
Heute lenke ich ihre Aufmerksamkeit auf die Länge von Wörtern. Darauf gebracht hat mich das Neue Handbuch des Journalismus (Internet: www.journalismus-handbuch.de). Dort wird gefragt: „Wer entdeckt das längste Wort des Jahres? 31 Buchstaben – oder mehr?“ Ich zitiere aus dem Handbuch: „,Direktluft-Zuschauer‘ ist eine Wort-Entdeckung von Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung (Koblenz); er fand sie im Theater auf einem Schild in den Kulissen. Gemeint ist wohl ein technischer Hinweis auf Direktluft in den Zuschauerraum. Beim Theaterbesuch erfindet Lindner gleich ein neues Wort, mit dem wir den Wettbewerb um das längste Wort des Jahres eröffnen: ,Personalführungsinstrumentarium'“ (31 Buchstaben).
„Bei unserem Wettbewerb“, so heißt es im Handbuch, „geht es, wie im Sport, um die Jahresbestleistung. Den Allzeit-Duden-Rekord hält die ,Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung‘ mit 36 Buchstaben; im Duden-Korpus steht ein Wort mit 104 Buchstaben, das allerdings nur einmal gesichtet wurde.“
Das Handbuch, das mit dem Chefredakteur der „Thüringischen Allgemeinen“ (Erfurt), Paul-Josef Raue, ein Journalist verantwortet, liefert Statistik zum Thema: „Im Durchschnitt umfasst ein deutsches Wort elf Buchstaben. Das am meisten gebrauchte Substantiv ist Jahr, gefolgt von Uhr, Prozent, Euro und Million. ,Frau‘ wird häufiger genannt als ,Mann‘.“
Dieser Wörterwettbewerbsbeteiligungsaufruf (35 Buchstaben) hat den Nutzen, dass allzu lange Wörter in der Zeitung auch von Lesern entlarvt werden können. Der Aufruf soll zudem die Aufmerksamkeit in der Redaktion weiter schärfen. Denn zum journalistischen Handwerk gehört es, schwer lesbare Wortungetüme zu vermeiden. Deshalb soll sich ein „Fünfunddreißigbuchstabenwort“ (28 Buchstaben) bei mir nicht mehr wiederholen. Ich habe es lediglich zu Demonstrationszwecken (21 Buchstaben) gebraucht.
Allen Schreibern sei der Rat gegeben, schwer lesbare zusammengesetzte lange Substantive mit Bindestrich zu koppeln. Das entzerrt und macht sie leichter lesbar. Beispiel: Wort-Ungetüm. Sinn macht das besonders dann, wenn drei Konsonanten zusammentreffen: Eisschnell-Lauf oder Fußball-Länderspiel. Koppeln sollte man nicht, wenn die zusammengesetzten Wörter durch ein sogenanntes Fugen-s verbunden sind, so wie Beteiligung(s)beitrag.
Erhalte ich viele Zusendungen von zu langen Wörtern aus dieser Zeitung, komme ich darauf zurück. Gut wäre es aber, wenn wir hier keinen Wettbewerbssieger mit Jahresbestleistung hervorbringen.