Die Frage nach den guten und den schlechten Nachrichten
Das lese ich im ausführlichen Brief eines Pfarrers, der das Positive nicht nur zur Weihnachtszeit erwartet, weil es sonst als Feigenblatt gesehen werden könnte oder weil es in diesen Tagen wenig Schlechtes zu berichten gibt. – Sein Wort in Gottes Ohr und in die unseren, gerade in diesen Tagen.
Er spricht ohnehin etwas Grundsätzliches an, indem er darüber nachdenkt, „welche Macht die Medien haben, bzw. welche Chancen sie besitzen, um in unserem Land die Menschen nicht nur aufzuklären, sondern auch positiv zu motivieren“. „Vielleicht“, so der Seelsorger zur Redaktion, „darf ich ihre Arbeit mit der meinen vergleichen: Es gibt anscheinend immer noch Pfarrer, die den Menschen eher die Drohbotschaft zukommen lassen als die Frohe Botschaft.“
Verehrter Herr Pfarrer, der Vergleich ehrt uns. Ersetzen können wir Sie nicht. Die Redaktion ist zumindest bemüht, positive Zugänge zu den Ereignissen zu finden. Es lässt sich aber keine Katastrophe – wenn sie das Leben von Menschen gekostet hat – schön schreiben und es wäre verantwortungslos, eine bedrohliche Entwicklung zu verharmlosen.
Umgekehrt soll auch nichts dramatisiert werden. Es soll keine Depression oder gar Panik entstehen. Was Leser erwarten dürfen, sind hilfreiche Hinweise, etwa darauf, wie sie Bedrohungen vorbeugen oder ihnen entgehen können.
Ein Medium ist stark der Wirklichkeit verpflichtet. Manches philosophieren darüber darf erwartet werden. Aber Journalisten dürfen schlechte Nachrichten nicht in den Hintergrund drängen, wenn es deren Tragweite nicht zulässt. Hier steht Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.
Sie mögen bedauern, dass sich Wunder in der Tageszeitung aktuell nur schwer vermitteln lassen oder dass Krisen nicht unentwegt als frohe Botschaften verbreitet werden dürfen. Sogar die oft beschworene Weisheit von der Krise als Chance oder Herausforderung, könnte jene, die sie mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes tatsächlich ereilt, als Häme empfinden.
Ich bitte Sie, Herr Pfarrer, Zeitungen nicht alleine auf jenen Seiten wahrzunehmen (sie haben eine herausgegriffen), auf denen unerfreuliche Nachrichten versammelt sind – etwa solche, die uns täglich von der Polizei erreichen. Über Unfälle und Kriminalität muss berichtet werden, weil das zum Verständnis unserer Gesellschaft beiträgt und Meinung bildet. Der überwiegende Teil – vor allem der Berichterstattung aus ihrer Nähe – betrifft allerdings ziemlich normale Vorgänge aus städtischem oder ländlichem Leben. Alleine daraus sammelt sich eine kaum zu bewältigende Menge von Nachrichten in der Redaktion an.
So konnte es passieren, dass Sie arg lange auf den Bericht über die Einführung des Dompfarrers, das Jubiläum von Ordensschwestern warten oder die Kürzung Ihres Leserbriefs beklagen mussten. Ich bedaure das – für Sie und für alle, die sich noch darüber ärgern.
Aber, was sind eigentlich gute und was schlechte Nachrichten?
Die Auseinandersetzung darüber gleicht der über den Sinn des Lebens. Sie ist in Redaktionen hinreichend bekannt. Ich führe sie hier nicht fort, empfehle sie aber Lesern zum Jahreswechsel und zur Erbauung. Ich erinnere lediglich daran, dass es nicht nur in unserem Land schon Zwänge gegeben hat, die es anderswo noch gibt. Da wurde den Zeitungen diktiert, was gut für die Menschen ist. – Aber das ist vielleicht jetzt wieder ein Deut zu bedrohlich.
Versprochen, Herr Pfarrer, die Redaktion bemüht sich um das Gute. Das ist ihr nicht ganz neu: Sie gewann dafür in anderen trüben Jahren bereits Journalistenpreise. Sie fand in der Branche zahllose Nachahmer für eine umfangreiche Mutmacherausgabe oder für die Serie „Chancen in Franken“. Seit Jahrzehnten pflegen wir die Aktion Patenkind und aktuell die Serie „Zeichen setzen!“ für bürgerschaftliches Engagement samt Förderpreis.
Sie selbst, verehrter Herr Pfarrer, haben nichts mehr von der von Ihnen geforderten „positiv-kritischen Zeitung“. Ihre klare (Froh- oder Droh-?) Botschaft an uns war deren Abbestellung.
P.S. Diese Zeilen von mir sind selbstverständlich gut gemeint.
Er spricht ohnehin etwas Grundsätzliches an, indem er darüber nachdenkt, „welche Macht die Medien haben, bzw. welche Chancen sie besitzen, um in unserem Land die Menschen nicht nur aufzuklären, sondern auch positiv zu motivieren“. „Vielleicht“, so der Seelsorger zur Redaktion, „darf ich ihre Arbeit mit der meinen vergleichen: Es gibt anscheinend immer noch Pfarrer, die den Menschen eher die Drohbotschaft zukommen lassen als die Frohe Botschaft.“
Verehrter Herr Pfarrer, der Vergleich ehrt uns. Ersetzen können wir Sie nicht. Die Redaktion ist zumindest bemüht, positive Zugänge zu den Ereignissen zu finden. Es lässt sich aber keine Katastrophe – wenn sie das Leben von Menschen gekostet hat – schön schreiben und es wäre verantwortungslos, eine bedrohliche Entwicklung zu verharmlosen.
Umgekehrt soll auch nichts dramatisiert werden. Es soll keine Depression oder gar Panik entstehen. Was Leser erwarten dürfen, sind hilfreiche Hinweise, etwa darauf, wie sie Bedrohungen vorbeugen oder ihnen entgehen können.
Ein Medium ist stark der Wirklichkeit verpflichtet. Manches philosophieren darüber darf erwartet werden. Aber Journalisten dürfen schlechte Nachrichten nicht in den Hintergrund drängen, wenn es deren Tragweite nicht zulässt. Hier steht Glaubwürdigkeit auf dem Spiel.
Sie mögen bedauern, dass sich Wunder in der Tageszeitung aktuell nur schwer vermitteln lassen oder dass Krisen nicht unentwegt als frohe Botschaften verbreitet werden dürfen. Sogar die oft beschworene Weisheit von der Krise als Chance oder Herausforderung, könnte jene, die sie mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes tatsächlich ereilt, als Häme empfinden.
Ich bitte Sie, Herr Pfarrer, Zeitungen nicht alleine auf jenen Seiten wahrzunehmen (sie haben eine herausgegriffen), auf denen unerfreuliche Nachrichten versammelt sind – etwa solche, die uns täglich von der Polizei erreichen. Über Unfälle und Kriminalität muss berichtet werden, weil das zum Verständnis unserer Gesellschaft beiträgt und Meinung bildet. Der überwiegende Teil – vor allem der Berichterstattung aus ihrer Nähe – betrifft allerdings ziemlich normale Vorgänge aus städtischem oder ländlichem Leben. Alleine daraus sammelt sich eine kaum zu bewältigende Menge von Nachrichten in der Redaktion an.
So konnte es passieren, dass Sie arg lange auf den Bericht über die Einführung des Dompfarrers, das Jubiläum von Ordensschwestern warten oder die Kürzung Ihres Leserbriefs beklagen mussten. Ich bedaure das – für Sie und für alle, die sich noch darüber ärgern.
Aber, was sind eigentlich gute und was schlechte Nachrichten?
Die Auseinandersetzung darüber gleicht der über den Sinn des Lebens. Sie ist in Redaktionen hinreichend bekannt. Ich führe sie hier nicht fort, empfehle sie aber Lesern zum Jahreswechsel und zur Erbauung. Ich erinnere lediglich daran, dass es nicht nur in unserem Land schon Zwänge gegeben hat, die es anderswo noch gibt. Da wurde den Zeitungen diktiert, was gut für die Menschen ist. – Aber das ist vielleicht jetzt wieder ein Deut zu bedrohlich.
Versprochen, Herr Pfarrer, die Redaktion bemüht sich um das Gute. Das ist ihr nicht ganz neu: Sie gewann dafür in anderen trüben Jahren bereits Journalistenpreise. Sie fand in der Branche zahllose Nachahmer für eine umfangreiche Mutmacherausgabe oder für die Serie „Chancen in Franken“. Seit Jahrzehnten pflegen wir die Aktion Patenkind und aktuell die Serie „Zeichen setzen!“ für bürgerschaftliches Engagement samt Förderpreis.
Sie selbst, verehrter Herr Pfarrer, haben nichts mehr von der von Ihnen geforderten „positiv-kritischen Zeitung“. Ihre klare (Froh- oder Droh-?) Botschaft an uns war deren Abbestellung.
P.S. Diese Zeilen von mir sind selbstverständlich gut gemeint.
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