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Der Leseranwalt: Der vergebliche Versuch, einen Satz ins rechte Licht zu rücken
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.08.2008 12:51 Uhr

Natürlich stoße ich mit meinen Beiträgen so manches Mal auf Widerspruch. Zuletzt erheblich. Hatte ich doch am 5. August eine Bewertung unseres Berliner Korrespondenten gegen die Vorwürfe eines Kritikers aus dem Schweinfurter Raum verteidigt. Der will nämlich eine Entschuldigung des Korrespondenten, weil in dessen Kommentar von einer intellektuellen Beleidigung jedes denkenden Menschen die Rede ist. Diese Formulierung zielt auf einen Vorschlag von Linksparteichef Oskar Lafontaine. Der möchte, dass alles Militär sofort aus Afghanistan zurückgezogen und lieber mehr für den zivilen Aufbau getan wird.

Jetzt lässt mich ein Auber (aus dem Ochsenfurter Gau) wissen, dass es ihn sehr amüsiert, mit welchen peinlichen, schon fast rührenden Argumenten ich am 5. August versuchte, für die Äußerungen unseres Berliner Korrespondenten eine Mohrenwäsche vorzunehmen. In die unmissverständliche Einlassung des Korrespondenten könne ich hineininterpretieren was ich wolle: „Es war und ist eine Unverschämtheit“, dass jeder, der nicht seiner Meinung sei, ein Dummkopf ist. So lautet der Umkehrschluss in seiner Zuschrift.

Auch ein Argument des Korrespondenten, dass Lafontaine die Aussage nicht zustehe, weil er nicht in Afghanistan war, kontert der Auber: „Man muss nicht unbedingt Eier legen können, wenn man sie gerne isst.“ Der Vergleich gefällt, obwohl er hinkt.

Doch auch andere Leser attackieren mich in dieser Sache. Es sei schließlich eine unlösbare Aufgabe, die Worte des Berliner Korrespondenten ins rechte Licht zu rücken, meint ein Würzburger. Ein Iphöfer sieht in der intellektuellen Beleidigung denkender Menschen einen „journalistischen Schnell- bzw. Fehlschuss“, für den ich mich „langwin- dig ablenkend zum Korrespondenten-Anwalt gemacht“ hätte.

Auch der Kritiker aus dem Schweinfurter Raum, der meine Kolumne vom 5. August ausgelöst hatte, meldet sich wieder: „Was auch immer der Korresondent gewollt hat, es kommt darauf an, wie seine Botschaft ankommt. Das muss er als Journalist wissen.“ Da stimme ich ihm zu. Fürchte ich doch ebenfalls, dass der Kollege in Berlin nicht von allen Lesern richtig verstanden worden ist. Noch nicht einmal so, wie ich versucht habe, seine Worte zu begreifen.

Die Botschaft des Kritikers wird wohl bald auf fruchtbaren Boden fallen: Er hat den Vorgang „der Fairness halber“ an Lafontaine gegeben.

Ich erkenne an, die Korrespondenten-Bewertung mag unglücklich gewesen sein und meine Botschaft kam wohl nicht bei allen Lesern an. Dennoch rate ich Ihnen als Leser davon ab, dass Sie sich selbst quälen, indem Sie folgern, dass Sie kein denkender Mensch sind, weil Sie sich durch Lafontaines Aussage nicht beleidigt fühlen. So stand das nicht in der Zeitung.

Unschlüssig ist der Kritiker, ob er den Deutschen Presserat einschaltet. Ich bin gespannt und halte Sie auf dem Laufenden.

 
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