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SCHWEINFURT
Zu Guttenberg sollte ein interessierter Bürger bleiben
Nadine Klikar
 |  aktualisiert: 11.10.2017 03:29 Uhr

Das gibt es wohl nur in Bayern. Da spricht Kanzlerin Angela Merkel in Erlangen, und 100 Kilometer entfernt in Kulmbach zieht einer, dessen tiefer Fall 2011 die Schlagzeilen beherrschte, die mediale Aufmerksamkeit auf sich und wird plötzlich wieder gefeiert wie ein Popstar. Er habe alle Konsequenzen ertragen, hatte Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem ersten Wahlkampfauftritt Ende August gesagt. Jetzt sei auch irgendwann mal gut. Wann gut ist, bestimmt also er, der sich nach dem Skandal um seine in weiten Teilen abgeschriebene Doktorarbeit in die USA verzogen hatte und nun wie das weiße Kaninchen von CSU-Chef Horst Seehofer aus dem Wahlkampf-Hut gezaubert wurde.

Reden, das kann zu Guttenberg, provozieren auch und schmeicheln sowieso. Bei Merkel ist das Land in guten Händen, betont er – der wie er selbst sagt – als interessierter Bürger und ganz ohne politische Ambitionen für die Union auf Stimmenfang geht. Und während er das so tut, kann man ihn förmlich vor sich sehen, den Horst Seehofer, wie er selbstzufrieden dem Beifall lauscht, den der ehemalige Verteidigungsminister einheimst.

Was passiert, wenn zu Guttenberg Minister wird?

Dass der bayerische Ministerpräsident den einstigen Hoffnungsträger zu gerne wieder in die Politik zurückholen würde, daraus macht er kaum einen Hehl, ebenso wenig wie aus der Tatsache, dass er ihn zum Minister machen möchte. Ob Seehofer zu Guttenberg auch seine Nachfolge an die Brust heften möchte, darüber wird heftig spekuliert. Aber was passiert, wenn Seehofers Pläne aufgehen? Immerhin ergab eine Umfrage, dass 45,8 Prozent der Deutschen für eine Rückkehr des 45-Jährigen in die Bundespolitik sind. Ein beliebter Politiker wäre zu Guttenberg ohne Zweifel, aber auch einer, der ein massives Glaubwürdigkeitsproblem hat.

Und das hat weniger mit seiner Doktorarbeit zu tun, als vielmehr mit der Art und Weise, wie er mit den Vorwürfen umgegangen ist. Da kam kein aufrechtes: Jawohl, ich habe Mist gebaut, ich ziehe meine Konsequenzen. Nein, zu Guttenberg hat sich gewunden. Die Vorwürfe erst als „abstrus“ zurückgewiesen, um dann doch „gravierende Fehler“ einzugestehen und schließlich Doktortitel und Amt des Verteidigungsministers abzugeben. Aber all das erst, als es keinen anderen Ausweg mehr gab. Das war weder tugendhaft noch vertrauenswürdig.

Zu Guttenberg hatte wohl gehofft, er, der Shootingstar der CSU, der zeitweise nach Umfragen beliebteste Politiker Deutschlands, könne die Sache aussitzen. Aber da hatte er sich geirrt und er irrt sich, wenn er glaubt, dass er diese Affäre einfach vergessen machen kann. In Bierzelten mögen ihm die Massen zujubeln, wenn er gar mit der Plagiatsaffäre kokettiert, indem er vom bereitgestellten Pult wegtritt, damit keiner behaupten könne, er habe seine Rede abgeschrieben.

Deutschland braucht Politiker, die glaubwürdig sind

Aber zu Guttenberg tut sich und der CSU keinen Gefallen, wenn er in die Politik zurückkehrt. Sobald er sich den geringsten Fehltritt leistet, wird ihn der Skandal von damals schneller einholen als ein Porsche einen alten Brauereigaul. Werden sich die Medien und die politischen Gegner auf ihn stürzen, ihn auf seine Fehltritte reduzieren und damit seinen politischen Handlungsspielraum empfindlich einschränken.

Und zu Guttenberg tut Deutschland keinen Gefallen mit einer Rückkehr in die Politik. In Zeiten, in denen Terroranschläge, Flüchtlingskrise und wachsende Kriminalität die Bevölkerung verunsichern, Parteien wie die AfD mit rechtspopulistischen Parolen erfolgreich auf Stimmenfang gehen, braucht es Politiker, die Klartext reden und dabei vor allem eins sind: glaubwürdig. Karl-Theodor zu Guttenberg hat seine Glaubwürdigkeit vor sechs Jahren eingebüßt. Und es braucht mehr als ein paar Bierzeltauftritte, um diese wiederherzustellen. Daher bleibt zu hoffen, dass er genau das bleibt, was er sagt, nur ein interessierter Bürger.

 
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  • R.Silber
    Guttenberg hat Ausstrahlung und Charisma, jede Wette, wäre er als Bundeskanzlerkandidat der SPD gegen Merkel angetretten, die SPD würde stärktste Partei in Deutschland werden. Die Menschen mögen Merkel nicht, aber es gibt keine Alternative. Schulz hat so viel Charisma wie eine Bohrmaschine. Er möchte den Menschen das Gefühl vermitteln, er sei einer von ihnen, aber keiner nimmt ihm das ab. Die ersten 5 Minuten sind noch einigermaßen spannend wenn er spricht, danach beginnt er zu langweilen. Die SPD hat seit Schröder keinen Mann mehr in den eigenen Reihen, der Ausstrahlung und Überzeugungskraft hat. Linder ist das Paradebeispiel, er kann vor lauter Kraft kaum laufen so viel Erfolg hat er. Der Erfolg der FDP hängt zu 90 % am Tropf von Lindner, was natürlich nicht ungefährlich ist. Es waren immer Typen wie Strauss, Schmidt oder auch Schröder, die ihre Wähler auf Grund ihrer Ausstrahlung in den Bann gezogen haben; Guttenberg ist einer von diesen Typen.
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  • wwf50@t-online.de
    "braucht es Politiker, die Klartext reden und dabei vor allem eins sind: glaubwürdig"

    Na, dann nennen Sie doch mal den Einen oder Andern Politiker der dafür in Frage käme.
    Merkel etwa? Eine kleine Auswahl von Klartext und Glaubwürdigkeit: "Mit mir wird es keine Maut geben!" Erst Laufzeit der AKW`s verlängert, danach über Nacht Ausstieg aus der Atomkraft. Vielleicht merken Sie jetzt, warum sich über 45% der Deutschen einen Mann wie Guttenberg zurück wünschen.
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  • al-holler@t-online.de
    Dieser Satz, den Sie da nennen, ist doch eh nur eine hohle Phrase und unter Bezugnahme aus (ausgerechnet Guttenberg) fast schon und anständig!
    Immerhin hat der - ich will die alte Diskussion aber nicht noch einmal aufmachen - niemandem geschadet.
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  • al-holler@t-online.de
    Brichtigung:
    "... auf (ausgerechnet) Zu Guttenberg..."
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  • al-holler@t-online.de
    Sehr geehrte Frau Klikar,
    da hat Ihnen wohl der Herr Stern - wo ist der eigentlich abgeblieben - "die Hand geführt", auch wenn sie dessen viele Möglichkeitsfloskeln (würde, hätte usw.) gefl. zu vermeiden scheinen.
    Außerdem hat mittlerweile sogar die SZ "verziehen", wenn sie am 01.09. unter dem Titel "Guttenberg Der gefallene Held der CSU ist wieder da" schreibt "Sechseinhalb Jahre nach seiner Plagiatsaffäre hat Guttenberg das Recht auf Rückkehr"!!
    Mit scheint, Sie eher die Sorge geleitet, der "gefallene Held" könne zurückkehren und wieder Erfolge feiern.
    Im übrigen, das aber nur am Rande, verwehren Sie ihm gerade das, was jeder für sich ganz selbstverständlich beansprucht, nämlich die zweite Chance nach dem Fall....
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