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Standpunkt: Eine andere Landwirtschaft
Von Christian Grimm red.politik@mainpost.de
 |  aktualisiert: 28.08.2019 02:11 Uhr

Die moderne Landwirtschaft hat höchst selten mit den Bilderbuch-Welten unserer Kindheit zu tun. Beherrscht von der industriellen Logik geht es darum, um jeden Preis zu wachsen. Das heißt, als Betrieb größer zu werden, um die Produktionsmittel effektiver einsetzen zu können. Auf dem Rücken von Tieren und der Umwelt profitieren gerade die Deutschen davon. Lebensmittel sind hierzulande so billig wie in fast keinem anderen Industrieland. Nur eine der Folgen der industriellen Massentierhaltung mit Tausenden, zum Teil Zehntausenden, Tieren pro Stall ist viel zu viel Gülle, die auf die Äcker gesprüht wird. Die Überdüngung sorgt dafür, dass die Grundwasserqualität in Deutschland zu den schlechtesten in Europa gehört. All dies ist seit Jahrzehnten bekannt, an der industriellen Logik der Landwirtschaft hat sich nichts geändert.

Den Bauern vorzuwerfen, sie müssten nicht mitmachen in diesem brutalen Kampf um Größe, wäre billig. Der Markt mit seiner weltweiten Konkurrenz lässt ihnen keine Wahl. In diesem Spiel können sich die europäischen Bauern nur halten, weil sie jedes Jahr Subventionen in Milliardenhöhe von der EU erhalten. Bisher gibt es Geld für schiere Masse. Das muss sich ändern, um eine bessere, nachhaltige Landwirtschaft zu ermöglichen. Der Ansatz, mit diesem Geld diejenigen zu belohnen, die auf das Wohl der Tiere achten und sorgsam mit Wiesen und Feldern umgehen, ist richtig. Aber selbst mit der Umstellung lässt sich nur die halbe Agrarwende schaffen.

Die andere Hälfte muss von Verbrauchern kommen. Beim Einkauf im Supermarkt müssen sie bereit sein, deutlich mehr für Brot, Milch, Wurst, Käse, Obst und Fleisch zu bezahlen. Denn wenn auf Unkrautvernichter verzichtet wird und Kühe und Schweine im Stall mehr Platz haben, wird die Produktion teurer. Erst dadurch werden Bauernhöfe aber wieder zu den Orten, wie wir sie aus Kinderbüchern und der Werbung kennen. Auch dann wird dort nicht das Paradies ausbrechen, sondern viel und hart gearbeitet werden müssen – allerdings zum Wohle von Umwelt, Tieren und Verbrauchern.

 
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    Ist ja nicht so als würden alle in Deutschland "produzierten" Tiere in Deutschland gegessen werden...
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  • D. E.
    Das ist mir zu billig wieder alles auf den Verbraucher zu schieben. Wenn Konsens besteht wir wollen eine andere Landwirtschaft, dann muss Politik die Rahmenbedingungen/Gesetze schaffen.
    Wir können es doch nicht dem Verbrauchern überlassen ob billige Klamotten aus Asien mit Kinderarbeit produziert und hier verkauft werden?
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