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Der Leseranwalt: Nachhaltiges aus dem Wald, „der im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist“
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 07.04.2014 11:44 Uhr

Ein stets aufmerksamer Leser ist auf eine Meldung gestoßen, in der es hieß, dass ein Konzern „2009 Milliarden verlor“. Aber, aber . . . Hat der Konzern tatsächlich zwei Billionen und neun Milliarden Verlust (in Zahlen 2.009.000.000.000) zu beklagen oder hat er Milliarden im Jahr 2009 verloren? Der Leser reimt, was ich der Redaktion ans Herz lege: „Wenn Jahreszahl sich und Zahlwort küssen, sie beide ihre Klarheit lassen müssen.“ Alles klar! Eine Einfügung zwischen Jahreszahl und Milliarden (etwa „viele“) oder das Wort „Jahr“ vor 2009 hätte zumindest sprachlich Klarheit hergestellt.

Derselbe Leser fand außerdem zehnmal das Wort „nachhaltig“ in einem Interview über Waldbewirtschaftung. Aber wer, außer Forstexperten, stellt sich darunter das Richtige vor? Ich hole mir im Internet eine Erklärung aus Wikipedia: „Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.“ Der Duden bietet drei Erklärungen: 1. längere Zeit anhaltende Wirkung. 2. Forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann. 3. Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.

Nach diesen Erklärungen verstehe ich, warum „Nachhaltigkeit“ nicht zehnmal ausformuliert wird. Dennoch sollten Leser oder Hörer erfahren, um welche Maßnahmen es konkret geht. Wenn aber Redner allzu oft versuchen, nur Bedeutungsschwere zu erzielen, wächst ein Allerweltswort. Und das ist irgendwie nachhaltig, weil darüber andere Worte nachwachsen und an seine Stelle treten.

Außerdem fand der Leser zum Internationalen Tag des Waldes (21. 3.) folgende Erklärung in dieser Zeitung: „Ein Wald ist eine Pflanzenformation, die im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist und eine so große Fläche bedeckt, dass sich darauf ein charakteristisches Waldklima entwickeln kann.“ Er kommentiert das mit „kabarettreif“. Dem mag ich nichts hinzufügen.

Mit diesem sprachlichen Ausflug verabschiede ich mich für einige Wochen von diesem Platz. Ich lasse im Sinne von Duden (1.) hoffentlich Nachhaltiges für meine Gesundheit tun. Wenden Sie sich mit Klagen, Beschwerden und Empfehlungen, aber auch mit Zustimmungen, vertrauensvoll an die zuständige Redaktion. Vielleicht erzielen Sie auf kurzem Weg gleich Klarheit und dadurch Nachhaltigkeit, mindestens nach Duden 1. Ich wünsche es Ihnen.

 
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