Längst geht es bei Adventskalendern nicht mehr um Besinnlichkeit oder zumindest den Verkauf von Schokolade. Sie werden hemmungslos für Werbezwecke missbraucht: Duft-Teelichter, Teebeutel, Flachmänner, Kaffeekapseln, Spielzeugautos, Puppenzubehör oder Erotisches für Erwachsene wie Kalender-Girls und -Boys in nicht der Jahreszeit angepasster Kleidung. Sogar 24 Türchen „Schwanger im Advent“ sind im Angebot, „für alle werdenden Mütter“. Werdende Väter greifen eher zum Kalender ihres Fußball-Vereins. Bayer Leverkusen musste seinen Kalender einstampfen, weil er das Stadion mit der Bandenwerbung eines Sponsors zeigte, mit dem sich der Verein zerstritten hat. Auch der FC-Bayern hatte Pech: Sein Kalender war schon vor dem Trainerwechsel fertig. Nun gibt es Tür Nr.19 zum Selbstaufkleben mit Jupp Heynckes statt Ancelotti. Aber der Hammer ist der Adventskalender der europäischen Polizeibehörde Europol im Internet – mit Steckbriefen gesuchter Verbrecher: 24 Tage lang wird jeden Tag ein flüchtiger Schwerverbrecher aus einem anderen Mitgliedstaat gezeigt. Europol setzt auf „Advent Advent – Verbrecher, rennt!“ Die Fahnder hatten im Januar die Internetseite www.eumostwanted.eu mit Fotos und Beschreibungen von Europas meistgesuchten Verbrechern eingerichtet. 24 von ihnen wurden seitdem festgenommen. Neun Verhaftungen gingen Europol zufolge direkt auf die große Medienaufmerksamkeit sowie auf Hinweise aus der Bevölkerung zurück. Nun hofft Europol, an Heiligabend ein „schönes Geschenk“ in Form weiterer Festnahmen präsentieren zu können.