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Standpunkt: Kompromiss gegen die Ohnmacht
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 11.08.2019 02:11 Uhr

Europas Bürger haben sich alle Unerträglichkeiten ansehen und anhören müssen: Bilder von toten Kindern an den Stränden, Berichte von ertrunkenen Flüchtlingen, Schilderungen unmenschlicher Behandlungen von Hilfesuchenden in jenen Auffanglagern, die die europäischen Staats- und Regierungschefs einst als Wundermittel gegen die Migrationsströme zu verkaufen versuchten. Die Öffentlichkeit ist betroffen, die Innenminister sind es offenbar auch. Zumindest sagen sie das und scheitern dann doch.

Der Streit um eine Asyllösung kann nicht noch weiter eskalieren. Appelle an die Solidarität verhallen seit Jahren mehr oder minder ungehört. Dabei gibt es de facto in der EU längst das, woraus man eine Übergangslösung basteln könnte: eine Koalition der Willigen. Mit dem Diktat der Umverteilung kommt diese Gemeinschaft nämlich nicht weiter. Die Forderung nach fairen Quoten mag sachlich richtig sein, politisch bleibt sie nicht praktikabel. Das muss man bedauern. Aber inzwischen verstellt dieser Vorschlag jeden Weg zu einer Überwindung des Stillstands. Es geht nur voran, indem die EU mithilfe der Willigen tief in den politischen Werkzeugkasten greift und viele Instrumente nutzt. Dazu gehört an vorderster Stelle eine Trennung von jenen unsäglichen Absprachen mit Libyen. Dieses Land ist nicht in der Lage, die humanitären Vorstellungen der EU zu erfüllen. Stattdessen sollte Europa anderen Partnern in der Region beim Aufbau von Asylsystemen helfen – Mittel dazu gäbe es. Zumal die Union mit Visa-Erleichterungen und Aufbauhilfen einiges zu bieten hätte, was vor Ort dringend gebraucht wird.

Intern müssten sich die Länder, die zur Aufnahme bereit sind, zu einem Bündnis verpflichten, Kapazitäten einräumen, um den Südstaaten zu widersprechen, die dann eben nicht mehr alleine stünden. Dazu würde auch eine raschere Realisierung der Frontex-Aufrüstung gehören, um bei Grenzkontrollen und Seenot-Rettung zu helfen. Eine provisorische Regelung mag unbefriedigend sein. Aber sie würde wenigstens dazu führen, dass das gegenwärtige Desaster abgemildert wird, bei dem man die Umsetzung humanitärer Standards wenigen mutigen Helfern und Kapitäninnen zuschiebt.

 
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