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Der Leseranwalt: Wo sich Gut und Böse auf engstem Raum begegnen können
Der Leseranwalt: Wo sich Gut und Böse auf engstem Raum begegnen können
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.11.2008 15:12 Uhr

Es war die Image-Anzeige eines Energieunternehmens für Kernkraft, an der sich eine Familie mit drei Kindern stieß. War die Werbung doch groß und bunt auf der Seite für Kinder und Jugendliche platziert, nämlich am 14. Oktober auf DailyX – also in einer Umgebung, die bekanntlich für junge Menschen gestaltet ist und damit auch dort, wo Pfiffikus mit seinen Erklärungen auf die Jüngsten wartet. Eine solche Anzeige an dieser Stelle, so die Meinung der besorgten Eltern, vermittle Kindern eine falsche Botschaft. Kernenergie sei nicht umweltfreundlich, sagen sie. Und die Jüngsten könnten noch nicht zwischen bezahlter Anzeige und unabhängigem redaktionellem Teil unterscheiden.

Das Verantwortungsbewusstsein für ihren Nachwuchs ehrt die Eltern. Aus der Diskussion über die Umwelt- oder Nachweltverträglichkeit von Energiegewinnung halte ich mich heraus. Mir kommt es stattdessen darauf an, zu erklären, dass es zu allen Zeiten gut und notwendig gewesen ist, jungen Menschen Kenntnisse der Medien und ihrer Inhalte mitzugeben. Und heute mehr denn je, da sie einer Flut von Informationen aus vielen Kanälen, seriösen und unseriösen, ausgesetzt sind.

Unsere Redaktion beginnt mit der Vermittlung bereits in den Kindergärten der Region. Den Kleinen werden über die Aktion Pfiffikus gedruckte Inhalte spielerisch nähergebracht. Mit der folgenden KLASSE-Aktion tragen wir Medienverständnis in alle Schulen – jährlich zu mehr als 25 000 Schülern.

So denke ich, dass es letztlich egal ist, ob die Anzeige auf einer Jugendseite oder anderswo steht. Denn junge Menschen lesen nicht nur die für sie gemachten Inhalte. Darstellungen – wie jene Kernkraft-Anzeige – begegnen sie ohnehin überall: auf Plakaten, im Fernsehen oder Internet. Ich wiederhole: Entscheidend ist, dass junge Menschen frühzeitig für den Umgang mit Medien fit und urteilsfähig gemacht werden.

Stellen Sie sich vor, Mitarbeiter der Tageszeitungen würden täglich versuchen, unliebsame Begegnungen in der Zeitung zu vermeiden. Über die Diskussion, was da zusammenpasst und was nicht, würde wohl häufiger der Redaktionsschluss gefährdet.

So habe ich den Eltern geantwortet, dass es gerade in einer Tageszeitung schon immer unvermeidlich war, dass sich auf engstem Raum Glück und Unglück, Leben und Tod, Gut und Böse oder Mögliches und Unmögliches begegnen. Diese Nachbarschaften sind Realität. Und die muss den Stoff liefern, aus der die Zeitung vorwiegend besteht. Ich denke, dass die Mehrzahl der Leser damit umgehen kann.

Die besorgten Eltern ohnehin. Ihre Zeilen haben mich davon überzeugt, dass sie auch in der Lage sind, ihren drei Kindern die richtigen Grundlagen mit auf den Weg zu geben. Eine Gelegenheit hat sich exemplarisch am 14. Oktober geboten.

 
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