Engagierte Menschen braucht das Land. In Würzburg werden gerade mehr denn je sichtbar, wenn es um den geplanten Standort für einen Neubau der Fachhochschule geht. Am Wochenende sollen nämlich die Würzburger darüber abstimmen. Die Anspannung der Interessenvertreter ist gewaltig. So ist Demokratie eben. Dazu gehört in solchen Fällen immer, dass in der zuständigen Redaktion und nun auch bei mir, eine Reihe ganz besonders engagierter Bürger versucht, die Zeitung auf eine Seite zu ziehen – nämlich auf ihre. Man könnte sich ob der Zuwendung geehrt fühlen. Wir können damit auch gut umgehen, solange es um Argumente in der Sache geht. Das ist schulmäßig. Da lassen sich schon mal redaktionelle Fehler erkennen und eingestehen.
Einige diskutieren so fair – leider nicht alle. Dann ist es wenig hilfreich. So behaupten nun Kritiker, die Zeitung berichte bislang total einseitig. Beweisen sollen das ihre eigenen – selbstverständlich neutralen – Beobachtungen. Sie legen zu diesem Zweck Sätze auf die Goldwaage und zählen Veröffentlichungen gegeneinander auf. Folgen kann ihnen nur, wer sich mental bedingungslos auf ihre Seite schlägt. Sie fordern die Redaktion ultimativ auf, in eine neutrale Position zurückzukehren und ihre Schlagseite auszugleichen – durch verstärkte Berichte von der anderen Seite.
Wenige Leser sind ganz kurz angebunden: Sie drohen mit Abbestellung, wenn sich nichts ändert. Als jahrzehntelange Abonnenten könnten sie schließlich auch mal ein Entgegenkommen verlangen. Sie wissen wohl, dass das Grundrecht der Pressefreiheit mit Abo-Kündigungen nicht auszuhebeln, aber zu verletzen ist. Sie unterstellen, dass Gefälligkeiten Tagesordnung sind.
Ich habe nicht Buch geführt, aber Befürworter und Gegner des Fachhochschulstandorts stehen sich in ihren Methoden wenig nach.
Ich versichere aber, das soll ohne Einfluss bleiben. Grundsätzlich hat die Redaktion in diesem Falle entschieden, von Anfang an in der Rolle des neutralen Berichterstatters zu bleiben. Das gilt auch, wenn ab und an in einem Meinungsbeitrag Stellung bezogen wird. Bürger können sich dabei eine Meinung bilden. Das Bemühen um Ausgewogenheit geht aber nicht so weit, dass Zeilen und Argumente des Für und Wider gegeneinander abgezählt werden. Und wer eine Formulierung missdeuten möchte, der hat sich noch selten eine Chance entgehen lassen. Es ist einer Redaktion natürlich unbenommen, nicht neutral zu bleiben, sondern sich für eine Position stark zu machen, so wie es sich Leser gewünscht haben. Ein Medium, das in einer Sache Partei ergreift, gibt damit keine Überparteilichkeit auf. Im Gegenteil: Es nutzt auch damit seine Unabhängigkeit und die Freiheit der Medien. Die sollte bitte respektiert werden. Sie ist für das Land genauso wichtig wie viele engagierte Bürger, die wir nach wie vor zu schätzen wissen.