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Der Leseranwalt: Wenn ein sportlich großer Fußball-Sieg auf der Titelseite mit einem Polizeieinsatz illustriert ist
Redaktion
 |  aktualisiert: 25.08.2014 07:56 Uhr

Die Redaktion wurde sich nicht ganz einig: Ist es richtig, das kriminelle Tun gewaltbereiter Randalierer, die rund um ein Fußballspiel schlägern und zerstören, bei der Berichterstattung in den Vordergrund zu stellen? Zur Diskussion darüber kam es nach dem sportlich erfreulichen Pokalsieg des Viertligisten Würzburger Kickers gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf.

Und darum ging es in der Redaktionskonferenz: Statt eines Jubelbildes war auf dem Titel der Zeitung (18. August) ein Foto zu sehen, das ein Polizeiaufgebot vor dem Düsseldorfer Zuschauerblock zeigt. Der Grund: Die diensthabenden Redakteure erkannten sonntags in den Ausschreitungen im Publikum und rund um das Spiel ein Phänomen, das aus ihrer Sicht in dieser Ausprägung für unsere Region neu war. Außerhalb des Stadions, das mit 10 500 Zuschauern selten gut gefüllt gewesen ist, kam es zu Gewalt und Zerstörung. Beteiligte traten als Vereinsfans auf, in diesem Fall wohl im Wesentlichen als die der Fortuna. Aber auch FC-Nürnberg-Fans, ebenfalls 2. Bundesliga, waren streitsuchend angereist. Deren unerfreuliche Ausschreitungen, so sah es die Redaktion am Sonntag, forderten ein Polizei-Bild heraus, weil derartige Szenen meist mit höherklassigem Fußball verknüpft sind. Und den streben die Kickers bekanntlich an. So wurde das Geschehen ums Pokalspiel gleichsam zum warnenden Hinweis von öffentlichem Interesse. Die Kosten für Polizei-Einsätze bei Fußballspielen sind überdies gegenwärtig auch bundesweit ein umstrittenes Thema, weil das Land Bremen seinen erstklassigen Bundesligisten künftig daran beteiligen will.

Ein sportliches Fußball-Bild auf dem Titel hielten dagegen vorwiegend Sportredakteure für angemessen. Sie erklärten, man könne doch einen für diese Region außergewöhnlichen Fußball-Erfolg nicht hinter diese vergleichsweise noch überschaubaren Ausschreitungen zurücksetzen. Das sei unfair und werde weder Sportlern noch Fußballfreunden gerecht. Die Präsentation des Polizeifotos schaffe zudem Randalierern genau die Bühne, die sie anstreben.

Schließlich betonen Befürworter eines Sportbildes auf Seite 1, dass solche Ausschreitungen ein gesamtgesellschaftliches Problem seien. Wenn nicht beim Fußball, dann würden diese Gewalttäter eben bei anderen Massenereignissen erscheinen.

Wie auch immer: Erfolg rechtfertigt nicht Wegschauen, auch nicht in der nächsten Runde gegen Eintracht Braunschweig. Aber ich weiß, dass die Redaktion sich wünscht, dass danach nichts mehr gegen ein bestens platziertes Jubelbild spricht.

 
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