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Der Leseranwalt: Ärger über Oma und Opa als Deutschlands Zukunft
Der Leseranwalt: Ärger über Oma und Opa als Deutschlands Zukunft
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.05.2008 13:28 Uhr

Heute habe ich mich dazu durchgerungen, die Main-Post abzubestellen, teilt eine Leserin mit. Sie ist zutiefst empört über eine Karikatur von Bernd Bruns vom 12. April 2008, Seite 2 mit dem Text: „Da kommen Oma und Opa! Deutschlands Zukunft - !“ (siehe Abbildung rechts). Die Frau lässt uns wissen, was sie in Abwandlung eines Kästner-Zitates ausrufen möchte: „ ... und Herr Bruns, der ist der richtige Mann, der schlägt auf der Welle den Schaum.“

Für Bruns rufe ich zurück, „richtig, liebe Noch-Leserin, Karikaturisten schlagen sogar auf Wellen Schaum! Überspitzen und Aufblasen gehört zu ihrem Handwerk. Oft ist das schmerzhaft und soll es sein.“ So sind Karikaturen nun einmal. So ist Satire wahrnehmbar. Die vorliegende Zeichnung, die halte ich aber für harmlos, weil vorwiegend freundlich.

Leseranwalt
Sie sei seit 1961 treue Leserin, schreibt die Abbestellerin. Da frage ich mich: Trennt man sich dann wegen einer unliebsamen Karikatur von der Zeitung? Die Frau kommt auf Kästner zurück und zitiert mit Hinweis auf unseren Karikaturisten, „... ach, die Bosheit ist unheilbar, und die Güte stirbt als Kind.“

Ich erkenne in der Kündigung ein Indiz dafür, dass die Debatten um die Rentenfinanzierung manchen Menschen wirklich arg unter die Haut gehen. Noch wage ich nicht, schon einen Generationenkonflikt auszumachen. Die Frau zählt zu den Verursachern des Rentendesasters die medizinische Forschung. Durch sie würden unzählige Menschen ein biblisches Alter erreichen.

Leseranwalt Grafik
Die Abbestellerin mutmaßt, Bruns werde sich später nicht so gern an diese Karikatur zurückerinnern. Denn wer das Alter verächtlich mache, spucke sich in die eigene Suppe! Sie wünscht ihm, dem Karikaturisten, ein langes Leben. Ich unterstelle der Frau nicht, dass sie das bösartig meint.

Durchgerungen habe ich mich dazu, Ärger selbst dann zu tolerieren, wenn er Freiheiten der Medien ignoriert. Und wenn die Abbestellung noch so schmerzt. Hoffnung bleibt mir, dass die Leserin zurückkehrt, weil vielleicht bei ihr Güte nicht als Kind gestorben ist.

 
 
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