Aktualität ist ein Qualitätsmerkmal, auch für Tageszeitungen. Die müssen es aber etwas anders definieren, weil sie als gedruckte Medien einen Nachteil auszugleichen haben. Sie erscheinen nur einmal werktäglich. Zeitnäher können Radio und TV auf Ereignisse reagieren. Und im Internet geht’s überhaupt ruck-zuck: Zeitgleich finden sich in Netzwerken wie Twitter Botschaften von noch laufenden Veranstaltungen in aller Welt ebenso wie aus nächster Nähe.
In der Zeitungsherstellung geht es eng zu, wenn Wesentliches vom späten Abend noch ins Blatt des nächsten Tages kommen soll. Das gilt beispielsweise für die Fußball Championsleague, besonders wenn Spiele verlängert oder gar im Elfmeterschießen entschieden werden müssen.
Auffällig wird fehlende Aktualität auch beim Geschehen in der Nähe, das in den Lokalteilen der Zeitung steht. Ungläubig mit den Köpfen schütteln Besucher von Veranstaltungen, wenn darüber erst Wochen später berichtet wird. Das kann daran liegen, dass nebenamtliche freie Mitarbeiter oder Schriftführer nicht gleich Zeit zum Schreiben fanden. Journalismus ist für sie Freizeitbeschäftigung. Darüber gehen auch mal Tage ins Land, noch mehr, wenn die Redaktion nicht gleich den Platz hat, um den Beitrag zu veröffentlichen. Das darf in der veränderten Medienwelt nicht mehr sein. Alte Klamotten werden zur Peinlichkeit.
Bei mir empörte sich kürzlich der Funktionär eines Schützengaus. Sein Bericht über eine Jubiläumsveranstaltung war in der Redaktion abgewiesen worden, weil er den erst zwei Wochen danach lieferte. Das hat ihn verärgert, weil ihm früher Beiträge noch mehr als vier Wochen nach dem Ereignis abgenommen und veröffentlicht wurden. Das aber soll der Vergangenheit angehören. Allerdings gibt es in wenigen Fällen einen zulässigen Umweg, länger zurückliegende Ereignisse noch ins Blatt zu bringen: Sie können aktualisiert werden! Beispiel: Ein Gemeinderat hat die Ausbesserung einer Straße beschlossen. Dann muss der aktuelle Straßenzustand dargestellt und der Beginn oder Verlauf der Bauarbeiten (mit Foto) angezeigt werden, um den Beschluss des Gemeinderates einfließen lassen zu können.
Konzeptionell wollen Zeitungsredaktionen fehlende Schnelligkeit durch Gründlichkeit ausgleichen. Die entsteht über zusätzliche Recherchen und über Darstellungen mit mehr Hintergrund. Wo nötig, werden Folgen von überregionalen Ereignissen für die eigene Region aufgezeigt. Für lokale Ereignisse aber, die ohne Aktualisierung über eine Woche später erscheinen, kann man Leser nur um Entschuldigung bitten.