Dass sich ein stark alkoholisierter Wildpinkler beim Laurenzifest in Marktheidenfeld leicht am Kopf verletzte, als er sich gegen Sicherheitskräfte zur Wehr setzte, ist nicht ungewöhnlich bei einem Festbetrieb. Im örtlichen und im benachbarten Würzburger Lokalteil der Zeitung war der Vorgang zu lesen.
Aber muss das wirklich sein? Ein Leser fragt, worin das öffentliche Interesse daran liege? Er empfahl mir, alle Leser zu fragen, was sie davon halten. Ich tue das hiermit.
Gefragt habe ich bereits im Internet-Netzwerk Facebook. Die Antworten, die oft Journalisten geben, sind kontrovers. Sie reichen von „total überflüssig“ bis „solche Meldungen sind das Salz in der Suppe im Lokalen“. Hier ein Auszug daraus: Leser erkennen sich wieder, insofern entsteht Leser-Blattbindung / Verletzung und stolzer Alkoholgehalt sind eine Meldung wert – allein das Pinkeln wäre es nicht / Polizeimeldungen sind Lückenfüller / ... sind wichtig – auch aus Sicht der Leser / Ein Bild oder eine kleine Infografik hätte die Meldung anschaulicher gemacht, evtl. noch ein Link zum Online-Angebot. Die Geschichte hat Potenzial: Bilder, Augenzeugenberichte, Meinungen / Interessanter als das Jubiläum von einem Kaninchenzüchterverein / Erinnert mich an den berühmten Sack Reis, der in China umgefallen ist / Klasse, beim Pinkeln kann jeder mitreden / Ein Thema, um Profil zu zeigen. Ganz Marktheidenfeld zerreißt sich das Maul, wer das wohl war / Nutzwertig weitermachen: Wo darf ich mich noch erleichtern? Wie sieht es juristisch aus? Darf das Sicherheitspersonal festhalten und verletzen?
Vielleicht werden Sie es nicht glauben, dass belanglose Polizeimeldungen aus der Nähe erfahrungsgemäß gut gelesen werden. Das habe ich den anfragenden Leser wissen lassen. Der Wildpinkler wurde wohl als unvermeidlich für ein stets gut besuchtes Fest wahrgenommen. Bedeutungsschwere Ereignisse mit Tragweite sind in Kleinstädten eben selten zu verzeichnen. Es bedarf auch vieler kleiner Begebenheiten als Stoff für Lokalzeitungen. Zweifellos hätte man auf den Mann und seine ungezügelte Notdurft verzichten können. Das trifft freilich auf mehr Beiträge zu, wenn sie nur einen kleinen Teil der Leserschaft ansprechen. Der Wildpinkler war messbar bis vergangene Woche durchschnittlich genutzt und auf mainpost.de 200-mal online aufgerufen.
Lokalzeitungen sind dankbar, wenn die Polizei die kleinen Dinge ihres Alltages ebenfalls an sie weitergibt. Was davon wie veröffentlicht wird, das muss die Redaktion entscheiden. Ob sie das gut finden und lesen, das ist immer Sache der Leser.