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UNTERFRANKEN
Der Leseranwalt: Niemand will Bikern mit Unfallfotos ihr nicht ganz ungefährliches Hobby austreiben
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:34 Uhr

Ob es wirklich nötig sei, Bilder von Motorradunfällen zu publizieren, egal ob online oder in der Druckausgabe, fragt mich Herr R. S. aus dem Kreis Main-Spessart. Es gebe unter den Lesern (hier schließt sich der Schreiber ein) sicherlich einige Motorradfahrer, für die ein solches Bild sehr, sehr schmerzhaft sei. Außerdem wüssten Biker selbst, dass sie ein nicht ganz ungefährliches Hobby ausüben. Warum müsse dann noch eine mit Harley-Wrackteilen übersäte Straße abgebildet werden?

Jenes Foto war nur online auf mainpost.de zu sehen, nicht in der Druckausgabe. Dort war lediglich im Text über das Unglück berichtet. Das Bild hätte aber ebenfalls abgedruckt werden können, wenn sich die Redaktion tagesaktuell nicht für andere Fotos entschieden hätte. Es war ein tragisches Unglück, bei dem der Motorradfahrer sein Leben verlor und vier Menschen verletzt wurden. Siehe: www.mainpost.de/8182883.

Nun kann man sich im Sinne des Kritikers fragen, was gegen ein Unfallbild spricht? Es müsste unangemessen sensationell sein. Die Wrackteile, die man sieht, sind das aber kaum. Im vorliegenden Fall liegen sie weit verstreut auf der Fahrbahn und lassen so das Ausmaß des Unglücks erahnen. Somit ergänzt diese Darstellung die Nachricht.

Trotzdem ist es wohl unvermeidlich, dass selbst nachrichtlich nüchterne Unfallbilder schockieren können. Wirklich hart treffen sie vor allem Angehörige von Unfallopfern. Aber genau die dürfen kein zweites Mal in ihren Gefühlen verletzt werden. Diesen Grundsatz aus dem Kodex des Presserates beachtet die Redaktion. Das nachrichtliche Foto, davon darf man ausgehen, zielt nicht auf die Gefühle Angehöriger. Die Unglücksnachricht aber, die kann nicht unterschlagen werden, und auch nicht immer ein Bild dazu.

Die Druckausgabe, wo aus Platzgründen stets eine Bildauswahl getroffen werden muss, hat dennoch gezeigt, dass es nicht wirklich nötig ist, solche Bilder immer zu publizieren. Von Zeit zu Zeit werden freilich auch hier schwere Unglücke fotografisch dokumentiert. Online kennt keine Platzbeschränkung. Auf mainpost.de sind folglich Unglücksfotos häufiger zu sehen. Die Bilder finden dort größte Beachtung.

Was spricht noch für Unfallbilder, wenn niemandem daran gelegen ist, umsichtigen Bikern das Hobby auszutreiben? Die Fotos visualisieren schreckliche Wirklichkeit und können deshalb vorbeugend wirken. Vielleicht – das habe ich Herrn R. S. geantwortet – ist es Bikern gerade wegen der Bilder von Unglücksfällen in Medien deutlich geworden, dass sie ein nicht ganz ungefährliches Hobby ausüben.

 
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