Seine Geburtsstunde schlug in der Würzburg AG, einer gemeinnützigen Regionalmarketing-Aktiengesellschaft, die ihr Wirken in den Dienst der Universitätsstadt gestellt hat. In den Slogan-Streit will ich mich aber nicht einmischen.
Mich bewegt vielmehr ein wiederholt vorgebrachter Vorwurf aus der Diskussion. Er rührt ans Grundsätzliche redaktioneller Arbeit: Weil die Main-Post Mitglied in der Würzburg AG ist, sei die Berichterstattung über den Slogan einseitig. Auf www.mainpost.de entsetzt sich einer der User (Nutzer) über diese Mitgliedschaft: Das wäre für ihn der Hammer, nach all der positiven Berichterstattung. Und er erwartet ein klärendes Wort. Um das will ich mich bemühen.
Ja, es stimmt. Die Main-Post ist Mitglied und ihr Geschäftsführer David Brandstätter fungiert als einer der Aufsichtsräte. Daraus wird kein Geheimnis gemacht. Die Mediengruppe Main-Post ist eben auch ein regionales Unternehmen, das als solches in Institutionen vertreten ist, die für die Region wirken.
Solches Mitwirken darf keinen Einfluss auf die Unabhängigkeit der Redaktion haben. Für die zeichnet Chefredakteur Michael Reinhard verantwortlich und mit ihm jedes Redaktionsmitglied. So halte ich fest, dass die Redaktion auch im Falle des umstrittenen Slogans bislang stets das Für und Wider in der Tageszeitung möglichst ausgewogen dargestellt und ihm auf ihren Internetseiten Raum gegeben hat.
Davon können Sie sich jederzeit selbst ein Bild machen (siehe Online-Tipp). Es sind keine Texte mit negativen Kommentaren aus dem Online-Angebot unserer Zeitung verschwunden, wie ausgerechnet dort ein Diskutant – noch immer nachlesbar – behauptet. Gelöscht werden allerdings Beleidigungen oder üble Nachreden. Das gehört zur redaktionellen Verantwortung.
Bleibt noch die Frage zu klären: Hat ein Medienhaus solche Mitgliedschaften nötig, wie die in der Würzburg AG? Ja, hat es. Denn auch zu seinem Selbstverständnis muss es gehören, für die Region und die Menschen, die hier leben, besonders einzustehen. Und dafür wirken speziell in der Würzburg AG 34 Unternehmen und Persönlichkeiten als Aktionäre. Dazu sollen elf Firmen und Institutionen als Unterstützer die Aktion voranbringen.
Übrigens liegt dieses regionale Selbstverständnis nahe bei dem aller Lokalzeitungen. Für sie bedeutet es einerseits, dass gesellschaftliches und politisches Geschehen journalistisch begleitet wird, andererseits aber auch, dass Kritik geübt werden muss, wenn sie notwendig erscheint. Die könnte auch die Würzburg AG treffen. Die journalistische Wächterrolle darf nicht in Frage gestellt werden.
Zu deren Sicherung hat sich die Main-Post Leitlinien gegeben. Sie schreiben jedem Redakteur vor, offen zu legen, welche Interessensbindungen (etwa durch Mitgliedschaften) bei ihm vorliegen könnten. Damit unterwirft er sich der redaktionellen Kontrolle.
Grundsätzlich sitzen Journalisten nicht im Glashaus. Sie nehmen am gesellschaftlichen Leben teil, haben also Interessen und pflegen Vereinsmitgliedschaften. Bei der Ausübung ihres Berufes allerdings, dürfen Sie von ihnen Unabhängigkeit erwarten.
"..Mami, das ist doch sonnenklar. Das ist jemand, der Werbung als Beruf macht. Der MUSS doch schlechte Sachen als gute verkaufen"
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Für die Main Post war es gut (viele Clicks). Für die WüAG offensichtlichtlich auch. Also: Feiert Euren Erfolg. Er wird von kurzer Dauer sein.
"Grundsätzlich sitzen Journalisten nicht im Glashaus. Sie nehmen am gesellschaftlichen Leben teil, haben also Interessen und pflegen Vereinsmitgliedschaften. Bei der Ausübung ihres Berufes allerdings, dürfen Sie von ihnen Unabhängigkeit erwarten."
Die Berichterstattung zum Fiasko wurde ja auch schon ein wenig besser (vermutlich Dank der geballt mahnenden Reaktionen).
Richtig: kümmert Euch weniger um Glashäuser und Vereinsmitgliedschaften und recherchiert lieber ein wenig mehr in der Sache, liebe Journalisten. Dann wird das schon. Es scheint ja auch ein gangbarer(er) Weg eingeschlagen worden zu sein.