LESERANWALT
Der Wert einer Zeitung ist nicht an einem Erscheinungstag zu ermessen
Zuweilen gebe ich hier die Kommunikation mit einem Leser wieder. Immer dann, wenn ich glaube, dadurch mehr wissen über Journalismus und Medien an Leser weitergeben zu können. Oder auch dann, wenn ein Eindruck wiedergegeben wird, der nicht stimmt. Und ich fürchte, dass unter Umständen mehr Leser diesen Eindruck gewonnen haben könnten. Dieser Brief ist unbearbeitet kopiert:
"Hallo Herr Sahlender,
normalerweie schreibe ich keine Leserbriefe, ehrlich gesagt, hab ich noch nie, ist ne Premiere für mich, aber die MP # 13 hat mich denn doch zu sehr gereizt. Das von Ihnen angeführte Anliegen des Lesers geht mir eigentlich "am Arsch vorbei", nicht aber IHR Kommentar dazu.
Daß sie bzw. die MP einem Herrn X, wohl nur einem unter vielen X, keine ganze Seite mit 6 Spalten zur Verfügung stellen wollen NUR um SEINE Meinung darzustellen kann ich völlig nachvollziehen - zumindest erst mal.
Sie haben in ihrem Kommentar klar erklärt daß der Leserbrief den Ereignissen in Köln galt, mithin Ereignissen die nicht nur in Deutschland sehr starke Beachtung gefunden haben sondern mittlerweile durch die Weltpresse gehen und auch das Bild von den Verhältnissen in Deutschland in der ganzen Welt prägen. Auch wenn ich nicht weiß was der gute Mann geäußert hat, die Wertstellung die er und die Leser dieses Blatten zu solchen wichtigen?? Themen bei ihnen und der MP geniessen lässt sich trefflich nur ein paar Seiten weiter , auf Seite 6, erkennen, und dies unter der Überschrift "Das Thema". Hier hat die MP plötzlich eine ganze Seite Platz für eine nichtssagende Schwachsinnsmeldung, zumindest im Vergleich zu den gesellschaftspolitsch wichtigen und prägenden Ereignissen in Köln. Und selbst auf dieser Seite finden sich ganze 12% "echte" Information, sprich Text, der Rest, immerhin 88% der zur Verfügung stehen Fläche, wird von ein paar nichtssagenden Fotos gefüllt. Welchen Informationsinhalt sollen denn diese 88% haben, außer dem daß dort zur Zeit Schnee liegt? Wobei ich zu mal positiv annehme daß die Bilder nicht einfach aus einem dem Archiv sind.
Ich will mich in keiner Weise pro oder kontra zu den Flüchtlingen äußern, auch die "Ereignisse" (wie sie so schön verharmlosend von ihnen genannt werden) in Köln will ich nicht kommentieren, auch das rodeln auf der Wasserkuppe von immerhin 416 "Teilnehmern" will ich nicht weiter kommentieren, wohl aber das sehr fragliche Verständnis der Redaktion der Main-Post für die "Wichtigkeit", den Stellenwert, von Meldungen für den Leser. Der Leser nämlich ist es der letztendlich für 100% der zur Verfügung stehen Informationsfläche bezahlt, in Form des Abonnements oder des Einzelverkaufes, und damit auch ihren Arbeitsplatz finanziert.
Noch mal in Kürze und ganz deutlich. Einem schwachsinnigen Weltrekord können sie bzw. die MP von mir aus mehre Seiten widmen - zumindest ab und zu, aber nicht dann wenn sie gleichzeitig einem engagierten Leser (wobwei mir nicht bekannt ist wofür "er" sich so ausschweifend engaiert hat) die Veröffentlichung versagen nur weil sie nach ihrer Meinung "zu lang" verfasst wurde.
Wie haben sie doch so schön geschrieben: "Nur kurze Texte zu überregionalen Themen haben Chancen hier zu erscheinen". Mit "hier" meinen sie vermutlich die Fläche die für die Meinungen ihrer Kunden in diesem Blatt zur Verfügung steht? Haben sie das aufgenommen - damit meine ich nicht nur GELESEN, sondern damit meine ich VERSTANDEN? Von einem Amateur (einem Leser, keinem Journalisten, aber einem KUNDEN!) fordern Sie sich kurz zu fassen damit seine Meinung, ganz gleich welcher Art, eine Chance hat veröffentlich zu werden, und dann verschwenden sie (die MP), auf Kosten dieses Kunden, massenweise Platz für Unsinn wie das rodeln auf der Wasserkuppe? Habt ihr sie noch alle?
Gruß XXXXX"
Hier meine Antwort an den Leser:
Sehr geehrter Herr XXXX,
es ist gut, dass Sie dem Reiz zu schreiben nachgegeben und aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht haben. Das gibt mir Gelegenheit zu Erklärungen, die vielleicht ihr zuletzt wohl etwas gestörtes Verständnis für redaktionelle Arbeit etwas erhöhen können.
Nehmen wir die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln oder sagen wir lieber, die erschreckenden kriminellen Übergriffe, die inzwischen in einigen hundert Anzeigen dokumentiert sind. Diese Übergriffe haben aus Köln heraus nach dem Feiertag (1.1.) und dem Sonntag (3.1.) und nach endlich erkannter Tragweiteetwas verzögert auchbundesweit jene Medien erreicht, die vor Ort nicht vertreten sind. Danach hat die Main-Post, sowohl gedruckt als auch online, täglich, beginnend ab 5. Januar, sehr umfangreich berichtet - mehrfach auf der Titelseite und auf ganzen Themenseiten, darunter eine sogenannte über zwei Seiten reichende Panoramaseite. Leser sind in der Folge allemal auch zu Wort gekommen. Dafür wurde das überregionale Leserforum einmal deutlich erweitert. Ich habe Ihnen in diesem ganz am Ende und in folgenden Mails (wegen der Datenmenge) eine Reihe von Veröffentlichungen angehängt.
Es wurden darin alle gesicherten Informationen verbreitet. Es bestand in der Main-Post wahrhaftig kein Mangel an veröffentlichten Nachrichten aus Köln und keiner zu den politischen Konsequenzen danach. Und noch immer ist Köln politisches Thema, das heißt, über die umstrittene Flüchtlingspolitik lesen Sie weiterhin fast täglich Beiträge.
Der zu lange Leserbrief:
Den wesentlichen Inhalt, des zu langen Leserbriefes, über den ich geschrieben habe, der ist sehr grundsätzlich in dem daraus in meinen Beitrag zitierten Satz gut festzumachen. Darüberhinaus war da wenig, was nicht schon irgendwo gesagt worden wäre. Die Meinung, die dieser Briefschreiber vertrat, die hatten andere Leserbriefschreiber schon zuvor im Leserforum kundtun dürfen. Mir war mit meinem Beitrag daran gelegen, mit einem Beispiel darauf hinzuweisen, dass es
a) wichtig ist, überregionale Leserbriefe kurz zu halten und
b) keine politische Einseitigkeit aus einer Nichtveröffentlichung abzuleiten ist.
Die Main-Post ist eine regional verbreitete Lokalzeitung, die folglich in der Region ihre Schwerpunkte sieht und setzt. In den Lokalteilen haben Leser öfter die Chance, mal in längeren Zuschriften ihr Meinungen zu lokalen Inhalten verbreiten. Diese grundsätzliche Möglichkeit habe ich im Laufe der Jahre schon öfter versucht, an die Leserschaft zu vermitteln.
Die Wertstellung
Kommen wir zu dem, was Sie so trefflich und einleuchtend unter „Wertstellung“ zusammenfassen. Dazu gilt es festzuhalten, dass eine Tageszeitung nicht als Einzelexemplar an einem Tag bewertet werden kann. Sie erscheint meist sechs mal in der Woche. Da werden Themen fortgeschrieben. Bestreben der Redaktion ist es dabei aber auch, die Abwechslung im Angebot und in der Präsentation der Ereignisse und Themen nicht zu kurz kommen zu lassen.
Sicher ist jedenfalls: Die Kölner-Übergriffe kamen und kommen darüber nicht zu kurz (siehe Aufzählung der Beiträge). Dass es zu Zeitungsinhalten, bei denen die Tragweite nicht entscheidender Nachrichtenfaktor ist, allemal unterschiedliche Meinungen gegeben hat, damit mussten Redaktionen schon immer leben. Deshalb erkenne ich an, wenn aus ihrer Sicht das Rekord-Rodeln hätte kürzer kommen oder ganz aus dem Blatt verschwinden können.
Es wäre aber schwerlich möglich gewesen, etwas Vergleichbares unter der leichteren Nachrichtenkost zu finden. Der Aufmerksamkeitswert und die Nähe der Wasserkuppe sprachen für dieses Ereignis, das hinterher messbar ziemlich große Aufmerksamkeit bei Leser und Usern gefunden hat, auch wenn es nur etwas mehr als 400 Teilnehmer gegeben hat. Die Main-Post Redaktion konnte auf die Veröffentlichung nicht verzichten, auch wenn die harten News darin nicht übermäßig vertreten gewesen sind.
Die Alternative zum Rodeln wäre aber keinesfalls der zu lange Leserbrief gewesen. Das würde schon über den strukturellen Zuschnitt der Zeitung nicht passen und nicht funktionieren. Sie können nicht Themen kreuz und quer über die Zeitung verteilen und dorthin stellen, wo gerade Platz übrig scheint. Die Optik der Zeitung
Verehrter Herr XXXXX, glauben Sie wirklich, eine Redaktion will eine Zeitung machen, in der sie Leserinteressen dauerhaft gänzlich missachtet? Wenn Sie als Leser im Laufe der Jahre bemerkt haben, dass sich die äußere Anmutung der gedruckten Zeitung verändert hat, weil Sie unter anderem mehr Grafiken und größere Bilder wahrgenommen haben, dann ist das der Notwendigkeit geschuldet, mit der Zeit zu gehen. Das heißt, dass die sich wandelnde Optik Ergebnis vieler Umfragen und Untersuchungen in der Branche ist und keine willkürliche, interessengesteuerte Eingebung der Redaktion. Ich bestreite nicht, dass die Umsetzung solcher Erkenntnisse schon mal in die Hose gehen kann und nicht immer jeden Geschmack trifft. Die Zeitungen 2016 sehen allesamt sehr viel anders aus als die von vor zwanzig Jahren.
Der redaktionelle Teil
Der redaktionelle Teil einer Zeitung ist nicht mit dem Angebot eines Konfektionsgeschäftes zu vergleichen, in dem jeder Kunde nach seiner Fasson einkaufen kann. Das Produkt Tageszeitung begegnet seinen Kunden, Lesern und Werbetreibenden, angebots- und auftragsgemäß, unabhängig und überparteilich. Das ist sein Angebot und seine grundgesetzlich gesicherte Produktqualität. Deshalb ist es nicht möglich, jeden Leser individuell wie König Kunde zu bedienen. Das widerspricht dem Interesse anderer hunderttausender Leser, die sich Unabhängigkeit einkaufen.
Ich kann es mir leisten, als Leseranwalt einen Kunden wie Sie zu betreuen. Deshalb gebe ich mir die Mühe mit einer ausführlichen Erklärung ihrer Kritik gerecht zu werden. Nein, Herr XXXXX, niemand - noch nicht einmal eine Veröffentlichung - ist schwachsinnig, nur deshalb, weil Sie andere Maßstäbe haben. Und die Redaktion, in die ich Sie gerne einlade, hat sie noch alle. Sie können sich nach Terminvereinbarung gerne persönlich davon überzeugen.
Ich wünsche Ihnen ein 2016, mit möglichst vielen Nachrichten, die auch ihre Zustimmung finden. Bleiben Sie der Main-Post als kritischer und aufmerksamer Leser gewogen.
Mit freundlichen Grüßen
Anton Sahlender
www.mainpost.de/leseranwalt
Sprecher der Vereinigung
der Medien-Ombudsleute
www.vdmo.de
Mitglied der Organization
of News Ombudsmen
www.newsombudsmen.org
Mitglied des Netzwerks Medienethik
www.netzwerk-medienethik.de
PS. Ich gehe nicht davon aus, sehr geehrter Herr XXXXX, dass ihr Brief wirklich als Leserbrief gedacht war. Sonst müsste ich Ihnen ebenfalls mitteilen, dass er zur Veröffentlichung im überregionalen Teil zu lang ist. Ich habe in ihrem Schreiben eine kritische Zuschrift an die Redaktion gesehen, die deren Beachtung findet, dokumentiert in diesem meinen Antwortschreiben.
ENDE DER AUSWAHL VON BERICHTEN, ANALYSEN UND MEINUNGEN NACH DER SILVESTERNACHT IN KÖLN. ALLE FRÜHZEITIG, VOM 5. JANUAR BIS SAMSTAG, 16. JANUAR 2016, IN DER GEDRUCKTEN MAIN-POST ERSCHIENEN. NOCH MEHR LÄSST SICH ONLINE AUF MAINPOST.DE AUFFINDEN. DA LÄSST SICH SCHWERLICH EIN VERSÄUMNIS ERKENNEN:
"Hallo Herr Sahlender,
normalerweie schreibe ich keine Leserbriefe, ehrlich gesagt, hab ich noch nie, ist ne Premiere für mich, aber die MP # 13 hat mich denn doch zu sehr gereizt. Das von Ihnen angeführte Anliegen des Lesers geht mir eigentlich "am Arsch vorbei", nicht aber IHR Kommentar dazu.
Daß sie bzw. die MP einem Herrn X, wohl nur einem unter vielen X, keine ganze Seite mit 6 Spalten zur Verfügung stellen wollen NUR um SEINE Meinung darzustellen kann ich völlig nachvollziehen - zumindest erst mal.
Sie haben in ihrem Kommentar klar erklärt daß der Leserbrief den Ereignissen in Köln galt, mithin Ereignissen die nicht nur in Deutschland sehr starke Beachtung gefunden haben sondern mittlerweile durch die Weltpresse gehen und auch das Bild von den Verhältnissen in Deutschland in der ganzen Welt prägen. Auch wenn ich nicht weiß was der gute Mann geäußert hat, die Wertstellung die er und die Leser dieses Blatten zu solchen wichtigen?? Themen bei ihnen und der MP geniessen lässt sich trefflich nur ein paar Seiten weiter , auf Seite 6, erkennen, und dies unter der Überschrift "Das Thema". Hier hat die MP plötzlich eine ganze Seite Platz für eine nichtssagende Schwachsinnsmeldung, zumindest im Vergleich zu den gesellschaftspolitsch wichtigen und prägenden Ereignissen in Köln. Und selbst auf dieser Seite finden sich ganze 12% "echte" Information, sprich Text, der Rest, immerhin 88% der zur Verfügung stehen Fläche, wird von ein paar nichtssagenden Fotos gefüllt. Welchen Informationsinhalt sollen denn diese 88% haben, außer dem daß dort zur Zeit Schnee liegt? Wobei ich zu mal positiv annehme daß die Bilder nicht einfach aus einem dem Archiv sind.
Ich will mich in keiner Weise pro oder kontra zu den Flüchtlingen äußern, auch die "Ereignisse" (wie sie so schön verharmlosend von ihnen genannt werden) in Köln will ich nicht kommentieren, auch das rodeln auf der Wasserkuppe von immerhin 416 "Teilnehmern" will ich nicht weiter kommentieren, wohl aber das sehr fragliche Verständnis der Redaktion der Main-Post für die "Wichtigkeit", den Stellenwert, von Meldungen für den Leser. Der Leser nämlich ist es der letztendlich für 100% der zur Verfügung stehen Informationsfläche bezahlt, in Form des Abonnements oder des Einzelverkaufes, und damit auch ihren Arbeitsplatz finanziert.
Noch mal in Kürze und ganz deutlich. Einem schwachsinnigen Weltrekord können sie bzw. die MP von mir aus mehre Seiten widmen - zumindest ab und zu, aber nicht dann wenn sie gleichzeitig einem engagierten Leser (wobwei mir nicht bekannt ist wofür "er" sich so ausschweifend engaiert hat) die Veröffentlichung versagen nur weil sie nach ihrer Meinung "zu lang" verfasst wurde.
Wie haben sie doch so schön geschrieben: "Nur kurze Texte zu überregionalen Themen haben Chancen hier zu erscheinen". Mit "hier" meinen sie vermutlich die Fläche die für die Meinungen ihrer Kunden in diesem Blatt zur Verfügung steht? Haben sie das aufgenommen - damit meine ich nicht nur GELESEN, sondern damit meine ich VERSTANDEN? Von einem Amateur (einem Leser, keinem Journalisten, aber einem KUNDEN!) fordern Sie sich kurz zu fassen damit seine Meinung, ganz gleich welcher Art, eine Chance hat veröffentlich zu werden, und dann verschwenden sie (die MP), auf Kosten dieses Kunden, massenweise Platz für Unsinn wie das rodeln auf der Wasserkuppe? Habt ihr sie noch alle?
Gruß XXXXX"
Hier meine Antwort an den Leser:
Sehr geehrter Herr XXXX,
es ist gut, dass Sie dem Reiz zu schreiben nachgegeben und aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht haben. Das gibt mir Gelegenheit zu Erklärungen, die vielleicht ihr zuletzt wohl etwas gestörtes Verständnis für redaktionelle Arbeit etwas erhöhen können.
Nehmen wir die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln oder sagen wir lieber, die erschreckenden kriminellen Übergriffe, die inzwischen in einigen hundert Anzeigen dokumentiert sind. Diese Übergriffe haben aus Köln heraus nach dem Feiertag (1.1.) und dem Sonntag (3.1.) und nach endlich erkannter Tragweiteetwas verzögert auchbundesweit jene Medien erreicht, die vor Ort nicht vertreten sind. Danach hat die Main-Post, sowohl gedruckt als auch online, täglich, beginnend ab 5. Januar, sehr umfangreich berichtet - mehrfach auf der Titelseite und auf ganzen Themenseiten, darunter eine sogenannte über zwei Seiten reichende Panoramaseite. Leser sind in der Folge allemal auch zu Wort gekommen. Dafür wurde das überregionale Leserforum einmal deutlich erweitert. Ich habe Ihnen in diesem ganz am Ende und in folgenden Mails (wegen der Datenmenge) eine Reihe von Veröffentlichungen angehängt.
Es wurden darin alle gesicherten Informationen verbreitet. Es bestand in der Main-Post wahrhaftig kein Mangel an veröffentlichten Nachrichten aus Köln und keiner zu den politischen Konsequenzen danach. Und noch immer ist Köln politisches Thema, das heißt, über die umstrittene Flüchtlingspolitik lesen Sie weiterhin fast täglich Beiträge.
Der zu lange Leserbrief:
Den wesentlichen Inhalt, des zu langen Leserbriefes, über den ich geschrieben habe, der ist sehr grundsätzlich in dem daraus in meinen Beitrag zitierten Satz gut festzumachen. Darüberhinaus war da wenig, was nicht schon irgendwo gesagt worden wäre. Die Meinung, die dieser Briefschreiber vertrat, die hatten andere Leserbriefschreiber schon zuvor im Leserforum kundtun dürfen. Mir war mit meinem Beitrag daran gelegen, mit einem Beispiel darauf hinzuweisen, dass es
a) wichtig ist, überregionale Leserbriefe kurz zu halten und
b) keine politische Einseitigkeit aus einer Nichtveröffentlichung abzuleiten ist.
Die Main-Post ist eine regional verbreitete Lokalzeitung, die folglich in der Region ihre Schwerpunkte sieht und setzt. In den Lokalteilen haben Leser öfter die Chance, mal in längeren Zuschriften ihr Meinungen zu lokalen Inhalten verbreiten. Diese grundsätzliche Möglichkeit habe ich im Laufe der Jahre schon öfter versucht, an die Leserschaft zu vermitteln.
Die Wertstellung
Kommen wir zu dem, was Sie so trefflich und einleuchtend unter „Wertstellung“ zusammenfassen. Dazu gilt es festzuhalten, dass eine Tageszeitung nicht als Einzelexemplar an einem Tag bewertet werden kann. Sie erscheint meist sechs mal in der Woche. Da werden Themen fortgeschrieben. Bestreben der Redaktion ist es dabei aber auch, die Abwechslung im Angebot und in der Präsentation der Ereignisse und Themen nicht zu kurz kommen zu lassen.
Sicher ist jedenfalls: Die Kölner-Übergriffe kamen und kommen darüber nicht zu kurz (siehe Aufzählung der Beiträge). Dass es zu Zeitungsinhalten, bei denen die Tragweite nicht entscheidender Nachrichtenfaktor ist, allemal unterschiedliche Meinungen gegeben hat, damit mussten Redaktionen schon immer leben. Deshalb erkenne ich an, wenn aus ihrer Sicht das Rekord-Rodeln hätte kürzer kommen oder ganz aus dem Blatt verschwinden können.
Es wäre aber schwerlich möglich gewesen, etwas Vergleichbares unter der leichteren Nachrichtenkost zu finden. Der Aufmerksamkeitswert und die Nähe der Wasserkuppe sprachen für dieses Ereignis, das hinterher messbar ziemlich große Aufmerksamkeit bei Leser und Usern gefunden hat, auch wenn es nur etwas mehr als 400 Teilnehmer gegeben hat. Die Main-Post Redaktion konnte auf die Veröffentlichung nicht verzichten, auch wenn die harten News darin nicht übermäßig vertreten gewesen sind.
Die Alternative zum Rodeln wäre aber keinesfalls der zu lange Leserbrief gewesen. Das würde schon über den strukturellen Zuschnitt der Zeitung nicht passen und nicht funktionieren. Sie können nicht Themen kreuz und quer über die Zeitung verteilen und dorthin stellen, wo gerade Platz übrig scheint. Die Optik der Zeitung
Verehrter Herr XXXXX, glauben Sie wirklich, eine Redaktion will eine Zeitung machen, in der sie Leserinteressen dauerhaft gänzlich missachtet? Wenn Sie als Leser im Laufe der Jahre bemerkt haben, dass sich die äußere Anmutung der gedruckten Zeitung verändert hat, weil Sie unter anderem mehr Grafiken und größere Bilder wahrgenommen haben, dann ist das der Notwendigkeit geschuldet, mit der Zeit zu gehen. Das heißt, dass die sich wandelnde Optik Ergebnis vieler Umfragen und Untersuchungen in der Branche ist und keine willkürliche, interessengesteuerte Eingebung der Redaktion. Ich bestreite nicht, dass die Umsetzung solcher Erkenntnisse schon mal in die Hose gehen kann und nicht immer jeden Geschmack trifft. Die Zeitungen 2016 sehen allesamt sehr viel anders aus als die von vor zwanzig Jahren.
Der redaktionelle Teil
Der redaktionelle Teil einer Zeitung ist nicht mit dem Angebot eines Konfektionsgeschäftes zu vergleichen, in dem jeder Kunde nach seiner Fasson einkaufen kann. Das Produkt Tageszeitung begegnet seinen Kunden, Lesern und Werbetreibenden, angebots- und auftragsgemäß, unabhängig und überparteilich. Das ist sein Angebot und seine grundgesetzlich gesicherte Produktqualität. Deshalb ist es nicht möglich, jeden Leser individuell wie König Kunde zu bedienen. Das widerspricht dem Interesse anderer hunderttausender Leser, die sich Unabhängigkeit einkaufen.
Ich kann es mir leisten, als Leseranwalt einen Kunden wie Sie zu betreuen. Deshalb gebe ich mir die Mühe mit einer ausführlichen Erklärung ihrer Kritik gerecht zu werden. Nein, Herr XXXXX, niemand - noch nicht einmal eine Veröffentlichung - ist schwachsinnig, nur deshalb, weil Sie andere Maßstäbe haben. Und die Redaktion, in die ich Sie gerne einlade, hat sie noch alle. Sie können sich nach Terminvereinbarung gerne persönlich davon überzeugen.
Ich wünsche Ihnen ein 2016, mit möglichst vielen Nachrichten, die auch ihre Zustimmung finden. Bleiben Sie der Main-Post als kritischer und aufmerksamer Leser gewogen.
Mit freundlichen Grüßen
Anton Sahlender
www.mainpost.de/leseranwalt
Sprecher der Vereinigung
der Medien-Ombudsleute
www.vdmo.de
Mitglied der Organization
of News Ombudsmen
www.newsombudsmen.org
Mitglied des Netzwerks Medienethik
www.netzwerk-medienethik.de
PS. Ich gehe nicht davon aus, sehr geehrter Herr XXXXX, dass ihr Brief wirklich als Leserbrief gedacht war. Sonst müsste ich Ihnen ebenfalls mitteilen, dass er zur Veröffentlichung im überregionalen Teil zu lang ist. Ich habe in ihrem Schreiben eine kritische Zuschrift an die Redaktion gesehen, die deren Beachtung findet, dokumentiert in diesem meinen Antwortschreiben.
Folgt eine Auswahl weiterer Main-Post-Veröffentlichungen zu den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln:
ENDE DER AUSWAHL VON BERICHTEN, ANALYSEN UND MEINUNGEN NACH DER SILVESTERNACHT IN KÖLN. ALLE FRÜHZEITIG, VOM 5. JANUAR BIS SAMSTAG, 16. JANUAR 2016, IN DER GEDRUCKTEN MAIN-POST ERSCHIENEN. NOCH MEHR LÄSST SICH ONLINE AUF MAINPOST.DE AUFFINDEN. DA LÄSST SICH SCHWERLICH EIN VERSÄUMNIS ERKENNEN:
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