Eine Lokalzeitung will alles Wesentliche aus der nächsten Umgebung ihrer Leserschaft zuverlässig wiedergeben. Vor allem dadurch heben sich die ihre Informationen deutlich aus einer unübersehbaren Vielzahl ab, die uns mittlerweile auf den auf unterschiedlichsten Wegen von zahllosen Absendern in fast allen Lebenslagen erreicht. Nachrichten aus der Nähe, die kein noch so kleines Dorf auslassen, waren und sind in der Zeitung und längst auch online auf www.mainpost.de nur zu verbreiten, weil landauf, landab auch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Informationen dazu beitragen, weil sie Berichte schreiben und fotografieren. Kein Lokalblatt kann auf die Zuarbeit aus einem solchen Netzwerk verzichten.
So darf man sie getrost als eines der Markenzeichen von Tageszeitungen betrachten, die so genannten Freien vor Ort. Rund Tausend davon gibt es bei der Main-Post. Überwiegend ist ihnen Berichterstattung ein liebgewordenes Hobby. Sie pflegen es also nebenher. Honorar erhalten sie, wenn sie im Auftrag der Redaktion berichten. Manche tun es mit journalistischen Ambitionen. Sie haben einen Nebenverdienst daraus gemacht.
Diese erklärenden Sätze waren wichtig. Denn in meiner letzten Leseranwalt-Kolumne („Kurz und lang: Das Kirchenkonzert und der dicke Mann“) habe ich zu der Kritik an einem verspätet veröffentlichten Konzert unter anderem geschrieben: „Nun sollte man aber wissen, dass freie Mitarbeiter draußen in den Dörfern meist noch was anderes zu tun haben, als sich sofort hinzusetzen und für die Zeitung zu schreiben. Außerdem kann es vor Weihnachten mal zu einem jahreszeitlichen Konzert-Stau vor lokalen Seiten kommen, auf denen es eben noch andere Themen geben muss.“
Sofort hat eine freie Mitarbeiterin reagiert. Sie schreibt mir: „Sie verstehen es sehr gut, die Macht der Sprache zu nutzen, aber was sich wie eine Verteidigung von Freien liest, erweist sich bei näherem Hinsehen doch als Schuldverschiebung. Ich für meinen Teil weise dies jedenfalls von mir. Meine Artikel werden sofort nach dem Termin geschrieben und an die Redaktion weitergeleitet. Und das obwohl ich „meist noch was anderes zu tun habe“.
So kann es gehen. Ich versichere aber, dass ich die Absicht hatte, Verständnis zu wecken, gerade für die Situation der Berichterstatter vor Ort. Deren Zuverlässigkeit und – wenn es darauf ankommt – auch Schnelligkeit sollten nicht in Frage gestellt werden. Zumal zunehmend elektronische Übermittlungswege (vor allem Email) genutzt werden. Keine Schuldverschiebung also! Ursachen für Verzögerungen finden sich viele – auch in der Redaktion.
Diese Zeilen bitte ich als Würdigung zu lesen. Ich habe sie mir („mit der Macht der Sprache“) von der Seele geschrieben, um auch in den Augen der Leserschaft keine Schatten auf die Leistungen einer wichtigen journalistischen Zunft, die der freien Berichterstatterinnen und Berichterstatter fallen zu lassen.