Dass wir an dieser Stelle einmal die Politik-Berichterstattung von RTL II loben, wer hätte das gedacht. Aber der Sender hat es verdient. „Endlich Klartext! Der große RTL II Politiker Check“ ist ein starkes Format, präsentiert von Abdelkarim. Der deutsch-marokkanische Comedian geht mit Politikern dorthin, wo das wahre Leben spielt, und konfrontiert sie mit Menschen, die die Konsequenzen ihrer politischen Ideen ausbaden sollen oder müssen.
Eindrucksvoll, wie Abdelkarim AfD-Mann Lars-Erik Holm zu einem schwulen Paar und seinen zwei dunkelhäutigen Kindern aufs Sofa bittet (Bild). Oder wie Lencke Steiner von der FDP hart schuftenden Menschen erklären soll, warum ihre Partei das Arbeitszeitgesetz liberalisieren möchte. Oder wie CDU-Vordenker Jens Spahn ins Stottern gerät, wenn er seine Rentenpläne – bei einem Gläschen Eierlikör – einer Seniorin beizubringen versucht, die, um zu überleben, neben der Rente arbeiten muss. Klasse, da kommt wirklich Spannung auf, da passiert auch mal etwas Unerwartetes.
Fragt man sich nur, warum so eine Sendung nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen läuft. Bei RTL II sucht die niemand, die Einschaltquote der ersten Folge war mit 400 000 Zuschauern entsprechend schlecht. Diesen Dienstag um 23.15 Uhr folgt der zweite Teil. Dann muss unter anderem die Linke Sahra Wagenknecht einem geflüchteten syrischen Filmemacher erklären, warum sie einen militärischen Eingriff in seiner Heimat ablehnt. Kerstin Andreae von den Grünen wird mit einer Großfamilie konfrontiert, die auf ihren Diesel nicht verzichten kann. Unbedingt einschalten.
Was die Wahlgeschenke an den Infoständen betrifft, haben uns die Grünen dieser Tage mit Basilikum-Samen beglückt. Auf dass das Land ergrüne. Könnte nur sein, dass es etwas dauert, bis die Saat aufgeht. Recht praktisch sind auch die Sitzkissen, die die CSU beim Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bad Kissingen verteilt hat. Und die Botschaft? Die CSU für'n Hintern? Gemein, gemein...
Schön war auch in Bad Kissingen zu erleben, wie Merkel jetzt bei CSU-Veranstaltungen sogar die Bayern-Hymne singt. Was die Kanzlerin da wohl im Gegenzug von Horst Seehofer erwarten darf? Einen Auftritt mit „Angie“ von den Rolling Stones auf Rügen? Wenn's Stimmen bringt, macht der CSU-Chef bestimmt auch da mit.
Ach ja, und dann müssen wir hier auch einmal über die einzige mainfränkische Kandidatin der Satire-Partei „Die Partei“ sprechen. Andrea Kübert tritt in Würzburg an. Ihre Forderungen nach einer „Bierpreisbremse“ und einem „Recht auf Riesling“ kann man ungesehen unterschreiben. Zudem versteht sie sich als „Fürsprecherin“ für Männer. Das hat sie – tief dekolletiert – dem Kollegen aus der Würzburger Lokalredaktion erklärt. Ihr wichtigstes Wahl-Argument aber lautet: „Wir von der Partei lügen 40 Prozent weniger als die anderen.“ Da lohnt es sich, einmal nachzurechnen. Fotos: RTL II, M. Czygan, D. Peter