Papstreisen werden als Pastoralreisen bezeichnet, ihr Schwerpunkt liegt auf der Seelsorge. Die Menschen in den besuchten Ländern, so die Idee, wollen die Heilsbotschaft des Papstes aus nächster Nähe hören. Die Mexiko-Reise von Papst Franziskus spielte sich einerseits auch in diesem pastoralen Rahmen ab. Das zeigten unter anderem die Reaktionen der Mexikaner, die dem 79-jährigen Argentinier auf allen Stationen einen triumphalen Empfang bereiteten. Die Botschaft des Papstes ist bei den Mexikanern angekommen, sie war jedoch auch hochpolitisch.
Selten hat Franziskus deutlicher Position bezogen als auf der Mexiko-Reise, bei der seine Aufmerksamkeit noch deutlicher und konzentrierter als bisher Schwachen, Ausgegrenzten und Vergessenen galt. Das ist insbesondere im Hinblick auf den laufenden US-Wahlkampf von Bedeutung, der seine ideologischen Ränder in den rechtspopulistischen Forderungen des Republikaners Donald Trump und den sozialistischen Ideen des Demokraten Bernie Sanders hat. Franziskus gerierte sich in Mexiko, nur einen Steinwurf von den USA entfernt, als eine Art Bernie Sanders der katholischen Kirche.
Gesten und Worte des Papstes waren politisch eindeutig links verortet. Mit seiner Fahrt an die unüberwindlich scheinende Grenze zwischen Mexiko und den USA forderte Franziskus implizit einen menschenfreundlicheren, also weniger rigiden Umgang mit Migranten. Auch seine Kapitalismuskritik und die im südmexikanischen Staat Chiapas geäußerte Forderung nach einem harmonischen und respektvollen Umgang mit der Natur nach dem Vorbild der indigenen Bevölkerung haben erneut überdeutlich gezeigt, wo Franziskus steht: weit links der politischen Mitte. Ob es gefällt oder nicht, Franziskus bezieht Position.