zurück
WÜRZBURG
Der Leseranwalt: Besonders im Wahlkampf schlägt Parteigängern und Interessenvertretern die Stunde
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:07 Uhr

Die korrekte Vorstellung der Bewerber für die Kommunalwahlen am 16. März beschäftigt Lokalredaktionen derzeit intensiv. Das gehört zu ihren wesentlichen und schwierigsten Aufgaben.

Vorbei an der Lokalredaktion will ein Leser am Telefon aber unbedingt mit mir darüber sprechen. Es geht ihm um den Bürgermeisterwahlkampf in einem kleinen Städtchen. Dort werden die Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion gegeneinander antreten. Veranstalter ist die Lokalredaktion dieser Zeitung.

Der Mann stört sich sehr daran, dass die Eintrittskarten für die Diskussion im Rathaus verkauft werden. Er mutmaßt, der Amtsinhaber, der wieder zu Wahl steht, könne dort eingreifen und seine Anhänger als Claqueure bevorzugt mit Karten versorgen. Ich erkenne schnell, dass der Anrufer zumindest kein Freund des amtierenden Bürgermeisters ist.

Ich weiß aber, dass der Bürgermeister den Kartenverkauf nicht beeinflussen kann, weil den ein Mitarbeiter dieser Zeitung in der Touristinformation übernimmt, die im Rathaus untergebracht ist. Es gibt nur zwei Tickets pro Person. So sollen zu einseitige Gruppenbildungen vermieden werden. Eine Gefahr, die allerdings gleichermaßen bestünde, wenn die Tickets anderswo zu erstehen wären. Um einen fairen Verlauf der Diskussion bemühen sich dann Journalisten aus der Lokalredaktion.

Es gelingt mir aber nicht, den misstrauischen Herrn mit seinen Bedenken an die zuständige Lokalredaktion zu verweisen. Sein Argument: Mit den Kollegen dort rede er nicht mehr, die hätten seine Kritik nie berücksichtigt. Selbst „an ihrer Hofberichterstattung“, die er ihnen vorgeworfen habe, hätten sie nichts geändert. – Nun hat er halt den Hebel bei mir angesetzt. Ich kenne seine Motive nicht, gebe aber zu, dass eine Demokratie Parteigänger und Interessenvertreter braucht, denen besonders im Wahlkampf die Stunde schlägt. Grundsätzlich gilt aber: Redaktionen arbeiten unabhängig und lassen sich nicht einseitig beeinflussen. Wer mit parteiischem Ansinnen auf den Leseranwalt setzt, wird ebenfalls scheitern. Ich empfehle, bei Anmerkungen und Kritiken zur Kommunalwahl stets zuerst den direkten Kontakt mit der zuständigen Lokalredaktion.

Damit ziehe ich mich aber nicht von meinem Hilfsangebot an Leser zurück. Ich bin für Sie da, wenn Sie bei der Redaktion scheitern, obwohl Sie sicher sind, konkret nachgewiesen zu haben, dass Berichte zur Wahl nicht journalistischen Werten entsprechen. Die sind im Kodex des Presserates und in den Leitlinien der Redaktion festgeschrieben. Siehe: www.mainpost.de/leseranwalt

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kommunalwahlen
Leseranwalt
Wahlkampf
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top