Es muss wohl eine Rarität bleiben, dass ein Leser einen Kommentar lobt, obwohl der nicht seine eigene Meinung trifft. Ich jedenfalls warte noch darauf. Doch schreiben Sie jetzt bitte nichts, was nicht eigenem Antrieb entspringt.
Grundsätzlich erfordert respektvoller Umgang mit anderen Meinungen wohl höchste Weihen. Die bedürfen des Nachdenkens darüber, was einen guten Kommentar ausmacht. Das sollte auch für Leser-Kommentierungen als Reaktion auf Journalisten-Kommentare gelten.
Ich erinnere mich an einen Meinungsbeitrag, der so munter diskutiert wurde, dass es einer jeden demokratischen Auseinandersetzung zur Ehre gereichen würde. Die Autorin, die sich für die Betreuungsgeldregelung stark gemacht hatte, sah sich freilich auch unerfreulichen Beschimpfungen ausgesetzt. Vielleicht, weil sie den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück als einen Gegner dieser Förderung selbst arg kritisch hergenommen hatte (10. November: „Steinbrücks verlogene Sprüche“).
Angenehm überrascht hat mich, dass ein mir bekannter Dauerkritiker darauf ausdrücklich mit Lob reagierte. Das ehrt ihn, macht ihn aber nicht vom Saulus, der von der eigenen Haltung besessen ist, zum toleranten Paulus. Es war ausnahmsweise mal genau seine eigene Meinung getroffen worden.
Beruhigen würde ich gerne die Kritiker, die befürchten, ein Kommentar könnte unter der Leserschaft einen unerwünschten Meinungswandel hervorrufen. Sie selbst halten sich doch für mündig genug, unbeeinflusst von verbreiteten Ansichten zu bleiben und die weitaus besseren Argumente zu besitzen. Anderen Lesern, das zeigt die Erfahrung, sollte man diese Souveränität ebenfalls zutrauen. Sie müssen auch nicht glauben, dass es all zu viele Menschen gibt, die wirklich alles so beherzigen, wie es gedruckt in der Zeitung steht.
Wie sind nun Meinungsbeiträge zu bewerten? Die Fakten, auf die sie gestützt werden, müssen stimmen. Man erwartet von Journalisten aber mehr Hintergrundwissen, also auch recherchierte Kenntnisse. Ausgewogen aber, wie oft gefordert, müssen Kommentare nicht sein. Leser sollen die Meinung des Autors erkennen. Das können sie nicht in „Sowohl-als-auch-Beiträgen“. Wer nachvollziehbar für eine Meinung argumentiert, der kommentiert gut, leistet demokratische Basisarbeit.
Man darf in veröffentlichten Meinungen aber auch nur einen Diskussionsbeitrag sehen. Der kann zum Widerspruch reizen und weiterführende Diskussionen auslösen. Die Freiheit, noch besser zu argumentieren, gehört allen: Journalisten und Lesern.
Das läßt hoffen für 2013
Anton Sahlender, Leseranwalt
Die Schlagseite der Kommentarzensierung, - löschung- und - änderung geht ja wohl massiv in die linke Richtung, sie wollen mir doch nicht erzählen, dass die Redaktion auf die Ausgewogenheit bei der Wahl der Berichterstattung und Lenkung der Kommentare geht, oder?
Anton Sahlender, Leseranwalt
Kein normaler Mensch versucht so aggressiv jedes Thema in eine gewisse Richtung zu lenken!
Ist aber nur eine Vermutung von mir, ich lasse mich gerne berichtigen.
Manko, welches zum Verdruss führen muss.
Die wohlgefällige Zeitung wäre von Charakterschwächen bestimmt, welche den Leser in seinem Sessel einschläfern würde und ihn ennuyieren müsste.
Durch die tendenziöse Ausrichtung erfährt die Presse eine Belebung, welche zum selbstbestimmten Nachdenken ermutigt.
Eine gute Zeitung vernachlässigt keinen Aspekt. Diesem Anliegen wird die Main-Post gerecht.
Durch die selektive Wahrnehmung des Lesers kommen die weltanschaulichen Korrekturen am Meinungsspektrum der Redakteure automatisch zustande. Ein selbstaufgesetzter Filter für Information ist von daher nicht notwendig und auch nicht erforderlich. Die determinierte Festlegung der Presse wird somit durch die Interpretation des Lesers in aller Evidenz gebrochen.
Die Meinungsdiversität wird durch diese Schlagseite des Journalismus nicht erledigt
P.S. Zu viel Lob (ich zitiere : "Die beste...." ) wirkt aufgesetzt - meine ich jedenfalls.
Manche glauben sie wären frei, weil sie das Wort Unabhängigkeit im Munde führen.
Doch das Wort "Freiheit" ist ein hohes Ideal, das jeder auf seine Weise interpretiert.
Es gilt nicht dem anderen, der auf dem Niveau der Volksbildung durch die Main-Post streift, eine Welt vorzugaukeln, von der man vorgibt, etwas zu verstehen. Nein, man muss das Seine so aufrichtig und ehrlich anbieten, dass der andere von dieser Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit profitieren kann. Das tut die Main-Post. Darüber hinaus engagiert sie sich für politische Minderheiten, denen das Allgemeinwohl vor dem Prinzip Eigennutz geht.
Damit will diese Zeitung einen Denkprozess in Gang setzen, der dem Ganzen dienen will.
Die Main-Post ist nicht nur Wegbereiter für neue Denkansätze, sondern zugleich der Erhalter von Wertschöpfungen, welche gefährdet sind.
Man wirkt durch Fremdwörter vielleicht etwas schlauer, ist es aber nicht.
P.S. ich brauche auch keinen Duden, um diese Wörter entschlüsseln zu können.
P.P.S. Sind Sie Angestellter der Mainpost? Wer die Zensur- und Kommentarfeldschließungstaktik aufmerksam mitverfolgt, kann gar nicht überzeugt von diesem Blatt sein!
Vielleicht können Sie sich mal Gedanken darüber machen (in Ihrem Wortschatz würde das vmtl. "empfehlen" heißen;-) ), ob der "Dauerkritiker" vielleicht nur Sie bzw. "seine" MP mit seinen Beiträge in der monpolen (you know!') unterfränischen bzw. Würzburger Zeitungslandschaft in ihrer Selbstzufriedenheit aufschrecken (sozusagen "auf Trab halten") will. Da müßten jetzt eine ganze Reihe " " - ich begnüge mich aber mit em einen.
Schöne Woche
Es gibt bei uns keine Selbstzufriedenheit, ganz abgesehen davon, dass es nicht nur einen Dauerkritiker gibt, sondern durch viele Kritiker, aber auch Befürworter.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Apropos: Ich Werde die nächsten Beiträge vsl. nicht kirtisieren wollen, gehe mal wieder Merkur lesen...