Vergangene Woche teilte der Bundeswahlleiter mit, dass 48 Parteien für die Bundestagswahl im September zugelassen sind. Darunter auch ganz neue, etwas exotisch anmutende Parteien, wie die V-Partei³. Prominenteste Vertreterin der „Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer“ ist die im Landkreis Main-Spessart lebende Ex-Schauspielerin Barbara Rütting. Redakteur Benjamin Stahl fragte die 89-Jährige in einem „Samstagsbrief“, was sie in ihrem politischen Engagement antreibt. Und bekam nun Antwort.
„Die Antwort ist ganz einfach“, schreibt Rütting. Vor drei Jahren habe sie wieder einmal an einer Blockade der in der Eifel stationierten amerikanischen Atomraketen teilgenommen. „Die Polizisten wollten mich nicht in Gewahrsam nehmen, obwohl ich straffällig geworden war“, so Rütting. „Einige kannten mich aus meinen Filmen, die anderen aus meinen vegetarischen Kochbüchern, wieder andere hatten Kinder, die im Tierschutz engagiert waren. Der Vorgesetzte wurde gerufen. Auch er fragte: Aber Frau Rütting, warum tun Sie sich das denn immer noch an, Sie müssen doch schon so alt sein wie meine Mama! Damals habe ich spontan geantwortet: Weil es getan werden muss!“
Oft sei sie kurz davor gewesen, „zu verzweifeln und aufzugeben“. Doch sie habe sich geschworen, den Mund aufzumachen „für alle, die ausgebeutet werden, seien es Menschen, Tiere oder die Natur – da kann ich doch nicht in meinem idyllischen Häuschen sitzen und mein Barbara-Rütting-Brot knabbern, da muss ich doch meinen Mund aufmachen, solange ich nach Luft schnappen kann.“
Viele hätten auf sie gehört, so Rütting weiter: „Allein durch meine über 20 Bücher und die vielen Vorträge zu meinen Themen gesunde Ernährung, Verbraucher- und Tierschutz habe ich in drei Generationen Menschen zu mehr Gesundheit und Lebensfreude verhelfen können. (...) Die Samen, die ich ausgesät habe, tragen jetzt Früchte, sodass ich kurz vor meinem 90. Geburtstag sagen kann: Diese letzte Phase ist die glücklichste meines Lebens.“
Seit 50 Jahren sei sie Vegetarierin, seit sechs Jahren Veganerin. „Ernährung ist längst keine Privatangelegenheit mehr“, ist die 89-Jährige aus Michelrieth überzeugt. „Selbst mit Messer und Gabel trägt jeder von uns dazu bei, ob diese Erde noch zu retten ist oder nicht. Und: das Gebot, du sollst nicht töten, sollte endlich auch in Bezug auf die Tiere gelten.“ Die Menschheit wird nur überleben, „wenn sie ihre Ernährung zumindest in Richtung vegetarisch ändert“. Ihre Partei sei die Einzige, die diese „nicht gerade populäre Forderung“ stellt.
ONLINE-TIPP
Barbara Rüttings Antwort gibt's unter www.mainpost.de/samstagsbrief