können doch ein Konklave nicht mit einer Faschingsveranstaltung oder einem Sportereignis vergleichen“, denn jeder sollte den Glauben anderer Menschen achten und keine Witze machen. Das ist „Bild“-Zeitung, ärgert sich ein weiterer Leser.
Die Redaktion wollte aber keinen Witz machen. Sie hat die Stimmung der Menschen auf dem Petersplatz, wo unter Transparenten mit Landesfarben Public-Viewing-Dimensionen erreicht wurden, satirisch überspitzt gekennzeichnet. Darin steckt Kritik. Die muss man nicht teilen und auch die Darstellung nicht für gelungen halten. Sie ist aber Ausdruck von Pressefreiheit und ist auch Satire. Die erlaubt den Vergleich mit dem Verhalten bei einer Sport- oder Faschingsübertragung. Der bezieht sich kritisch auf ein bestimmtes Ereignis, schmäht deshalb weder den Glauben noch religiöse Überzeugungen, verstößt also nicht gegen den Kodex des Presserates (Ziffer 10).
Ich weiß nicht, wie die Mehrzahl der Leser über die Veröffentlichungen zum Wechsel im Papstamt denkt. Was ich aber kenne, sind auch Zuschriften, in denen diese Zeitung eine „Kirchenzeitung“ geheißen wird, wegen vieler Seiten mit Beiträgen zu Papst-Rücktritt und Konklave.
Für Journalisten geht es bei solchen Kritiken ums Eingemachte. Deshalb halte ich fest: Diese Zeitung erscheint in Mainfranken, ist aber keine Kirchenzeitung, auch dann nicht, wenn sie sich bemüht, vielen kirchlichen Ereignissen in dieser Region gerecht zu werden. Sie berichtet aber nicht nur für Katholiken. Und als unabhängiges Medium kann sie sich satirisch oder kritisch mit Religion und Kirche auseinandersetzen.
Diskussionen zur Papst-Berichterstattung müssen Journalisten auch andernorts führen. Dabei sollten wir uns glücklich schätzen, dass sich Religion und Pressefreiheit in unserer Demokratie nicht ausschließen. Das erfordert Toleranz und Kritikfähigkeit von jedem Einzelnen.
Zuerst mal: ich bin evangelisch. Aber auch ich fand diese Karrikatur, um die es hier geht, auch nicht so ganz astrein.
Meine Begründung:
Denn hier wurde das Konklave (dass eine ernste Angelegenheit ist) auf das Niveau einer Sport-Veranstaltung heruntergestuft. Das ist dem Konklave nicht würdig. Darüber hinaus ist es beim Konklave auch die eiserne Regel, dass die Kardinäle während des Konklaves keinerlei Kontakt mit den Medien haben dürfen. Als Strafe bei Vergehen droht die Ex-Kommunizierung aus der Kirche.
Dann ist dieses Mitra eigentlich ein Insignienteil eines Bischofs oder eben des Papstes. Hier sehe ich den Punkt der Amtsanmaßung eigentlich schon berührt. Niemand weltliches darf sich eigentlich mit der Kleidung, der Vatikan-Fahne und einer Mitra darstellen lassen. Außerdem erinnere ich an diesen Versuch dieses "falschen" Kardinals, sich in das Konklave einzuschleichen und Mäuschen zu spielen. Aber es flog glücklicherweise rechtzeitig auf.
Frühzeitig frohe Ostern wünscht Anton Sahlender, Leseranwalt
Abbestellung der Zeitung aus Ärger sind hierbei verständlich. Vielleicht wäre es anders, wenn zB Berichtigungen am gleichen Tag, in gleicher Aufmachung und Länge getätigt werden müssten? Herr Sahlender mag sich hier drehen wir er will, aber ich glaube ihm an dieser Stelle nicht, wenn er so tut als würde die Zeitung MP zwischen den Stühlen sitzen: hier Kirchenbefürworter, dort Kirchengegner. Die MP schwimmt hier gewaltig mit dem Zeitgeist - und es ist mehr als schade, dass dabei so manches unter die journalistischen Räder kommt.
Ich habe mir die Mühe gemacht, mit Kollegen unser Archiv zu bemühen, was Sie auch könnten, bevor Sie falsche Behauptungen hier halböffentlich aufstellen.
Wir haben festgestellt, dass die Main-Post zwischen dem 12.2. und dem 15.3. zum Thema Papst 21 Seiten veröffentlicht hat. Nicht mitgerechnet sind einzelne Beiträge, die zwischendurch erschienen sind.
Sie bezeichnen das als Belanglosigkeiten oder journalistische Dumpfheiten.
Was Sie mir glauben oder nicht, ist nicht entscheidend. Entscheidend sind Fakten. Meine Meinung begründe ich stets mit Kriterien, die sich nachvollziehen lassen.
Es zu wenig, einfach zu schreiben, dass Sie mir nicht glauben. Können Sie es sich wirklich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die keine Katholiken sind, denen es zuviel geworden ist, was diese Zeitung zuletzt alles über Papst und Kirche verbreitet hat?
Anton Sahlender, Leseranwalt
Beispiele gefällig für Main-Post-taugliche Witzchen?
"Brimborium in Frauenkleidern"(korrekt?) /1.Seite unterm Strich ,
"Sonst machen Herren in diesem Alter [gemeint war der neue Papst] nur Schlagzeilen, wenn sie in falscher Richtung zwischen Helmstadt und Heidingsfeld auf der A 3 unterwegs sind."
Ob das jetzt in einem Bericht, einer Glosse oder der Wettervorhersage steht, ist manchen Menschen ziemlich egal - es beleidigt die Gefühle religiös orientierter Menschen einfach nur. Dessen sollte man sich bewusst sein.
Wenn das für Sie ok ist, braucht man darüber nicht diskutieren und liest andere Zeitungen.
Das 2. Beispiel diskriminiert zudem gleich eine gesamte Altersgruppe.
Ich hoffe, dass Menschen dieses Alters wie z.B. auch meine Eltern bei Gesundheit eines Tages nicht so medial unterstützten Vorurteilen ausgesetzt sind und nur respektlos als Geisterfahrer wahrgenommen werden.
nun aus 21 Seiten Papst einige Dinge herausgefischt, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann. Aber Kritik muss sich auch die Kirche gefallen lassen. Christenmenschen sollten sie ertragen und tolerieren können. Und es sind nicht nur Witzchen. Auch in dem Brimborium in Frauenkleidern kann man Kritik an der Rolle der Frau in der Kirche sehen. Um diese Beiträge zu verurteilen sind sie bereit, endlos viele überaus informative und Texte und Illustrationen zum Papstrücktritt und zum Konklave einfach zu übersehen.
Zum Schluss: Auch in der Redaktion besteht nicht immer Einigkeit über alle Veröffentlichungen. Aber verkürzende Kritik hilft niemanden, die erwarten Sie auch nicht in der Zeitung.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Von den 21 größtenteils wahrscheinlich guten Papstseiten habe ich keine einzige mehr als angelesen, weil ich themenabhängig - wie Sie es nennen - crossmedial andere Quellen bevorzuge.
Insofern gebe ich Ihnen recht, dass ein einzelnes Medium keine Monopolstellung haben kann ... und dabei imho kein Medium so "schlecht" sein kann, dass es dadurch nicht wieder gut wäre: aufdringliche Positionen inspirieren.
Keineswegs ist es so, dass ich Gefälligkeitsjournalismus bevorzuge, aber, wenn Sie in Ihren Leitlinien den Minderheitenschutz versprechen, erwartet man den genauso für Katholiken und Senioren.
So ein MEDIUM ist expressis verbis schon eine feine Sache, die vom Publikum in der Breite viel aktiver genutzt werden sollte, damit die Bühne nicht auf die Idee kommt, Regisseur zu sein.
Aufrichtig frohe Ostern und angenehmen Urlaub.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Ich bitte sehr darum, schwer wiegende Vorwürfe erst zu prüfen und sie zu begründen. Redaktionen tun das auch.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Hier habe ich mehr dazu geschrieben. http://weblogs.evangelisch.de/weblogs/stilvoll-glauben/2013/03/13/kon-klaa-ve-o-ho-ho-ho