Im Grünen kennt sich Annalena Baerbock wohl noch nicht so gut aus. Deshalb passierte ihr unlängst in Brandenburg – wo die Kanzlerkandidatin der Wald- und Wiesenpartei antritt – ein peinliches Missgeschick: Sie verwechselte eine Waldlichtung in Biesenthal mit dem 50 Kilometer entfernten Oderbruch. Zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt: Die Behauptung, Würzburg liege an der Würz, stammt nicht vor ihr. Und dass Politiker mal ein bisschen die Orientierung verlieren – das ist schon anderen passiert. Christian Ude (SPD) wähnte Aschaffenburg in Oberfranken, Horst Seehofer (CSU) in Westbayern. Donald Trump (ein US-Präsidenten-Darsteller) behauptete: „Belgien ist eine wunderschöne Stadt.“ Angela Merkel verlegte einen CDU-Parteitag von Karlsruhe nach Stuttgart – was ihr die Badener lange nicht verzeihen konnten. Bundespräsident Heinrich Lübke behauptete nach einer Japanreise, er sei nicht in Osaka, sondern in Okasa gewesen. Ortsunkundig erwies sich auch CSU-Übervater Franz-Josef Strauß, als ihn 1971 in Manhattan „die Lust auf ein Glas Bier“ morgens um drei aus dem Hotel trieb. Was lag da näher, als die erstbeste Dame nach dem Weg zu fragen? Leider war sie von einer Dame so weit entfernt wie Annalena Baerbock vom Oderbruch – und am Ende fehlte Strauß neben der Orientierung auch die Brieftasche. Was lehrt das Baerbock und uns? „Ein grader Blick am rechten Orte, tut mehr als hundert gute Worte“, würden Pfadfinder sagen. Frau Baerbock könnte aber auch Strauß zitieren und Orientierungsfehler einfach zur Tugend erklären: „Ich bin immer da, wo man mich nicht vermutet.“
Unterm Strich: Eine Frage der Orientierung
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