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Der Leseranwalt: Volkes Meinung wird nicht unbedingt in veröffentlichten Leserbriefen deutlich
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.02.2016 16:44 Uhr

Wegen der Auswahl der veröffentlichten Leserbriefe hat jetzt ein Ehepaar sein Zeitungsabonnement gekündigt. Nach einem Gespräch mit dem verantwortlichen Redakteur, so schreibt das Paar, habe es im vergangenen Jahr noch von dieser Konsequenz abgesehen. Entscheidendes Argument sei damals gewesen, dass alle Meinungen aus der Mitte der Gesellschaft und auch rechts oder links davon dargestellt werden sollen. Rechte Meinungen würden sich selbst entlarven oder durch gegenübergestellte Meinungen kontrastiert. Nun vermissen die Abbesteller aber konträre Leserbriefe, und zwar – so wörtlich – „in einem für uns relativen Maß!“ In den letzten Wochen würden fast täglich, und zwar ohne Gegenüberstellung, rechtspopulistische Äußerungen oder Stammtischparolen erscheinen.

Ich empfinde das zwar selbst nicht so und kenne auch nicht das „relative Maß“ dieser unzufriedenen Leser. Ich weiß aber um die Kriterien, nach denen die Redaktion Leserbriefe veröffentlicht. Dazu zitiere ich aus den Leitlinien der Redaktion dieser Zeitung: „Es dient der wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit, im Leserbriefteil auch Meinungen zu Wort kommen zu lassen, die die Redaktion nicht teilt.“ Daran hält sich die Redaktion, wenn niemand dadurch beleidigt oder falschen Behauptungen ausgesetzt wird. Das zu beurteilen ist in harten Meinungsauseinandersetzungen nicht immer einfach.

Festzuhalten ist aber, dass die Redaktion die Leserbrief-Veröffentlichung nicht manipuliert. Kommen etwa zu Aussagen von Bundespräsident Joachim Gauck fünf kritische Briefe, zustimmende aber nur einer oder keiner, dann stehen sie in diesem Verhältnis in der Zeitung. In den Fällen, die das Ehepaar an zwei Erscheinungstagen kritisiert, lagen aktuell leider keine Zuschriften vor, die andere Meinungen vertraten. Es gab also nichts auszuwählen. Das ist kein Grund, vorliegende Schreiben zurückzuhalten. Sie waren zum Teil scharf, aber noch vertretbar formuliert. Veröffentlicht werden zu überregionalen Themen, in der gedruckten Zeitung sowie im Internet, insgesamt mehr als 80 Prozent der Zuschriften.

Im Kündigungsschreiben lese ich noch, dass die Zeitung mit der Leserbrief-Auswahl den Eindruck erwecke, dies sei Volkes Meinung. Nein, das will die Redaktion nicht. Ich gehe aber davon aus, dass das die meisten Leser wissen. Handelt es sich doch um die Meinung der Personen, welche die Briefe unterzeichnet haben. Das muss nicht die der Redaktion sein und nicht die des Volkes. Wie viele Leser die verbreiteten Ansichten teilen, ist unbekannt.

 
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Kommentare
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  • Apfelkorn
    Es ist nicht leicht, eine selektive Auswahl an Zuschriften zu treffen, welche das aktuelle Meinungsspektrum einer Leserschaft repräsentiert. Emotionen und Befindlichkeiten ordnen manchen Meinungsäußerungen jedoch Animositäten zu, welche aber aus der Nähe betrachtet in das Reich der Lächerlichkeit gehören.
    Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die MP von den geistigen Strömungen der Zeit manipulieren lässt.
    Manche Leserbriefschreiber instrumentalisieren die MP geradezu, um ihren ewig gestrigen oder allein selig machenden Sermon zu publizieren.
    Bei manchen merkt man förmlich, dass ihr Erbarmen mit dem Nächsten nur dann stattfindet, wenn sie sich ihres eigenen Geldbeutels, der ihnen näher ist als die christliche Caritas, erbarmen können. Dann predigen diese Leserbriefschreiber eine
    Wohltätigkeit, welche mit dem Nachhaltigkeitsprinzip des Sankt-Florians-Prinzips Eindruck schinden soll. Die meisten Leserbriefe sind reinste Selbstbeweihräucherung und somit Studienobjekte der Psychologie.
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  • "Die meisten Leserbriefe sind reinste Selbstbeweihräucherung und somit Studienobjekte der Psychologie. "

    Insbesondere Ihre Ergüsse gehören zu dieser Gruppe "Leserbriefe".... zwinkern

    Allen Anderen zeigen, wie Intelligent und wortgewandt man selber ist.... grinsen Peinlich!
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  • Apfelkorn
    Mag schon sein, dass meine "Ergüssse peinlich"sind, aber es sind meine Gedanken, welche bar jedes Zugeordnet-Seins und bar jeder Zugehörigkeit aus meinem Denken resultieren.
    Ist man erst einmal über die Phase der Ergießung hinaus, dann bemerkt man vielleicht, dass man keiner Ideologie zu folgen braucht, um über sich selbst Herr zu werden.
    Etwas, was sie erst noch lernen müssen. Ansonsten wären Sie in Ihrer Kritik nicht so herrlich komisch und augenzwinkernd, sondern würden klipp und klar sagen, dass Sie meine Gedanken für einen ausgesprochenen Bockmist halten. So lavieren Sie und schmeicheln Sie, immer mit einem lachenden und einem zürnenden Auge.
    Mir sind Leute, die eindeutig sind, lieber. Es ist Ihr gutes Recht, meine Gedanken abzulehnen.
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  • Ich halte Ihre Gedanken für einen ausgesprochenen Bockmist.
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  • Apfelkorn
    Jetzt verstoßen Sie aber gegen die Netiquette. Ich fühle mich beleidigt, obwohl ich kein Preuße bin.
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  • Apfelkorn
    Da Sie sehr wohl erzogen sind, haben Sie mich auf mein Verlangen hin beleidigt. Somit sind Sie rein rechtlich aus dem Schneider. Trotzdem fehlt es Ihnen an der Achtung vor meiner Menschenwürde, denn ich bin kein Bock und Mist verzapfe ich sowieso nicht.
    Vielen Leserbriefschreibern mangelt es am Respekt vor dem politischen Gegner und so wundert sich mancher, dass es aus dem Wald so zurückhallt, wie man in diesen hinein gerufen hat. Nehmen Sie die Frau Stamm, welche zwar sehr beliebt, aber nicht unbescholten ist. Wenn man sich gegen deren Launenhaftigkeit wehrt, dann begeht man zwangsläufig eine Majestätsbeleidigung nach der Netiquette, wenn man ihr vorhält, dass
    sie nicht fehlerfrei ist. Frau Stamm hat zuletzt die Journalisten in WÜ gemaßregelt. Das habe ich ihr vorgehalten und wurde von der Netiquette zensiert. Ist das fair?
    Der Prof. aus Königsberg zieht über die Linke her, dass sich die Balken biegen und mich bezichtigt man der Ergüsse. Ist das fair? Urteilen Sie selbst.
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  • einer Frau Stamm für einen ausgesprochenen Bockmist.
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  • Apfelkorn
    Wer das Wort Erguss verwendet, muss damit rechnen, dass man damit auch die Effusion verbinden kann. Was weckt Assoziationen, welche in das Reich der Phantasie und des verdrängten Unterbewussten gehört., denn ein Effluvium ist vom rein physiologischen Moment aus zu betrachten.
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  • Apfelkorn
    Wenn Sie sich dafür interessieren, was in den Köpfen alternder Männer vorgeht, dann
    sollten Sie sich für das fulminante Werk von Arno Schmidt "Zettels Traum" entscheiden. Die darin verwendeten "Etyme" spiegeln das kollektive Gedächtnis der Hippie-Generation wider.
    Nun hat der Titel "Zettels Traum" nichts mit Notizzetteln zu tun, sondern Zettel ist ein Weber aus Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Zettels Traum ist also ein Chiffre für die Wünsche der Romanfigur Paschenstecher. Viel Spass bei der Lektüre!
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  • antonsah
    ... freue mich, ihre bemerkenswerte kleine Auseinandersetzung gelesen zu haben. Danke für dieses erbauliche Für und Wider...
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • vom rein physiologischen Moment aus zu betrachten ist auch eine Art Erbauung im negativen Sinne.... grinsen
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  • wenn ich Zeitungsanwalt wäre zwinkern
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  • giraffe
    in der Redaktion sind auch nur MENSCHEN mit eigenen Meinungen.Diese werden Leserbriefe,die ihrer Meinung näher kommen,viel lieber zum Druck freigeben,als Meinungen, die ihnen konträr sind.Mit dieser Selbstverständlichkeit könnte der Herr Leseranwalt in seinem Kommentar die Schlußsätze in seinem Geschreibsel lassen.Er macht nämlich nichts anderes,was ich zu Anfang meines Kommentars erläutert habe.Ob das klug überlegt war bezweifele ICH(nur für meine Person).
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  • antonsah
    ... ich halte erneut fest: Die Redaktion veröffentlicht auch Zuschriften, die nicht ihrer Meinung entsprechen, wenn Sie nicht gegen bestehendes Recht oder die hier geltenden Regeln verstoßen. Letzteres gilt für alle Zuschriften. Daran halte ich als Mensch mit einer eigenen Meinung fest. Und mein Beitrag ist weniger ein Meinungsbeitrag, sondern viel mehr eine Erklärung bestehender Fakten.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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