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Der Leseranwalt: Kann man die Karikatur einer Weihnachtskrippe wirklich so gründlich missverstehen?
Der Leseranwalt: Kann man die Karikatur einer Weihnachtskrippe wirklich so gründlich missverstehen?
Redaktion
 |  aktualisiert: 21.12.2014 16:51 Uhr

Es geht um diese Krippe (Bild links). Eine erstaunliche Leserstimme ist Anlass, sie noch einmal zum Thema zu machen. Ich zitiere: „Diese Karikatur (von Harm Bengen/erschienen Samstag, 13.12.2014) war außerordentlich geschmacklos. Hier wollte jemand eine Krippe kaufen ohne Juden, Neger, Araber und Flüchtlinge“.

Der Leser will, dass sich die Redaktion dafür entschuldigt, denn Flüchtlingen solle man helfen und sie nicht als unerwünschte Personen darstellen. Wörtlich: „Sie verdienen Respekt und Anerkennung. Sie leben und arbeiten in unserer Gesellschaft und erwirtschaften ebenso wie viele Deutsche unseren Erfolg.“

Ich frage: Kann man diese Karikatur so gründlich missverstehen? Für den Fall, dass sie bei weiteren Lesern falsch angekommen ist, erkläre ich wieder einmal: Karikaturen sind satirische Meinungsbeiträge. Sie spitzen zu, überziehen oder verkehren ins Gegenteil. Pointiert setzen sich Karikaturisten mit Themen auseinander, um auf Missstände aufmerksam zu machen.

Ich meine, das ist Harm Bengen hier bestens gelungen. Er hat mit einer Weihnachtskrippe Rassismus zeitgemäß bloßgestellt. Die Antwort des Verkäufers rückt die dabei ins Gegenteil verkehrte Situation pointiert wieder zurecht. Und das entspricht doch der Meinung des Lesers. Die Karikatur prangert wie er Rassismus und Fremdenfeindlichkeit an. Eine Entschuldigung wäre kontraproduktiv. Dass der Leser seine Kritik ebenfalls satirisch gemeint haben könnte, will ich aufgrund der Diktion seiner Zuschrift ausschließen.

Der Klarheit wegen betone auch ich: Flüchtlingen sollte man helfen und sie nicht als unerwünscht darstellen. Es sind Menschen, die Respekt verdienen. Denken Sie daran – nicht nur an Weihnachten. Ich wünsche ein besinnliches Fest.

 
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  • Beispiele für suggestive Titelseiten, mit einem großen Bild und einer großen Zeile darunter, die inhaltlich einen Bezug zum Bild herstellen, den man nur noch als Spott bezeichnen kann (am stärksten ist die Wirkung, wenn man die Zeitung im gefalteten Zustand, anschaut: mal selbst ausprobieren): 23.12: Bild von Joe Cocker mit angestrengtem Gesicht und verkrümmten Fingern, darunter “...Bilder des Leids...“; -Hallo?- bei Udo Jürgens ging es doch auch so wie es sich gehört: „Abschied von Udo Jürgens '“ und drunter das Bild von ihm! Weiter: vor kurzem das Titelbild mit den trauernden, warm angezogenen Angehörigen eines erschossenen farbigen Jungen, die sich umarmen-drunter „Heizen wird günstiger“. Etc.pp. Dass Bild und Titel durch einen feinen Strich getrennt sind und also gar nicht zusammengehören, kapiert man dann schon, wenn man nicht „dumm“ ist, aber erst entstehen fiese Verknüpfungen wegen der Wahrnehmungspsychologie-dummer Zufall oder dümmliche Absicht? Für 2015 mehr Achtung,bitte.
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  • Vielleicht hat der oben gescholtene Leser mit seiner Kritik und Forderung nach einer Entschuldigung der Redaktion etwas übertrieben. Aber ihn deswegen als dumm zu bezeichnen und über den Leseranwalt noch eine Plattform für Beleidigungen gegen ihn zu liefern, ist schon heftig. Wo bleibt denn hier die Netiquette, ganz zu schweigen der Geist von Weihnachten (Toleranz gegenüber Anderen)? Man gewinnt schon seit längerer Zeit den Eindruck, dass auch in der Mainpost-Druckausgabe oft sehr grenzwertig mit der Würde und dem Ansehen anderer Menschen umgegangen wird, auch wenn es uns immer wieder ("noch einmal", "wieder einmal") erklärt wird, wie es richtig zu verstehen ist. Ich meine die suggestiv gestalteten Titelseiten, auf denen unter einem großen Titelbild eine große Titelzeile steht, die inhaltlich einen Bezug zum Bild herstellt, den man sehr wohl als Spott gegen die Person auf dem Bild verstehen kann. Fortsetzung und Beispiele folgen im zweiten Kommentar "Die Macht der Bilder und Worte".
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  • antonsah
    Vielen Dank für ihre Antwort, verehrte Frau XXXXXXX. Ja, es gibt zuweilen schon erstaunliche Reaktionen. Und bei dieser sehr gelungenen Karikatur war die Zuschrift umso verwunderlicher.
    Auch Ihnen und allen ihren Lieben ein frohes Fest.
    Herzliche Grüße
    Anton Sahlender
    Main-Post Leseranwalt
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  • antonsah
    Sehr geehrter Herr Sahlender,
    Wir haben gelegentlich schon über den Humor unserer Zeitgenossen gemailt, bzw. über den nicht vorhandenen...
    Da fand ein Herr die Karikatur vom 13.12. "außerordentlich geschmacklos". Er hat nicht bemerkt wie treffend der Karikaturist die Situation von vor 2000 Jahren aufgreift und in der heutigen spiegelt, oder umgekehrt. Man muss in die Satire ausweichen, um die Brisanz, die das heute hat, zu ertragen.
    Ich habe diese Karikatur so gut gefunden, dass ich sie ausgeschnitten und an meine Küchentür geklebt habe. Daran gehe ich mehrfach täglich vorbei und mache mir meine Gedanken.
    Ich wünsche Ihnen ein besinnliches Fest und ein harmonisches Kripperl.
    Mit freundlichen Grüßen
    xxxxxxxxxx
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  • antonsah
    Vielen Dank, Herr XXXX, für ihre freundliche Zuschrift.
    Ich selbst neige freilich nicht dazu, Leser für dumm zu halten. Es gibt zwei Gründe, warum ich mich um ein Höchstmaß an Verständnis bemühe.
    1. Journalisten erklären ihre Arbeit viel zu wenig. Sie dürfen sich nicht wundern, wenn manches missverstanden wird. Wir müssen immer selbst auch zur Medienkompetenz in der Leserschaft beitragen.
    2. Es gibt engagierte Menschen, die ihre Haltungen und Einstellungen so stark leben, dass ihnen dadurch der Blick auf andere Perspektiven verstellt ist.
    Auch ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
    Bleiben Sie uns als kritischer Leser gewogen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • antonsah
    Guten Morgen Herr Sahlender.
    Ihr heutiger Beitrag zum Thema "Karikatur einer Weihnachtskrippe" hat mir sehr gut gefallen.
    Wie dumm muss man eigentlich sein, um diese Karikatur nicht zu verstehen?
    Ihr Großmut und ihr Verständnis dummen Lesern gegenüber, verdient Bewunderung.
    Weiter so!
    Frohe Weihnacht und einen Guten Rutsch wünscht Ihnen XXXXXXX
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  • antonsah
    Herzlichen Dank, Herr XXXX, für ihre Antwort. Es gibt eben Leute, die wollen missverstehen und andere, die wirklich nicht verstehen können. Ich glaube, die Zuschrift kommt aus der zweiten Gruppe. Medien erklären oft zu wenig und werden nicht verstanden, weil es deshalb vielfach an Medienkompetenz fehlt. Das sagen mir meine Erfahrungen.
    Ansonsten stimme ich mit Ihnen überein.
    Bleiben Sie uns als kritischer Leser gewogen. Frohe Weihnachten..
    Mit freundlichen Grüßen
    Anton Sahlender
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  • antonsah
    Sehr geehrter Herr Sahlender,
    mit großem Interesse und Erstaunen habe ich Ihre Antwort auf die
    Leserkritik gelesen. Ich bin ganz Ihrer Meinung und frage mich auch, wie
    man dies missverstehen kann. Vielleicht fühlte sich der Leser aber auch
    getroffen und kann dies natürlich nicht offen zugeben, dass er zu den
    Schafen, Eseln und Ochsen gehört. Eigentlich ist es für diese durchaus
    nützlichen Tiere ja schon fast eine Beleidigung mit diesem braunen Gesox
    verglichen zu werden.
    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein
    gesundes Neues Jahr 2015.
    Mit freundlichen Grüßen XXXXX
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  • antonsah
    Sehr geehrter Herr XXX, vielen Dank für ihre kritischen Worte. Ich stelle mir selbst immer wieder diese Frage, inwieweit ich Lesern zustimmen kann. Ich sehe mich aber auch veranlasst, Dinge zu erklären, die unklar sind. Und die vorliegende Karikatur ist eindeutig missverstanden.
    Im Übrigen empfehle ich, meine Veröffentlichungen an Argumenten zu messen. Ich kann doch keinem Leser zustimmen, wenn er nicht richtig liegt..Das ist im Interesse der gesamten Leserschaft. Fehler habe ich allemal eingestanden und mich entschuldigt. Andererseits habe ich versucht, die Situation der Medien zu erklären. Lesen Sie bitte genau - auch den Beitrag zu Fehlern in der Zeitung.
    Und der Leser, von dem jetzt die Rede ist, meint leider nicht einfach, dass man mit solchen Themen nicht spielt. Er hat die Redaktion immerhin zu einer Entschuldigung für die Karikatur aufgefordert. Bleiben Sie uns als kritischer Leser gewogen.
    Ich wünsche frohe Weihnachten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • antonsah
    Sehr geehrter Herr Sahlender,
    also ein Leseranwalt sind Sie nicht. Ihr Kommentar am 22.12. zur Krippenkarikatur vertritt wieder einmal die Seite der Zeitung (So auch geschehen bei Ihrem Text bezüglich der vielen Druckfehler). Der Leser meint doch hier ganz einfach, dass man mit solchen Themen nicht "spielt". Ganz nebenbei: Meist nehmen Sie mit belanglosen Kommentaren den knapp bemessenen Platz der Leser weg, deren Briefe Sie wiederum oft gnadenlos kürzen. Ein wirklicher Leseranwalt sollte aus den Reihen der Leser kommen oder zumindest von neutraler Stelle. XXXXX
    Folgt gleich meine Antwort. Anton Sahlender, Leseranwalt
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