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Der Leseranwalt: Große Bilder dürfen in der Zeitung keine Platzverschwendung sein
Leseranwalt
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2021 10:41 Uhr

Fast täglich ärgere ich mich über teils überdimensional große Bilder, die manchmal eine halbe Seite beanspruchen. Dazu kommen oft knallig große Überschriften, die geschickt in den Raum gestellt, weiteren Platz beanspruchen.“ Das kritisiert ein Würzburger, dessen Bekanntenkreis ebenfalls meint, das sei reine Platzverschwendung und gehe zu Lasten der Information.

Ja, tatsächlich: In der Präsentation mancher Beiträge gibt es Veränderungen, die dem Leser ins Auge fallen. Ziel der Redaktion ist es aber nicht, Platz zu verschwenden oder gar Leser zu ärgern. Das wäre dumm. Aber Zeitungen mussten zu allen Zeiten auf der Höhe der Zeit bleiben. Schon immer haben sie sich optisch verändert. Und jedes Mal gab es Leser, die damit nicht gleich zurechtgekommen sind.

Trotzdem gilt es gegenwärtig mehr denn je, den durch neue Kommunikationswege rasant gewandelten Nutzungsgewohnheiten der meisten Menschen gerecht zu werden. Es geht zudem um die Rolle der Tageszeitung im Konzert der Medien.

Dazu gebe ich mit Ivo Knahn hier dem Redakteur das Wort, der die optischen Veränderungen bei uns federführend begleitet. Er erklärt:

„Lange Zeit war es Ziel der Redaktionen, möglichst viel auf die Seite zu packen. Der Text genoss höchste Priorität. Mittlerweile wissen wir, dass es die Optik ist, die Leser führt. Layout (also die Gestaltung der Seiten) ist auch Inhalt. Ein Bild – das natürlich gut gewählt sein muss – transportiert eine Menge Information und mehr Emotion als Überschriften oder Texte ('Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – der Spruch kommt nicht von ungefähr').

Zudem bringen Zeitungen die meisten Nachrichten nicht mehr zuerst. Das Internet ist schneller (auch www.mainpost.de in der Region). Stärke der Zeitung von heute muss es sein, Nachrichten am besten zu erklären. Das verändert Textlängen, die Art der Berichterstattung und zwangsläufig die Seiten-Optik, damit Größen von Bildern und Überschriften.

Wir räumen ein, dass man bei der Auswahl der Bilder nicht jeden Geschmack treffen kann. Bildauswahl lässt sich so trefflich diskutieren, wie die genaue Wortwahl. Das macht die Kritik des Würzburgers nachvollziehbar. Denn bei einem faszinierenden Bild ist es unwahrscheinlich, dass sich Leser über die Größe beschweren.“

Soweit Kollege Knahn. Er räumt damit wie auch ich ein, dass ein schwaches Bild, groß aufgelegt, nicht nur Leser ärgert, sondern tatsächlich auch Platz verschwendet. Ein gutes Foto dagegen, fängt die Blicke der Leser, führt sie zum Thema, informiert und kann sogar begeistern. In diesem Fall ist weniger mehr.

 
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