zurück
UNTERFRANKEN
Der Leseranwalt: Politische Leserbriefe von Wahl-Kandidaten werden nicht veröffentlicht
Leseranwalt       -  Leseranwalt Anton Sahlender.
| Leseranwalt Anton Sahlender.
Redaktion
 |  aktualisiert: 24.02.2014 09:15 Uhr

Bei Kerstin Dolde, Leseranwältin der „Frankenpost“ in Hof, bin ich auf einen Beitrag zu den Kommunalwahlen am 16. März gestoßen. Er zeigt, dass sich die Probleme ähneln, denen die bayerischen Lokalzeitungen derzeit begegnen. Die Kollegin schreibt: „Die politischen Gegner fechten manchen Strauß aus – und tun dies gerne möglichst öffentlichkeitswirksam.“

Die Kollegin zitiert dazu aus der Zuschrift eines Mannes an die Leserbriefredaktion: „'Im März sind in Hof Stadtratswahlen, aber es merkt fast keiner.' Es fehle eine 'politische Streitkultur im positiven Sinne.' Die Verwaltung liefere 'die Entscheidungsvorlagen und die Stadträte nickten sie im Wesentlichen ab.'“ Dann hält der Einsender „mehr forderndes Selbstbewusstsein der politischen Mandatsträger für dringend notwendig“. Der Mann, der das im Leserbrief so will, tritt aber selber zur Wahl an, kandidiert auf einer Liste. Und deshalb zitiere ich Grundsätzliches, weil es nicht nur für die „Frankenpost“ gilt, sondern gleichermaßen für diese Zeitung: „Unsere Leserbriefspalte ist eine Plattform für unterschiedlichste Positionen . . . auch für solche, die die Redaktion nicht teilt. Sie steht aber nicht zur Verfügung, um Wahlwerbung für die eigene Person zu machen.“ Deshalb wurde der Brief nicht veröffentlicht.

Die Leseranwältin verspricht: „Wir werden auch in den nächsten 'heißen' Tagen und Wochen darauf achten, nicht für Wahlwerbung verschiedenster Seiten benutzt zu werden. Und, um es deutlich zu sagen: Unser Augenmerk gilt den Anhängern aller politischen Parteien und Gruppierungen gleichermaßen. Da sind wir unparteiisch.“

Ich erkenne ein Problem: Wer die vielen Listen sieht, die Parteien und Wählergruppen vorgelegt haben, der ahnt, dass es schwer ist, die Leute unter den Leserbrief-Einsendern zu erkennen, die für die Wahl kandidieren. Fair ist es, wenn sie es selbst hinzufügen.

Ich übernehme dennoch die Erklärung der Hofer Kollegin für unsere Redaktion. Schließlich heißt es in unseren Leitlinien zu Leserbriefen: „Unmittelbar an Nachrichten, am Geschehen, an Ereignissen, Themen oder Vorgängen beteiligte Personen und Institutionen (etwa Parteien), kommen im Leserforum nicht zu Wort. Sie haben die Möglichkeit, sich in Stellungnahmen an die Redaktion zu wenden. Das gilt in der Regel gleichermaßen für alle Vereine, Verbände, Firmen und sonstige Organisationen.“

Das heißt, wer sich zur Wahl stellt, beteiligt sich mindestens bis 16. März aktiv am politischen Geschehen. In dieser Zeit findet er mit politischen Leserbriefen keinen Eingang in die Zeitung.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Frankenpost
Kommunalwahlen
Leseranwalt
Probleme und Krisen
Streitkultur
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mdeeg
    Sehr lesenswerte Analyse des fränkischen "Qualitätsjournalismus" angesichts einer bizarren Auszeichnung:

    http://www.heise.de/tp/artikel/40/40978/1.html?zanpid=1868983449890022402

    "Es ist keine bezahlte PR, die hier eine Rolle spielt. Es ist die Nähe der Journalisten zu gesellschaftlichen Eliten, die aus Propaganda Nachrichten macht. Die Identifizierung mit Machtstärkeren bei gleichzeitigem Misstrauen gegenüber und mehr oder weniger bewusster Abwertung von Machtschwächeren, führt zu einem Mechanismus, der mit Hofberichterstattung gut umschrieben werden kann. Durch die schiere Unkenntnis gesellschaftlicher Zusammenhänge, fällt es vielen Journalisten nicht einmal auf, dass sie
    über politische Prozesse gleichsam berichten, wie über Geschichten aus der Nachbarschaft.
    Alles wird in den Kategorien persönlicher Bekanntschaft und Betroffenheit wahrgenommen. Die vertrauliche Information und der exklusive Kontakt werden zur Währung im Kampf um Auflage und Klicks."
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten