Darüber, was auf der Titelseite dieser Zeitung stehen soll, lässt sich trefflich diskutieren. Die Redaktion tut das täglich. Leser können das auch, um vielleicht zu erkennen, dass man sich nur bei Ereignissen von überragender Tragweite schnell einig wird. So drängt eine Naturkatastrophe, wie der Taifun auf den Philippinen, alles in den Hintergrund, auch wichtiges lokales Geschehen, das regionale Tageszeitungen exklusiv anbieten. Das galt am 11. November für das Bild zur Eröffnung des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen.
Ich greife das auf, weil sich eine Leserin über den Titelseitenbeitrag vom 7. November beschwert: „Darf der St. Martinszug so heißen?“, fragt dessen Überschrift. Die Leserin hält fest, dass im „Standpunkt“ darunter ganz richtig erörtert werde, dass diese politische Einmischung in die Namensgebung überflüssig sei. Also fragt sie, warum eine seriöse Zeitung wie die „Main Post“ so einen „überflüssigen“ Artikel trotzdem auf den Titel setzt? Das sei kontraproduktiv.
Ich ziehe aus ihrer Kritik nicht den unsinnigen Rückschluss, dass alle Themen, die die Redaktion in der Sache ablehnt, nur unauffällig in der Zeitung platziert werden dürfen, nicht auf dem Titel. Sonst könnte das beispielsweise auch eine Steuererhöhung betreffen, wenn die negativ kommentiert ist. Keine Sorge, ich vergleiche politische Entscheidungen nicht mit dem Vorschlag eines einzelnen Politikers, aus Sankt Martin ein Sonne-Mond-Sterne-Fest zu machen. Mir geht es um Argumente für die Bedeutung eines Beitrages.
Bedeutung wird auch im Vergleich der tagesaktuell angebotenen Themen und Ereignisse gemessen. Liegt wenig an, was Tragweite besitzt oder Menschen in unserer Region besonders betrifft, dann gelangt eben mal eine vordergründig bedeutungslose Aussage auf einen wichtigen Platz. Tatsächlich hat dann der kritisierte Sonne-Mond-Sterne-Vorschlag aber ein gewaltiges Echo ausgelöst – bundesweit. Lässt sich daran doch eine aktuelle gesellschaftspolitische Diskussion um Integration und das Nebeneinander der Kulturen im Land festmachen. Da durfte schon mal, siehe 7. November, die Beurteilung der regionalen Weinernte in den Frankenteil zurückweichen.
Ich verstehe, wenn Leser die Bedeutung von Themen und Ereignissen anders bewerten als Redaktionen. Die werden sich schließlich selbst nicht immer gleich einig. Oft gibt es mehrere vertretbare Möglichkeiten. Die Entscheidung für eine muss gut begründbar sein. Umso mehr, weil gerade Journalisten wissen: Was für den einen Leser überflüssig ist, hält der andere für unverzichtbar.